AFD wie Ulf Poschardt bedienen sich der Toten von Magdeburg, um ihre jeweilige Agenda zu verfolgen

Weihnachtsmarkt, Weihnachtsstand, Verkauf., Quelle: garten-gg, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Der Sympathisant

Es ist zu erwarten, dass der Terroranschlag in Magdeburg den Bundestagswahlkampf und die deutsche Gesellschaft nachhaltig prägen wird. Auch wenn nach dem bislang bekannt Gewordenen der Täter als bekennender Islam-Feind der AFD nahe stand und den nicht nur von Christian Lindner geschätzten AFD-Freund Elon Musk verehrte (https://www.zeit.de/…/magdeburg-weihnachtsmarkt-taeter…), sein Anschlag also eher in der Tradition der rechtsextremistischen Anschläge von Breivik (77 Tote) und Christchurch (51 Tote) steht als in der islamistischer Mordtaten, wird er letztlich den Rechtsextremisten nutzen. Sie werden von der Tat ihres Sympathisanten profitieren.

Dafür weist „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt den AFD-Extremisten einen Weg, in dem er den Anschlag zum „Angriff auf eines der letzten populären Symbole des Christlichen“ stilisiert (https://www.welt.de/…/Tote-bei-Anschlag-in-Magdeburg...). Würde er sich im christlichen Glauben auch nur ein wenig auskennen, wüsste er, dass Weihnachtsmärkte nun überhaupt nichts mit christlichem Glauben zu tun haben, sondern eher an die Vertreibung der Händler durch Jesus aus dem Tempel (https://www.bibleserver.com/HFA/Matthäus21) erinnern. Gar nicht zu reden davon, dass Magdeburg zu den gottlosesten Regionen Deutschlands mit einem Anteil von 14 Prozent Christen zählt.

Mit solcher Art von Kulturkampf versuchen sich die Extremisten als Kämpfer für Abendland und Christentum einen moralischen Überbau zu verschaffen. Beide, AFD wie Poschardt, bedienen sich der Toten von Magdeburg, um ihre jeweilige Agenda zu verfolgen, die einen wollen die demokratische Ordnung schleifen, der andere freut sich über Agitationsmaterial für seinen Kleinkrieg gegen rot-grün. Musk wiederum will den deutschen Bundeskanzler stürzen. Sie alle scheren sich nicht um die Opfer.

Aber auch die klassischen Parteien trauen sich nicht, dem Bürger zu erklären, dass solche Attentate letztlich nicht immer zu verhindern sind und die Gefahr in einer sich gerade grundlegend neu ordnenden globalisierten Welt weiter wachsen wird. Das ist kein Freibrief, nicht alles zu tun, um die Menschen zu schützen. In Magdeburg wird nach ersten Berichten zu untersuchen sein, warum der Täter nicht durch Betonpoller an der Einfahrt auf den Markt gehindert und offenbar vorliegende Warnungen nicht Ernst genommen wurden. Die Hürde für Anschläge muss so hoch wie möglich gelegt werden.

Während die AFD-Extremisten die Illusion pflegen, die globalisierte Welt ließe sich mit ihrer Hilfe wieder zurück in die (ja auch nicht glückliche) Vergangenheit drehen, haben die klassischen demokratischen Parteien mit einer Laissez-faire-Haltung die Bedrohung durch Islamisten über lange Zeit verdrängt. Sie haben die Schlüsselfrage der Gegenwart, die weltweiten Wanderungsbewegungen, als Schicksal hingenommen, in Deutschland noch unter fälschlicher Berufung auf das Asylrecht. Nun beginnen sie, überhaupt den Anspruch zu erheben, diese Prozesse steuern und auf sie Einfluss nehmen zu wollen. Das geschieht spät.

Ob es reicht, um zu verhindern, dass autoritären Bewegungen auch in Deutschland der Durchbruch gelingt, wird sich zeigen; die Bundestagswahl in wenigen Wochen wird weiteren Aufschluss geben. Jeder Anschlag, selbst der eines Sympathisanten, spielt denen in die Hände, die die hiesige Ordnung zerschlagen wollen.

Quelle: Franz Sommerfeld