Erinnerungszeichen für den FC Bayern-Jugendspieler Werner Hecht und seine Familie

Ilse und Werner Hecht. Bildquelle: Ghetto Fighters House Museum

Am kommenden Montag werden Erinnerungszeichen für die Familie Hecht an deren ehemaligem Wohnort Am Harras 12 in München gesetzt. Der Kaufmann Norbert Nathan Hecht (*1869) und seine Ehefrau Meta Cäcilie Hecht (*1890) lebten hier seit 1927 mit ihren beiden Kindern: Ruth Senta (*1912) und Werner Sigismund (*1915). Schon seit 1914 betrieben die Eltern in diesem Haus ein Gewerbe für „Vertretungen aller Art“. Ihr Sohn Werner Hecht war ein leidenschaftlicher Fußballspieler. Mit elf Jahren trat er 1927 der Jugendabteilung des FC Bayern München bei. Bis 1934 spielte er in verschiedenen Mannschaften, bis alle Sportvereine ihre jüdischen Mitglieder ausschlossen.

Werner Hecht arbeitete als Vertreter. Im Januar 1938 heiratete er im Alter von 22 Jahren die gleichaltrige Ilse Hecht, geborene Ehrenfreund, die nach der Hochzeit aus Berlin nach München zog. Im Februar 1938 emigrierte das Paar nach Amsterdam. Dort kam im August ihr Sohn Peter zur Welt. Im April 1939 folgten Norbert und Meta Hecht nach Amsterdam. Auch hier blieb Werner Hecht seiner Fußball-Leidenschaft treu und spielte beim HEDW Amsterdam. Mit der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 begann für die Familie erneut eine Schreckenszeit. Zuerst wurde sie im Sammel- und Durchgangslager Westerbork interniert, dann deportierten die Nationalsozialisten Ilse, Peter und Werner Hecht am 15. Juli 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz. Dort ermordete die SS Ilse Hecht und ihren dreijährigen Sohn Peter bereits zwei Tage nach der Ankunft am 18. Juli, Werner Hecht am 30. September 1942. Norbert und Meta Hecht wurden am 5. Februar 1943 von Amsterdam nach Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Nur ihrer Tochter Ruth gelang die Emigration nach New York.

Am 29. Juli findet Am Harras 12 eine Gedenkveranstaltung für die Familie Hecht statt. Sie wird vom FC Bayern München mit seiner Initiative „Rot gegen Rassismus“ unterstützt. Simon Müller von der Kurt Landauer Stiftung verliest die Biografien der Familie. Im Anschluss gegen 18.30 Uhr setzt Stadträtin Marion Lüttig in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München Erinnerungszeichen zum Gedenken an die Familie.

Programm am 29. Juli 2024

18 Uhr
Gedenkveranstaltung
Am Harras 12

Markus Lutz, Bezirksausschuss 6 – Sendling

Stadträtin Marion Lüttig in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München

Gabriele Schneider, Beth Shalom, Liberale Jüdische Gemeinde München

Simon Müller, Kurt Landauer Stiftung, verliest die Familienbiografie

Ca. 18.30 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen


Norbert Hecht. Bildquelle: Stadtarchiv München

 

Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.