Prof. Karl-Josef Kuschel lehrte von 1995 bis 2013 Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen.
Anlässlich seiner Buchvorstellung Ende Juni 2019: „Dass wir alle Kinder Abrahams sind …“
https://numeri249.wordpress.com/2018/12/07/helmut-schmidt-und-anwar-as-sadat-sind-abrahams-kinder/
bricht er eine Lanze für den interreligiösen Dialog in Deutschland.
Seine Thesen lauten:
Leere Kirchen und überquellende Moscheen in Deutschland: Füllt die Kirchenbänke!
Es gibt keinen Weltfrieden ohne Religionen, schon gar nicht gegen die Religionen!
Um einen interreligiösen Dialog zu halten, sollte man nicht nur einiges über die fremde Religion wissen wollen, sondern sollte auch seine eigene Religion kennen. Das ist bei als Christen geborene Deutschen gewöhnlich nicht der Fall. Auch wenn Moscheen zu Gebetszeiten weltweit bis zum letzten Platz besetzt sein mögen, bedeutet es nicht, dass die Muslime den Koran kennen, gar verstehen. Die allermeisten Muslime Deutschlands können den Koran nicht im Original lesen, was die Voraussetzung im Islam ist, ihn zu verstehen und zu befolgen. Das Original ist auf Aramäisch, nicht auf Arabisch verfasst.
Nun zum Weltfrieden:
Ein Weltfrieden muss ohne Religionen möglich sein, denn ein Weltfreiden mit den Religionen ist nicht vorstellbar. Die meisten Kriege auf unserem Planeten fanden und finden zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen statt. Die ersten Kriege zwischen Katholiken und Protestanten brechen bereits mit der Gründung des Protestantismus aus. Derartige Glaubenskriege gibt es noch heute, was nach dem Brexit erneut deutlich werden wird. Um einen (Religions-)Krieg im Norden Irlands zu vermeiden, muss politisch gehandelt werden. Dialoge der Religionen sind wohl kontraproduktiv für den Frieden.
Nicht die Religionen werden Kriege verhindern, die Politik muss es tun!
PS: Sadat soll am 25. Dezember 1918 in einem Dorf im Nildelta geboren worden sein, nur zwei Tage nach Helmut Schmidt, der am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren wird. Während Helmut Schmidts Geburtstag schon wegen der deutschen Bürokratie zutrifft, darf (muss) Sadats Geburtstagstermin angezweifelt werden. Damals ist es in einem Dorf im Nildelta nicht üblich gewesen, die Geburtstage zu notieren. Bis heute hat sich in Ägypten zumindest auf dem Land nichts verändert. Zudem gilt in Ägypten der islamische Kalender, der nicht eins zu eins auf das christliche Datum übersetzt werden kann.