Die Reihe von bedeutenden Ereignissen unterstreicht nachdrücklich das Wachsen des jetzt etablierten kleinen Kunststandortes Apolda, der sich erst vor 15 Jahren anschickte, aus der Namenlosigkeit zu einem weithin beachteten Begriff zu entwickeln. Nach dem unglaublich verrückten Ansinnen in der ersten Tiefgarage Thüringens in Apolda und der kaum verstandenen „Höhlenmalerei“ im Jahre 1994 nahmen der Kunstförderverein Apolda Avantgarde und das damit verbundene Kunsthaus einen einzigartigen Aufschwung. Hans-Jürgen Giese, Chef der Wirtschaftsförderung/Kulturpflege des Kreises Weimarer Land und Geschäftsführer der Apolda Avantgarde, stellte diesen Zusammenhang bewußt an die Spitze der Eröffnung des Bauhausjahres 2009 und der Hoelzel-Ausstellung (11.01.-22.03.2009) in der Stadt der Glocken. Über diese wichtigen 15 Jahre Avantgarde und das Kunsthaus wird am 18. Februar 2009 eine MDR-Kulturnacht anläßlich des Jubiläums ausführlich informieren.
Auch darüber, dass eigentlich das Bauhausjahr mit einer Schlemmer-Ausstellung eröffnet werden sollte. Aus Gründen klappte dies ebensowenig wie auch die große Munch-Exposition 2008 nicht nach Thüringen kommen konnte. Es zeichnet die Apolda Avantgarde aus, dass hervorragendes Können und der weithin gute Ruf neue hochkarätige (Ersatz-)Ausstellungen möglich machten.
Nun also die Hoelzel-Schau. Was vielleicht auch eine Fügung war: Emil Nolde gehörte zu seinen Schülern. Ebenso Ida Kerkovius, deren Werke zeitgleich im Kabinett des Kunsthauses zu sehen sind. Oskar Schlemmer avancierte 1912 zum Meisterschüler von Hoelzel. Und Hoelzel infizierte sich mit dem Kunstvirus in Thüringen – in Gotha – schon in frühester Jugendzeit. Nachhaltig, wie die Werke belegen.
Zur Eröffnung nahmen auch Thüringens Kultusminister Bernward Müller, der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann sowie Vorstand Dieter Bauhaus das Wort. Letzterer vor allem im Namen der Sponsoren – ohne mit dem freundlichen Augenzwinkern auf seinen eigenen Namen zu verweisen, der im Bauhausjahr doppelte Bedeutung hat. Diese Reden insgesamt vermittelten etwas Großartiges: Es wurde am Thema Bauhaus gebaut. IMPULS bedeuteten damals wie heute Anstoß, Antrieb und Anregung. Klassisches Fazit: wer A wie Apolda sagt, auch B wie Bauhaus sagen zu müssen. Bauhaustaschen gab es als ehrenden Geschenk und unerschrocken den Nachsatz, dass die Taschen gefüllt dem Bauhausjahr dienen sollen. Was der Kultusminister schon als erfüllt sah, denn das Land steuerte 1,7 Millionen Euro bei.
Wenn nicht hier, wo sonst? Wenn nicht wir, wer sonst?, stellte fragend Hellmut Seemann in den Raum und hob die verpflichtende Verantwortung der IMPULS-Region hervor, dem Bauhausjahr die Ehre zu erweisen und sich vor den Bauhäuslern zu verneigen.
Es war dem Kurator (gemeinsam mit Regine Nothacker M. A.) Dr. Hans-Dieter Mück vorbehalten, das Werk Adolf Hoelzels, den Wegbereiter der Abstraktion, zu würdigen. Mehr noch. Auch einzufordern, dass die Geschichte der Kunst mit den neuesten Erkenntnissen über den weniger beachteten Künstler und Bauhäusler Hoelzel zu korrigieren sei. „Er schuf fünf Jahre bevor Kandinsky sein erstes abstraktes Bild (1910) malte, mit 'Komposition in Rot' sein erstes, nahezu gegenstandsfreies Bild – ein gewagter spektakulärer Schritt in die Moderne“, unterstrich Dr. Mück. 147 Werke, Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und (seltene) Schriftsockel-Blätter aus öffentlichen und privaten Sammlungen fordern nun auf, Herz, Seele und Augen zu öffnen und immer wieder zu lernen, der Kunst die notwendige Liebe zu widmen. Im Flyer zur Ausstellung läßtRegine Nothacker den Besucher wissen, dass Hoelzel (Olmütz 1853-1934 Stuttgart) aus einer berühmten Verlegerfamilie aus Mähren stammt und in Wien und München Malerei studierte. Das prägte sein Frühwerk durch Naturalismus und Impressionismus. Später, ab 1888 in Dachau, widmete er sich dem Unterrichten und der Malerei in besinnlicher Ruhe.
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