
Kein anderes deutsches Medienhaus hat seit dem Amtsantritt von Donald Trump dessen Politik und die Auftritte seiner Kumpane Musk, Vance, und Co mit so viel Empathie und Zustimmung begleitet wie Springer. Das reicht von der sprachlich misslungenen Beschwörung einer „strahlenden Morgendämmerung“ (https://www.welt.de/…/Jeff-Bezos-Der-Skandal-der…) durch Trump, Musk und Vance bis zur schäbigen Täter-Opfer-Verkehrung im „Welt“-Aufmacher zu Demütigung und Rauswurf Selenskys aus dem Weißen Haus (https://www.welt.de/…/Eklat-im-Weissen-Haus-Selenskyj…).
Dieser Kurs wurde von Springer-Verleger und Mit-Eigentümer Mathias Döpfner motiviert, gestützt und durch eigene Beiträge des Respekts für das Trump-Team begleitet. Nun hat Döpfner eine grundlegende Wende vollzogen. Mit bemerkenswerter Offenheit schreibt er über seine Fehleinschätzung: „Viele Transatlantiker – auch ich – wollten in den letzten Wochen immer noch hoffen, dass hinter provozierenden Reden und Posts doch irgendwie ein konstruktives Konzept steht. Eine Verhandlungs-Taktik, die zwar irritierend klingt, aber am Ende zu einem überraschend guten Ausgang führt, der Russlands Präsident Wladimir Putin einhegt und Europa und Amerika wieder eint. Man muss Donald Trump zwar ernst nehmen, aber nicht wörtlich, lautete die Losung der Hoffnung.
Diese Hoffnung ist zerstört. Trump meint, was er sagt. Und das hat nichts mehr mit dem Amerika zu tun, das rechtsstaatlich gefestigt über Jahrzehnte an der Seite Europas stand“ (https://www.welt.de/…/Eklat-im-Weissen-Haus-Trump-und…). Sein Kommentar endet mit der zutreffenden Feststellung: „Die verstörenden Bilder und Sätze aus dem Weißen Haus haben eines klargemacht: Wenn Europa die Ukraine fallen lässt, fällt Europa“.
Döpfners überraschender Kurswechsel sollte kein Grund für Häme sein. Die Lage der Welt und insbesondere die Europas ist so dramatisch, dass jeder gebraucht wird, der bereit ist, Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Auch späte Einsicht ist besser als keine.
Trotz einer eigenen Unternehmensverfassung ist Döpfners Konzern nach wie vor so autoritär strukturiert, dass nach seinem Auftritt flugs die Überschrift des gestern Abend erschienen Aufmachers der „Welt“ geändert und besonders grobe und abschätzige Formulierungen wie die, dass „Selenskyi hätte Schweigen müssen“, nachträglich entfernt wurden.
Nun wird es interessant sein, zu beobachten, wie sich die von Trumps Disruptions-Livestyle hochgradig faszinierten Herausgeber und Chefredakteur der „Welt“ auf Döpfners Wende einstellen.
Quelle: Franz Sommerfeld