Die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes der Bundesregierung, die am morgigen Tag im Bundestag beraten wird, ist aus Sicht des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB) ein notwendiger und längst überfälliger Schritt. Was nun aber zählt ist, die Verwaltung zu befähigen, diese neuen Regelungen in der Praxis auch entsprechend umzusetzen und eine echte Willkommenskultur zu schaffen.
Der Fachkräftemangel ist eines der größten Problemfelder im deutschen Mittelstand. Aus diesem Grund begrüßt der DMB, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Arbeits- und Fachkräftezuwanderung reformiert werden sollen. Allerdings kann das nur gelingen, wenn Verwaltungsverfahren modernisiert und vereinfacht werden. Steffen Kawohl, Experte für Arbeit und Bildung beim DMB, dazu: „Es gilt wie so oft in Deutschland: Die besten Gesetze helfen nicht, wenn sie an der Realität in der Verwaltung scheitern. Bislang schlagen sich Unternehmen und ausländische Fachkräfte vor allen Dingen mit langen Verzögerungen bei der Visa-Vergabe oder der Anerkennung von Berufsabschlüssen herum. Diese Verwaltungsprozesse zu vereinfachen, muss das Ziel sein.“
Die Attraktivität Deutschlands muss erhöht werden
Der Grund für Kawohls Appell liegt nicht zuletzt darin begründet, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland dem Fachkräftemangel durch Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte entgegenwirken kann. Der DMB-Experte sagt dazu: „Laut Bundesagentur für Arbeit werden wir künftig auf eine jährliche Nettozuwanderung von 400.000 Arbeits- und Fachkräften angewiesen sein. Damit wir das schaffen können, muss Deutschland als Ziel für Einwanderer deutlich attraktiver werden! Dazu bedarf es einer echten Willkommenskultur.“
Um diese zu erreichen, muss der erste Kontakt mit internationalen Fachkräften niedrigschwellig erfolgen, insbesondere durch Informationsangebote in der jeweiligen Landessprache oder zumindest auf Englisch.
Hilfreich ist es zudem, wenn Unternehmen spezielle Onboarding-Programme bieten können, bei denen zugewanderten Fachkräften eine Person zur Seite gestellt wird, die dabei hilft, sich im Alltag zurecht zu finden. Dazu gehört zum Beispiel die Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung oder Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Kleine und mittlere Unternehmen können aufgrund ihrer Kapazitäten solche Programme nicht selbst aufsetzen. Wirtschaftsförderungen könnten dies aber beispielsweise gemeinsam mit KMU in den Regionen tun.
„Entscheidend ist, dass wir Fachkräfte nicht nur als Arbeitskräfte sehen, sondern als Menschen“, sagt Kawohl. „Sollen sie sich bei uns dauerhaft wohlfühlen und die Zuwanderung nachhaltig zum Erfolg werden, müssen wir eine Atmosphäre der Offenheit ihnen gegenüber schaffen. Dabei stehen alle Teile der Gesellschaft in der Pflicht“.