1784 – also vor 230 Jahren – rannen Wolfgang Amadeus Mozart nicht weniger als elf Werke aus der Feder, die dem Klavier eine entscheidende Rolle und Funktion zukommen ließen. Wie sollten sich die Veranstalter der diesjährigen „Mozartwoche“ auch dieses musikhistorische Faktum entgehen lassen und nicht gewichtige Klavierwerke von gewichtigen Klaviervirtuosen interpretieren lassen. Von Andras Schiff etwa, den man für eine Mozart-Klavier-Sonntags-Matinee aufs Podium des Großen Saals des Mozarteums holte, der hier eine exzellente Figur zusammen mit der locker musizierenden, mozartisch im besten Sinn aufgelegten „Cappella Andrea Barca“ machte – bei der fein gesponnenen Klaviersonate c-Moll KV 457, beim anschließenden Quartett B-Dur KV 458 und beim F-Dur Klavierkonzert KV 459 – drei nicht von ungefähr unmittelbar aufeinanderfolgenden Verzeichnis-Nummern. Ein ähnliches Programm mit den Nummern 449, 450 und 451 ging diesem voraus, in nämlicher Besetzung. Ans Klavier setzen sich in der Salzburger „Mozartwoche 2014“ noch Daniel Barenboim, Christian Bezuidenhout ,Florian Birsak und Francesco Corti (an Mozarts Hammerklavier), Herbert Schuch, Marieke Spaans (an den „Garser“ Walter-Flügel), Malcolm Martineau (als Begleiter von Tenor Michael Schade), Fazil Say (für Mozart-Klaviersonaten) und Paul Lewis (unter Robin Ticciati mit dem Scottish Chamber).
Schwer beschäftigt: Marc Minkowski. Der Pultstar ist sich nicht zu gut, das Mozart Kinderorchester zu leiten, wo er doch, bei Verlängerung seines Vertrags als Partnerleiter von Matthias Schulz die künstlerische Verantwortung des Festivals bis 2017 weiterführen wird, mit Einstudierung und zwei Vorstellungen der Gluck-Oper „Orfeo ed Euridice“ genug am Hals hatte. Der Vollblut-Interpret eines der schönsten Vor-Mozart-Bühnenwerke, die direkt auf das Salzburger Genie hinführen, schafft aber so was, wie es scheint, mit links. Der 80 Minuten währende Opernabend war als Zentral-Ereignis der „Mozartwoche 2014“ konzipiert, geriet aber zu weit mehr als diesem: Kaum je genoss man Christoph Willibald Glucks Griechen-Drama vom schwer geprüften Sänger Orpheus, der den Furien herzzerreißen seinen Seelenschmerz um seine tote Geliebte klagt, um sie aus dem Totenreich zurück zu gewinnen, so innig und preziös gesungen, so pikant von den Musiciens du Louvre, ergänzt durch das Mozarteum-Orchester, musiziert und so schlicht-schwarz wie in hohem Maße geschmackvoll (von Jung-Regisseur Ivan Alexandre und Ausstatter Pierre-André Weitz) in Szene gesetzt. Ein Triumph vor allem für den wohl unerreichbar glutvollen wie stimmwunderbaren Countertenor Bejun Mehta, auch seiner markig glitzernden „Euridice“ Camilla Tilling mit dem auf Tiroler Kasperl getrimmten „Amor“ der wendigen Ana Quintans. Alexandre schiebt die stumme Partie des Todes ins Spiel: Uli Kirsch lässt er regelrecht in Eifersucht geraten ob Orfeos Ansinnen, seine Gattin wieder ins Leben zu holen. Ernst und schön schreitet der Sensenmann durchs dunkle, von zwei Türmen der Furien (Salzburger Bachchor) gerahmte, letal-golden dekorierte, planetarisch erleuchtete Leichenhaus.
Die „Mozartwoche 2014“ mit einem Künstleraufgebot der Sonderklasse mit insgesamt 31 hochkarätigen Veranstaltungen im Mozarteum, Großen Festspielhaus, Haus für Mozart, Mozart-Wohn- und Geburtshaus sowie in der Großen Universitätsaula endet am 2. Februar. Die Oper „Orfeo ed Euridice“ gibt es nochmall am letzten Januartag um 19.30 Uhr im Haus für Mozart. Hans Gärtner
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„Orfeo ed Euridice“ in Salzburg: Camilla Tilling, Bejun Mehta, Ana Quintans und Uli Kirsch im Bühnenbild von Pierre-André Weitz (Foto: Hans Gärtner)
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