Presseinformation – Am kommenden Dienstag, den 4. Oktober, wird Stadtrat Stefan Jagel in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München ein Erinnerungszeichen für Franz Wipplinger an die Öffentlichkeit übergeben. Der katholische Priesterseminarist (1915-1944) äußerte sich in Briefen und Tagebucheinträgen erschüttert über den Krieg und das NS-Regime, wurde denunziert und im Oktober 1944 hingerichtet. Zu seinen Ehren findet im Schulhof der Grundschule Tumblingerstraße eine Gedenkveranstaltung statt, im Anschluss wird an seinem ehemaligen Wohnort in der Maistraße 31 das Erinnerungszeichen angebracht.
Franz Wipplinger kam 1915 in München zur Welt und wuchs in der Maistraße 31 auf. Er war nicht Mitglied der Hitlerjugend, sondern gehörte einer katholischen Jugendgruppe an. Nach dem Gymnasium trat er in das Priesterseminar in Freising ein und studierte Philosophie und Theologie. Im September 1939 wurde Franz Wipplinger zur Wehrmacht einberufen. Nach einer schweren Verwundung an der Ostfront wurde er ab Dezember 1942 als Schreiber beim Heer in München eingesetzt.
In Briefen äußerte er sich erschüttert über den Krieg, in sein Tagebuch schrieb er im August 1943: „Hitler wird […] nicht mehr verhindern können, daß trotz aller Stumpfheit, Massenpsychose und Furchtsamkeit der Deutschen das geknechtete Gewissen sich rührt und Sorge, Vernunft und radikale Ablehnung lauter und lauter werden.“ Seine Tagebucheinträge lassen vermuten, dass er Flugblätter der „Weißen Rose“ gekannt hat.
Franz Wipplinger wurde denunziert und im Dezember 1943 inhaftiert. Das Militärgericht warf ihm zudem vor, „Feindsender“ gehört und staatsfeindliche Flugblätter besessen zu haben. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ verurteilte ihn das Feld-Kriegsgericht des Zentralgerichts des Heeres Berlin am 31. August 1944 zum Tode. Franz Wipplinger wurde am 24. Oktober 1944 im Gefängnis Berlin-Spandau hingerichtet.
Programm am Dienstag, 4. Oktober 2022:
15:00 Uhr
Gedenkveranstaltung
im Schulhof der Grundschule Tumblingerstraße (Tumblingerstraße 6)
Ulrike Hohl, Rektorin der Grundschule Tumblingerstraße
Stadtrat Stefan Jagel, in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München
Pastoralreferentin Judith Einsiedel, Fachbereichsleitung Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit, Erzdiözese München und Freising
Friedbert Mühldorfer, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – BdA, Initiator des Erinnerungszeichens
Bruder Thomas M. Schied, OFMCap, Priester und leitender Seelsorger im Pfarrverband Isarvorstadt
Barbara Turczynski-Hartje, Bezirksausschuss 02 Ludwigvorstadt-Isarvorstadt
Es singen Kinder des Chores der Grundschule Tumblingerstraße.
16.00 Uhr
Übergabe des Erinnerungszeichens
am ehemaligen Wohnort in der Maistraße 31
Zu den Erinnerungszeichen:
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.