Eurovision Song Contest: Die Farce von Turin: Ein geschenkter Sieg ohne Gewinner, aber mit vielen Verlierern

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Es war eine Farce mit Ansage. Wochenlang hatten es die Spatzen bereits von den Dächern gepfiffen, und niemand konnte ernsthaft daran zweifeln, dass es beim europaweiten Sängertreffen diesmal nur noch um die Frage ging, wer den Rest des Feldes hinter der Ukraine anführen würde. Nie zuvor ist der Eurovision Song Contest seinem Ruf als politisch missbrauchte Veranstaltung beschämender gerecht geworden als im Jahr 2022. Unfassbare 432 von 468 möglichen Punkten ergab das Zuschauervoting. Allein die Tatsache, dass ein Land in der gegebenen Situation in einen Wettbewerb eintreten durfte, ist ein Skandal. Fair wäre es gewesen, die Ukraine außer Konkurrenz antreten zu lassen oder zumindest zum Co-Sieger mit den zweitplatzierten Briten zu erklären, weil einfach zu klar war, dass alle anderen Teilnehmerländer ohne Siegchance starten würden. Immerhin muss man den internationalen Juroren zugutehalten, dass sie die ukrainische Darbietung überwiegend fachkundig einordneten. Ein Platz im vorderen Mittelfeld wäre der gerechte Lohn gewesen. Und dort stand die Ukraine auch zur Hälfte des Punktemarathons. Dann sprach Volkes Stimme – oder auch nicht. Das Tele-Voting lässt viel Raum für alle möglichen Manipulationen, und man muss schon naiv sein, um zu glauben, hier hätten Millionen und Abermillionen vereinter Europäer stramm immer wieder dieselbe Telefonnummer gewählt. Ob da so manche „Hilfs“-Organisation ihre Finger im Spiel hatte? Oder etwa noch besser organisierte, weil staatliche Stellen? Wir werden es nie erfahren. Klar ist aber: Die Ukraine wäre von den „Zuschauern“ selbst dann zum Sieger erklärt worden, wäre sie gar nicht angetreten. Das ist absurdes Theater und hat mit einem Musikwettbewerb nichts zu tun.

Künftige Gegner der ukrainischen Fußball-Nationalmannschaft dürfen nur noch ohne Torwart antreten – inklusive Drei-Tore-Vorsprung für die Ukraine

Das Ergebnis hilft niemandem. Auch der Ukraine nicht. Der geschenkte Sieg hinterlässt nur Verlierer. Zu ihnen zählt vor allem der um den ersten Platz betrogene britische Sänger Sam Ryder. Aber auch alle anderen Teilnehmer müssen sich verschaukelt fühlen. Betrogen wurden auch die Zuschauer, die Gebühren für ein Voting ausgaben, das keines war. Spinnt man die Farce von Turin weiter, so wäre das etwa so, als dürften künftige Gegner der ukrainischen Nationalmannschaft im Fußball nur noch ohne Torwart antreten – mit dem ukrainischen Startvorteil eines Drei-Tore-Vorsprungs für jedes Spiel. Kein noch so furchtbares Schicksal, kein noch so grausamer Krieg rechtfertigt es, die Konkurrenz in einem Wettbewerb derart mit Füßen zu treten und Menschen, die viel Arbeit und große Hoffnungen in einen Wettstreit legen, zur bedauernswerten Staffage zu degradieren. Die Geschehnisse von Turin sind die zwingende Folge eines sich immer schneller drehenden Gutmenschen-Karussells. Die Fliehkräfte des irren Getues schleudern alles von Bord, was Gesellschaften zusammenhält, vor allem die viel zitierte Gerechtigkeit. Das klassische Muster der „Guten“, massenweise Ungerechtigkeiten zu schaffen, um sich mit einem Opfer solidarisch zu zeigen, trat selten so deutlich zu Tage wie in Turin. Vielleicht hätte man sich als neutraler Zuschauer sogar mit der ukrainischen Gesangstruppe freuen können, wäre der Auftritt ohne die schrille Begleitmusik politischer Kampfparolen ausgekommen. Der Regelbruch blieb an diesem Abend allerdings nicht auf die Ukraine beschränkt, wobei sich die Konkurrenz zumindest insoweit in Zurückhaltung übte, als sie es bei Solidaritätsbekundungen beließ.

Man sollte meinen, es brauche für derlei Framing keine derart kostspielig inszenierte Farce, die wir Gebührenzahler erheblich mitfinanzieren müssen

Wieder einmal ist der ESC ein Stück mehr gestorben, und man muss sich fragen, welchen Sinn das Ganze künftig noch hat. Es gibt weitaus weniger aufwändige Möglichkeiten des politischen Framings. Man sollte meinen, es brauche keine derart kostspielig inszenierte Farce, die wir Gebührenzahler ganz erheblich mitfinanzieren müssen. Tatsächlich ist der „Wettbewerb“ aus der Sicht der Verantwortlichen aber das geeignete Instrument, um per Brot-und-Spiele-Taktik das Publikum halbwegs bei Laune zu halten und abzulenken. A propos Brot: Die schlechteste Bundesregierung aller Zeiten wird ihre Mühe haben, diesen Teil der Herrschaftstaktik aufrecht zu erhalten. Schon meldet sich der Handel zu Wort und droht, bei zunehmenden Versorgungsengpässen nur noch Einheitsware anzubieten. Dann fänden sich Produkte des täglichen Bedarfs bloß noch in rationierter Form und bundesweit identisch in den Verkaufsregalen. Zur unerfreulichen Gewohnheit ist längst geworden, dass man Selbstverständliches wie Mehl, Speiseöl oder Tomatenketchup nur noch selten oder zu Wucherpreisen erhalten kann. Was sich schon lange abgezeichnet hatte, zunächst in Form eingeschränkter Meinungsfreiheit, verordneter Reisesperren und politisch festgelegter Wahlausgänge, hält nun auch im Versorgungsalltag Einzug: Die DDR kommt zurück. Lange Wartezeiten für den Produkterwerb, schmucklose Einheitsware und ein eingeschränktes Sortiment kennen Millionen Deutsche noch aus ureigenem Erleben. Die politischen Entscheidungsträger in Europa haben uns diese Zeit zurückgebracht, inklusive staatlich organisierter Wettbewerbe mit vorbestimmtem Ausgang. In Chile rotiert jemand vor Freude im Grab.

Quelle: Liberale Warte

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