„Faulheit ist die umweltverträglichste Daseinsform“

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Die Nachhaltigkeitsforscherin Maja Hoffmann von der Wirtschaftsuniversität Wien fordert dringend ein Überdenken von Arbeit. In der heutigen Zeit sei Arbeit verknüpft mit besonderen Wertvorstellungen und Institutionen. Was bislang zu wenig beachtet wird: Arbeit ist klimaschädlich. In einem Gastbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing fordert Maja Hoffmann: Menschen, werdet fauler!

Arbeitskritik oder „Postwork“ ist eine Strömung in der progressiven Sozialwissenschaft, die die moralische Überhöhung von „harter Arbeit“ und Produktivismus als Problem benennt. Es ist eines der Forschungsfelder von Maja Hoffmann, Doktorandin an der Wirtschaftsuniversität Wien.

In einem Gastbeitrag für den „Rotunde“-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing beschreibt Maja Hoffmann einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Umweltbelastung und Arbeitszeit. Sie schreibt: „Arbeit ist ein erheblicher Verursacher der ökologischen Krise“. Als Gründe dafür nennt sie die unmittelbaren Auswirkungen auf die Umwelt, „sowie die Zeitnutzungs-, Konsum-, Infrastruktur- und Mobilitätsmuster, die Arbeit bedingt und erforderlich macht.“ Gleichzeitig sei Arbeit „Dreh- und Angelpunkt moderner ‘Arbeitsgesellschaften’, in denen verschiedene strukturelle Abhängigkeiten von Arbeit vorherrschen: Arbeit ist essenziell für individuellen Lebensunterhalt, sozialen Status und Inklusion, für Finanzierung und Legitimation des Wohlfahrtsstaats, für Wachstum und Profite der Wirtschaft. Darüber hinaus spielt sie eine bedeutsame kulturelle Rolle, wenn sie als Selbstzweck, moralische Pflicht und intrinsisch gut bewertet wird.“

In ihrem Artikel bezieht sich Hoffmann auf den Sozialphilosophen André Gorz, der postulierte: „Für die moderne Industriegesellschaft ist Arbeit sowohl Hauptmittel als auch Hauptzweck.“ Daraus ergebe sich das Dilemma zwischen Arbeit und Umwelt, so Hoffmann. „Es bedeutet einen strukturellen Lock-in destruktiver Verhaltensweisen und ein zentrales Hindernis für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft.“

Um das zu überwinden, sei eine „substanzielle Reduktion von Arbeit und Produktion dringend nötig“. Für Gewerkschaften hieße das: Arbeitszeitverkürzung sollte zum zentralen Bestandteil ihrer Forderungen werden. Die Kürzungen sollten jedoch nicht pauschal sein, sondern ausgerichtet „nach ökologischen Auswirkungen der Branchen sowie der Möglichkeit, Arbeit auf Basis erneuerbarer Energien zu organisieren.“ Dazu sei ein Überdenken von Arbeitsorganisation, aber auch eine Debatte über Sinn, Zweck und „gesellschaftliche Notwendigkeit“ von Arbeit geboten, für die „Institutionen der wirtschaftsdemokratischen Entscheidungsfindung“ geschaffen werden sollten. Die Gewerkschaften könnten hierbei eine neue Rolle einnehmen: die Unterstützung dieser Institutionen durch Expertise und Organisationserfahrung. Hoffmann sieht hier „eine zukunftsweisende Funktion“ für die Gewerkschaften.

Im Weiteren plädiert Hoffmann für eine andere Denkweise: Faulheit kann wertvoll sein. „Zeitnutzungsstudien zeigen, dass Muße, Ausspannen und sozialer Zeitvertreib sehr geringe ökologische Auswirkungen haben, und Schlafen praktisch gar keine – somit ist nichts so klimaneutral und umweltfreundlich wie Unproduktivsein, Faulheit die umweltverträglichste Daseinsform.“

Für eine effektive Klimapolitik empfiehlt Maja Hoffmann: „die (Wieder-)Entdeckung von Faulheit, Konkurrenzverschlafen (überhaupt viel mehr schlafen) und Generalstreik als politische Mittel – zum einen, um Sand ins Getriebe eines immer destruktiver werdenden Systems zu streuen und zum anderen als unmittelbare Klimaschutzmaßname.“

Den kompletten Text lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

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