Judith Könemann/Marie-Theres Wacker (Hrsg.): Flucht und Religion. Hintergründe – Analysen – Perspektiven, Aschendorff Verlag, Münster 2018, ISBN: 978-3-402-12310-2, 36 EURO (D)
Die zunehmende Migration und Flucht in westliche Staaten, auch in die BRD bietet große Herausforderungen Dieses Sammelband beschäftigt sich mit der Rolle von Religion für ein gelingendes Zusammenleben unter den Bedingungen kultureller, ethnischer und religiöser Pluralität möglich ist und welcher Kompetenzen es bedarf, mit Pluralität und Heterogenität umzugehen. Das Buch entstand aus einer Ringvorlesung im Wintersemester 2016/18 der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster.
So wird der Frage der Ambivalenz von Religion in ihren friedensfördernden wie auch gewaltförmigen Potentialen nachgegangen und die Frage nach einem möglichen Beitrag von Religion zum Gemeinwohl sowie die Möglichkeiten einer interkulturellen und interreligiösen Bildung und Gemeinsamkeiten behandelt. Dabei wird davon ausgegangen, dass Religion transnational gedacht werden muss und Konflikte nur in interreligiösem Dialog gelöst werden können.
Im ersten Teil des Sammelbandes werden in sechs Essays von verschiedenen Personen politische und historische Rahmenbedingungen und Hintergründe über Fluchtursachen, die Herkunft der Geflüchteten und Chancen ihrer Aufnahme vorgestellt. Dabei werden Flucht und Migration aus Syrien, aus Afrika, Ländern der ehemaligen UdSSR, Menschenrechte, die rechtlichen Rahmenbedingungen von 1992 bis in die Gegenwart und ein Erfahrungsbericht mit Geflüchteten aus dem Vorderen Orient präsentiert.
Im zweiten Teil geht es um die Potentiale von Religion für ein gelungenes Miteinander und die Eingliederung von Geflüchteten in die Gesellschaft. Dabei werden wiederum in der Form von Essays von verschiedener Seite aus die Figurationen von Raum, Zeit und Flucht in der Ideengeschichte des Islams, Aussagen des Alten Testamentes zur Migration, das Recht auf Menschenwürde und Individualität, Konturen einer Ethik von globaler Migration, die Möglichkeiten von Religion in der Einwanderungsgesellschaft und die Potentiale von interreligiöser und interkultureller Bildung behandelt. Im Anhang werden noch die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes näher vorgestellt.
Der Vorteil des Sammelbandes liegt darin, dass das Thema Flucht und Religion aus unterschiedlichen religiösen Perspektiven behandelt wird und Interreligiosität als wichtige Ressource benannt wird. Die gesellschaftspolitischen, theologischen und rechtlichen Perspektiven werden ebenfalls auf hohem Niveau dargestellt. Bis auf einen Beitrag fehlen aber Erfahrungsberichte von kirchlichen Einrichtungen, Hilfsorganisationen und Ehrenamtlichen aus der Zivilgesellschaft, wie konkret Religion als Ressource in deren Arbeit eingebunden war und ist und welche Perspektiven dies eröffnen.