Der Fall Julian Reichelt – Die „Berliner Zeitung“ schützt ihre Informanten im Zweifel nicht

Zeitungskiosk, Foto: Stefan Groß

Seit heute muss jedem klar sein: Die „Berliner Zeitung“ schützt ihre Informanten im Zweifel nicht.

Wie der „Spiegel“ berichtet (https://www.spiegel.de/…/berliner-verlag-lieferte…), hat Holger Friedrich, Verleger der „Berliner Zeitung“, die Juristen seines Kollegen Mathias Döpfner, Chef des Springer-Konzerns, darüber informiert, dass Julian Reichelt ihm betriebsinterne Nachrichten seines Ex-Konzerns zur Verwertung angeboten habe. Durch diese Information steigen Springers Chancen im Verfahren gegen den ehemaligen Chefredakteur von „Bild“ erheblich.

Der Schutz von Informanten für Medien vor staatlichen Zugriffen ist durch mehrere Urteile des Bundesverfassungsgerichts gestärkt worden. Das schützt Informanten allerdings nicht vor der Willkür von Verlegern, die sich wie Döpfner und Friedrich zur Einmischung in die Arbeit ihrer Redaktionen bekennen.

Es ist journalistisches Handwerk, Informationsangebote aus ethischen oder anderen Gründen abzulehnen. Aber denjenigen, den die Informationen betrafen, dann darüber zu informieren, zerstört die Grundlagen jeder journalistischer Recherche. Wer kann denn sicher sein, dass ein solcher Verleger nicht auch in anderen Fragen eingreift, aus Motiven, die niemand im voraus zu ahnen weiss.

Nur wenn der Schutz des Informanten unabhängig von Person und Art der Information gewährleistet ist, können Medien die ihnen zugeschriebene Wächterfunktion im öffentlichen Leben wahr nehmen. Wer das Vertrauen in journalistische Integrität so dreist verletzt wie Holger Friedrich, schadet den Medien und ihrem Ansehen. Das Misstrauen wächst.

Für die Berliner Zeitung ist das bitter, weil sich der neue Chefredakteur Tomasz Kurianowicz spürbar bemüht, das Blatt journalistisch zu stabilisieren.

Quelle: Facebook