„Es geht letztlich nur um die Abschaffung der Familie“ – „Warum fordern die ‚Kinderrechts‘-Apologeten nicht auch den staatlichen Schutz zur Sicherung des Kinderwohls im Mutterleib?“ Gastbeitrag von Martin Lohmann
Ich habe da mal eine Frage, weil es doch angeblich um „Kinderrechte“ und „das Wohl des Kindes“ geht: Was ist mit dem Wohl und dem Lebensrecht der noch nicht geborenen, aber schon existierenden Kinder im Mutterleib? Gibt es da eigentlich auch dieses beeindruckende Engagement der Politiker, die sich ernsthaft darum sorgen, dass geborene Kinder zu wenig Schutz im Grundgesetz genießen? Wer jetzt den Kopf schüttelt und meint, darum gehe es doch gar nicht, hat zumindest etwas sehr Entscheidendes erkannt.
Denn es geht keineswegs darum, den Kindern mehr Rechte zu garantieren. Wer einmal in das Grundgesetz schaut, der wird unschwer rasch erkennen können, dass es tatsächlich keinen lückenhaften Schutz für Kinder gibt. Sie sind – bereits jetzt und nicht erst seit jetzt! – Träger aller (!) Grundrechte. Und das Kindeswohl, so ist es auch nicht erst seit gestern, muss ohnehin bei allen Gesetzgebungsverfahren berücksichtigt werden.
Man muss es deutlich so sagen: Die „Nachrichten“, es gehe um mehr Schutz
für Kinder, sind also faktisch eine Fakenews. Es geht um etwas ganz
anderes. Um ein langfristig betriebenes Ziel, den Eltern ihre
Freiheitspflicht als Erziehende zu nehmen und endlich auch die Familie –
langsam aber sicher – zum Eigentum des Staates zu machen. Mit dem
christlichen Menschenbild, das von der Personenwürde des einzelnen
ausgeht und daraus die Verpflichtung zu Solidarität und zur
Subsidiarität entwickelt, hat das nichts, aber auch gar nichts mehr zu
tun.
Erinnern wir uns: Es war ein „Sozialdemokrat“, der einst die „Lufthoheit
über den Kinderbetten“ forderte. Hieß dieser Mann nicht Olaf Scholz?
Jetzt arbeitet er kräftig mit an der Verstaatlichung der Familie – und
damit an der Zerstörung derselben, was wiederum der
freiheitlich-rechtsstaatlichen Grundordnung, die das Grundgesetz vorgibt
mit der notwendigen und vom Staat zu unterstützenden Freiheit der
Eltern und Kinder als Familie, den Virus der Zerstörung einpflanzt.
Dabei wissen wir doch, dass nur Diktaturen panische Angst vor der durch
Freiheit gestärkten Familie haben. Seltsam oder nicht, Zufall oder
nicht: In den vorliegenden „Kinderrechte“-Textentwürfen kommen Eltern
und Familie nicht vor. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Fazit: Auch wenn der – wie das ja so häufig in solchen Fällen gemacht
wird – nette Titel „Kinderrechte“ suggeriert, es gehe um etwas Gutes für
Kinder, geht es letztlich nur um die Abschaffung der Familie. Dort, wo
sie noch gelebt wird, hat man halt als immer mehr der Gier nach
Kontrolle und totaler Überwachung verfallender Staat bislang zu wenig
direkten Einfluss. Dabei steht eigentlich im Artikel 6 des Grundgesetzes
alles Notwendige drin. Aber nur für diejenigen, denen Freiheit,
Familie, Wertevermittlung und die Familie als Keimzelle der Gesellschaft
noch etwas bedeuten und die keine Phobie vor gelebter Freiheit haben.
Ach ja, kommen wir doch noch mal auf unsere Ausgangsfrage zurück. Warum
fordern die „Kinderrechts“-Apologeten jetzt nicht den staatlichen Schutz
zur Sicherung des Kinderwohls im Mutterleib? Weil das mit einem längst
propagierten angeblichen Recht auf Tötung kollidiert? Wohlgemerkt ein
„Recht“, das es nicht gibt – auch bundesverfassungsgesetzlich
entsprechend mehrfach betont. Hier gibt es eine Schutzpflicht, die man
aber gerne – auch in der CDU – thematisch ausklammert und verbal umgeht.
Warum wohl? Oder glaubt jemand, dass das Verätzen und Auseinanderreißen
noch nicht geborener Kinder deren „Wohl“ dienlich sei?
Halten wir fest: Ein Recht auf Tötung noch nicht geborener Kinder gibt
es nicht. Ein Recht – und auch die Pflicht – auf Erziehung der Kinder
durch die Eltern aber sehr wohl. Wie passt die eine – ausgeklammerte und
totgeschwiegene – Logik mit der neuen Unlogik der Protagonisten von
Enteignung der Familie durch sogenannte Kinderrechte im Grundgesetz
zusammen? Oder ist das alles dieselbe Logik? Pardon, dieselbe Perversion
der Logik? Man wird doch mal fragen dürfen.
Martin Lohmann, Journalist und Buchautor, ist Geschäftsführer der Akademie für das Leben, Bonn