Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. sieht die bayerische Wirtschaftsstruktur und den gesamten Standort in seiner Existenz bedroht. „Es droht eine Rezession, die sehr wahrscheinlich bis ins Jahr 2024 reichen wird. Grund dafür ist ein noch nie dagewesener Krisen-Cocktail, der zu einer geradezu historischen Belastung führt: Dreh- und Angelpunkt sind die explodierenden Energiekosten sowie die Verunsicherung bei der Versorgungssicherheit. Viele Unternehmen befürchten einen Strom-Blackout und dass das Gas nicht reicht. Hinzu kommen die noch nie dagewesene Preissteigerung, Engpässe bei Material und Rohstoffen, Lieferkettenengpässe sowie der Arbeitskräftemangel“, mahnt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Aus Sicht der vbw treffen die Auswirkungen des Krisen-Cocktails die Wirtschaft in ihrer ganzen Breite. „Der Druck auf die drei tragenden Säulen des Wirtschaftsstandorts Bayern – Industrie, Handwerk, Dienstleistungen – ist immens. Wenn eine Säule wegbricht, drohen Dominoeffekte. In der Industrie sind aufgrund der drastisch gestiegenen Energiekosten einerseits Überlegungen zu Standortverlagerungen wieder sehr aktuell geworden. Andererseits stehen zumindest vorübergehende Stilllegungen auf der Tagesordnung. Bei Unternehmen, die auf den inländischen Absatz ausgerichtet sind, gibt es schon erste Fälle von Betriebsaufgaben. Immer mehr Unternehmen ziehen diesen Schritt konkret in Erwägung. Das reicht vom Blumengeschäft bis zum Lebensmittelhandwerk. Im Baubereich, der die Konjunktur lange mitgetragen hat, führen stark steigende Zinsen zu erheblichen Problemen. Grundsätzlich stehen die Branchen und Unternehmen besonders unter Druck, die Gas nicht ersetzen können“, erklärt Brossardt.
Daher fordert die vbw, schnell der De-Industrialisierung und der Gefährdung unserer ganzen Wirtschaftsstruktur entgegenzuwirken. „Erstens: Wir müssen die Nachfrage nach Energie senken. Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Die vbw hat an die Unternehmen in Bayern appelliert, trotz großer, bereits erfolgter Sparmaßnahmen noch einmal weitere Möglichkeiten des Energiesparens zu überprüfen. Aber auch die Haushalte sind gefordert. Die Appelle an die Bürger müssen deutlicher hörbar werden. Alle müssen sparen. Zweitens: Wir müssen das Angebot an Energie ausweiten und brauchen dafür alle verfügbaren Energieträger. Die Kernkraftwerke müssen im Dauerbetrieb weiterlaufen. Zudem müssen die Kohlekraftwerke schneller ans Netz. Drittens: Die vom Bund angekündigten Maßnahmen zur Strom- und Gaspreissenkung müssen jetzt sofort umgesetzt werden und tatsächlich schnell zu einer spürbaren Preissenkung führen. Zudem gilt: Alle staatlichen Kostenbestandteile – etwa Stromsteuer, Energiesteuer, nationaler CO2-Preis – müssen gesenkt beziehungsweise ausgesetzt werden. Außerdem muss die Vorauszahlung von Unternehmensteuern ausgesetzt und der Verlustvortrag erhöht werden, damit Unternehmen nicht zusätzlich belastet werden“, fordert Brossardt abschließend.