Frankreichs neuer Ernst Thälmann heißt Jean-Luc Mélenchon

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Ernst Thälmann, Teddy, Quelle: OpenClipart-Vectors, Pixabay License, Freie kommerzielle, Nutzung, Kein Bildnachweis nötig

„Ernst Thälmann (oder einfach nur Teddy) lebt“ lautete eine politische Parole der SED. In Frankreich hat Thälmann mit Jean-Luc Mélenchon nun einen Wiedergänger gefunden. Sicher hätte Thälmann sich nicht so abschätzig über die Arbeiter („Sie schwitzten morgens Alkohol … Sie rochen schlecht … Fast alle waren fettleibig.“) geäussert wie Mélenchon, wie der François Ruffin, Melenchons politischer Ex-Ziehsohn, jüngst enthüllte. Aber Melenchons politischer Wir-Oder-Sie-Kurs, mit dem er alle republikanischen Kompromisse mit Parteien der Mitte ablehnt, steht in der gleichen stalinistischen Tradition, die Thälmann einst exekutierte.

Mit dem durch das Wahlrecht begünstigten Erfolg bei den letzten Parlamentswahlen wären Mitte-Links-Koalitionen möglich gewesen. Durch seine Blockade trug Melenchon dazu bei, das politische Gefüge der Republik deutlich nach rechts zu verschieben, so dass die neue Regierung letztlich von der Gunst Marine Le Pens abhängt, ein vielleicht historisches Versagen.

Wie stets in solchen Situationen rief Mélenchon zu landesweiten Demonstrationen wie am letzten Samstag, die aber nur noch spärlichen Zulauf fand en(Foto: Demo in Montpellier am 21. 9.). Der Versuch, den Volksfront-Mythos der dritten Republik neu zu beleben, ist implodiert.

Nun hat Carole Delga, mit fast 60 Prozent wieder gewählte sozialistische Präsidentin von Okzitanien und mögliche Kandidatin für die Nachfolge Emanuel Macrons, sich von der Volksfront abgewandt und warnt scharf vor „einer Unterwerfung unter die brutale und populistische Methode von Jean-Luc Mélenchon und seinen Leutnants: Heute ist die LFI für die Franzosen beängstigender als die RN. Das ist politisch destruktiv.“

Carole Delga steht für eine „Cassoulet-Linke“, die ein Teil der ländlichen Wählerinnen und Wähler Le Pens zurück gewinnen will. Heute trifft sie mit dem bei den Europawahlen erfolgreichen Raphaël Glucksmann zum traditionellen Treffen der Linken in Bram bei Carcassone in Okzitanien zusammen. Es könnte spannend werden, was dabei heraus kommt.

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