Neues Deutsches Fernsehen 2019: Keine Angst vor großen Themen
PRESSEMITTEILUN — Zerrüttete Familien, ungewöhnliche Generationenkonflikte, hochaktuelle Debatten – mal ernst, mal humorvoll. Auch in diesem Jahr präsentiert das 37. FILMFEST MÜNCHEN (27. Juni – 6. Juli 2019) die interessantesten deutschsprachigen TV-Produktionen der Saison. 16 Filme feiern in der Reihe Neues Deutsches Fernsehen ihre Weltpremiere und die gesamte deutsche Branche versammelt sich in München, um zu zeigen, wie vielfältig, spannend und mutig das deutschsprachige Fernsehen ist. Die Filme erzählen von alten Freundschaften, neuen Anfängen und letzten Chancen. Ihre Figuren bewegen sich in virtuellen Welten und an kriminellen Abgründen. Ausgangs- und Mittelpunkt ist dabei häufig die liebe Familie – mit all ihren Höhen und Tiefen.
Im Film wie im echten Leben führen familiäre Spannungen oft zu dramatischen, aber auch amüsanten Situationen: Rainer Kaufmanns „Und wer nimmt den Hund?“ etwa wirft einen humorvollen Blick auf das Thema Scheidung im bürgerlichen Milieu und zeigt die absurde Komik, die das Beziehungsaus eines Ehepaars (Martina Gedeck und Ulrich Tukur) nach vielen Jahren haben kann. In eine ähnliche Kerbe schlägt Ingo Raspers Komödie „Meine Nachbarn mit dem dicken Hund“. Auch hier beginnt die Geschichte mit einer Trennung. Die verlassene Susanne (Steffi Kühnert) bekommt neue Nachbarn: eine lässige Single-Mom und deren freche Tochter. An diese neue Situation muss sie sich erst einmal gewöhnen. Eine Art Ersatzfamilie bildet die Reisegruppe in „Der Sommer nach dem Abitur“ von Eoin Moore. Lakonisch und nostalgisch erzählt der Film von den Tücken und Glücksmomenten des Älterwerdens. Bei einem Roadtrip holen drei alte Freunde (Bastian Pastewka, Fabian Busch und Hans Löw) nach, was sie vor mehr als 20 Jahren verpasst zu haben glauben.
Verhängnisvolle Familienkonflikte
Mit den Schattenseiten familiärer Extremsituationen befassen sich gleich mehrere Filme. In Max Färbers „Ich brauche euch“ muss sich eine distanzierte, illusionslose Geschäftsfrau (Mavie Hörbiger) nach dem Tod ihrer Schwester plötzlich um deren verwaiste Kinder kümmern. Die coole Rockstar-Mutter (Maria Furtwängler) in Ariane Zellers „Nachts baden“ hat dagegen genug mit der eigenen Tochter zu tun. Als die junge BWL-Studentin Mama auf Mallorca besucht, kommt es zum unvermeidbaren Clash. Ein Generationenkonflikt mit vertauschten Rollen. Noch extremer geht es in Franziska Schlotterers Psychogramm „Totgeschwiegen“ zu. Der Ensemblefilm untersucht, wie Eltern (u.a. Claudia Michelsen, Laura Tonke und Godehard Giese) mit einem abscheulichen Verbrechen ihrer eigenen Kinder umgehen. Natürlich dürfen auch in diesem Jahr die besten Krimis nicht fehlen: In „Wiener Blut“ von Barbara Eder ermittelt eine Staatsanwältin (Melika Foroutan) im Fall eines vermeintlichen Selbstmords. Schnell stellt sich heraus, dass die Spuren nicht nur bis in höchste wirtschaftliche und islamistische Kreise, sondern bis in das Privatleben der Ermittlerin reichen.
Ed Herzogs „Ein verhängnisvoller Plan“ verwickelt einen Kriminalhauptkommissar in eine perfide Verschwörung, die ihn nicht nur seine Karriere und seine Familie, sondern auch das Leben zu kosten droht. Politisch wird das Verbrechen bei Jan Bonny in „Wir wären andere Menschen“. Die Eltern und der beste Freund von Rupert (Matthias Brandt) wurden von zwei Polizisten erschossen, die ungestraft davonkamen. 30 Jahre später kehrt er in seine Provinzheimat zurück, wo kurz darauf einer jener Polizisten (Manfred Zapatka) tot aufgefunden wird.
Familie im Spiegel der Gesellschaft
Das Politische im Privaten suchen und finden in diesem Jahr mehrere Filme. Ausgangspunkt ist einmal mehr die Familie, besonders eindrücklich in „Weil du mir gehörst“ von Alexander Dierbach. Hier folgt auf die Scheidung mit dem Sorgerechtsstreit erst die eigentliche Katastrophe. Die auf den ersten Blick liebevolle Mutter (Julia Koschitz) entpuppt sich als geschickte Manipulatorin, die ihre kleine Tochter systematisch gegen den verzweifelten Vater (Felix Klare) aufbringt – ein psychologisches Phänomen, das keinen Einzelfall darstellt. Ein hochaktuelles Thema behandelt Regisseur Philip Koch in „Play“. Darin verliert sich eine Jugendliche (Emma Bading) in den Untiefen eines Virtual-Reality-Games. Was als Flucht aus der Realität beginnt, wird schnell zur Sucht. Doch auch Heilung bedeutet nicht zwangsläufig das Ende aller Probleme, wie „Herzjagen“ von Elisabeth Scharang zeigt. Darin ist Caroline (Martina Gedeck) nach einer Herzoperation zwar körperlich kerngesund, sieht sich dafür aber plötzlich mit ganz neuen Problemen konfrontiert.
Pathologisch geht es in zwei weiteren Filmen zu, die sich nicht nur mit gesundheitlichen Problemen beschäftigen, sondern eine strukturelle Kritik an einem kranken System zeigen. Eva Wolfs „Das Menschenmögliche“ erzählt von der jungen Ärztin Judith (Alissa Jung), der ein folgenschwerer Fehler passiert. Ihr Umfeld rät ihr, einfach weiterzumachen. Doch ihr eigenes Gewissen lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Auch in „Stumme Schreie“ von Johannes Fabrick geht es um eine junge Ärztin: Jana (Natalia Belitski) wird während ihrer Facharztausbildung mit verschiedenen Fällen misshandelter Kinder konfrontiert und muss hautnah erleben, wie schwer es ist, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und die Kinder zu schützen.
Historisch wird es in zwei weiteren Filmen: Uli Edels „Der Club der singenden Metzger“ erzählt lakonisch von einem deutschen Metzgermeister (Jonas Nay), der mit seiner Braut (Leonie Benesch) nach dem Ersten Weltkrieg in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die USA auswandert. Dort gründet er den örtlichen Gesangsverein und findet das Glück. In „Ein Dorf wehrt sich“ von Gabriela Zerhau stehen die Schrecken des Krieges im Zentrum der Erzählung. Der Film handelt vom mutigen Widerstand einer Dorfgemeinschaft (u.a. Fritz Karl, Brigitte Hobmeier und Harald Windisch) gegen das NS-Regime.
Bernd Burgemeister Fernsehpreis
Alle Filme der Reihe Neues Deutsches Fernsehen konkurrieren um den Bernd Burgemeister Fernsehpreis, der am Sonntag, den 30. Juni 2019, auf dem FILMFEST MÜNCHEN vergeben wird. Der erste Platz ist mit 25.000 Euro dotiert, der zweite sowie dritte Platz jeweils mit 2.500 Euro. Gestiftet wird der Preis von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH (VFF). Die Jury bilden in diesem Jahr Prof. Dr. Klaus Schaefer, der ehemalige FFF-Geschäftsführer, Klaudia Wick, Leiterin der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen und der Produzent Rafael Parente (NEUE SUPER).
Alle Filme der Reihe Neues Deutsches Fernsehen 2019:
„Der Club der singenden Metzger“
von Uli Edel, Deutschland/Kroatien 2018 / Buch Doris Dörrie, Ruth Stadler
mit Jonas Nay, Leonie Benesch, Aylin Tezel, Sylvester Groth
Moovie GmbH, Constantin Film, ARD Degeto, Südwest Rundfunk (SWR)
„Ein Dorf wehrt sich“
von Gabriela Zerhau, Deutschland/Österreich 2018 / Buch Gabriela Zerhau
mit Fritz Karl, Brigitte Hobmeier, Harald Windisch, Verena Altenberger, Norman Hacker
Hager Moss Film GmbH, Mona Film Produktion GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Ein verhängnisvoller Plan“
von Ed Herzog, Deutschland 2018 / Buch Katharina Hajos, Constanze Fischer
mit Benjamin Sadler, Jördis Triebel, Friederike Becht, Leslie Malton, Daniel Christensen
Cinecentrum Berlin Film- und Fernsehproduktion, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Herzjagen“
von Elisabeth Scharang, Österreich 2019 / Buch Elisabeth Scharang
mit Martina Gedeck, Rainer Wöss, Ruth Bauer-Kvam, Anton Noori
Lotus-Film GmbH, Österreichischer Rundfunk (ORF), Bayerischer Rundfunk (BR)
„Ich brauche euch“
von Max Färberböck, Deutschland 2019 / Buch Max Färberböck, Catharina Schuchmann
mit Mavie Hörbiger, Elias Eisold, Fritz Karl, Fabian Hinrichs, Judith Engel
Bavaria Fiction GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Meine Nachbarn mit dem dicken Hund“
von Ingo Rasper, Deutschland 2019 / Buch Kathi Liers
mit Steffi Kühnert, Zoë Valks, Theodora Tetzlaff
Claussen+Putz Filmproduktion GmbH, ARD Degeto
„Das Menschenmögliche“
von Eva Wolf, Deutschland 2018 / Buch Eva Wolf
mit Alissa Jung, Lasse Myhr, Torben Liebrecht, Marietta Meguid, Astrid M. Fünderich
die film gmbh WEST, ZDF – Das kleine Fernsehspiel
„Nachts baden“
von Ariane Zeller, Deutschland 2019 / Buch Frank Zeller, Ariane Zeller
mit Maria Furtwängler, Tijan Marei, Jonathan Berlin, Karsten Antonio Mielke, Harald Schrott
aspekt medienproduktion GmbH, Norddeutscher Rundfunk (NDR), ARD Degeto
„Play“
von Philip Koch, Deutschland 2019 / Buch Philip Koch, Hamid Baroua
mit Emma Bading, Oliver Masucci, Victoria Mayer, Jonas Hämmerle, Ulrike C. Tscharre
Sappralot Productions GmbH, Tellux Next GmbH, Bayerischer Rundfunk (BR), ARD Degeto
„Der Sommer nach dem Abitur“
von Eoin Moore, Deutschland 2018 / Buch Marc Terjung
mit Bastian Pastewka, Fabian Busch, Hans Löw, Pegah Ferydoni, Charly Hübner
Ziegler Film GmbH & Co. KG, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Stumme Schreie“
von Johannes Fabrick, Deutschland 2018 / Buch Thorsten Näter
mit Natalia Belitski, Juergen Maurer, Hanna Hilsdorf, Julius Nitschkoff, Till Patz
Ziegler Film GmbH & Co. KG, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Totgeschwiegen“
von Franziska Schlotterer, Deutschland 2019 / Buch Gwendolyn Bellmann, Franziska Schlotterer
mit Claudia Michelsen, Laura Tonke, Katharina Marie Schubert, Godehard Giese, Mehdi Nebbou
Studio.TV.Film GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
„Und wer nimmt den Hund?“
von Rainer Kaufmann, Deutschland 2018 / Buch Martin Rauhaus
mit Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Angelika Thomas, Lucie Heinze, Marcel Hensema
Relevant Film Produktion GmbH, ARD Degeto
„Weil du mir gehörst“
von Alexander Dierbach, Deutschland 2019 / Buch Katrin Bühlig
mit Julia Koschitz, Felix Klare, Lisa Marie Trense, Teresa Harder, Monika Lennartz
FFP New Media GmbH, Südwest Rundfunk (SWR)
„Wiener Blut“
von Barbara Eder, Österreich 2019 / Buch Martin Gschlacht
mit Melika Foroutan, Charlotte Schwab, Noelia Chirazi, Harald Windisch, Martin Niedermair
Satel Film GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), Österreichischer Rundfunk (ORF)
„Wir wären andere Menschen“
von Jan Bonny, Deutschland 2019 / Buch Friedrich Ani, Ina Jung
mit Matthias Brandt, Silke Bodenbender, Manfred Zapatka, Andreas Döhler, Aenne Schwarz
Akzente Film & Fernsehproduktion GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen