Als der Dreißigjährige Krieg am 23. Mai 1618 in Prag ausbrach, war der studierte Theologe Johann Matthäus Meyfart (1590-1642) aus Jena gerade 27 Jahre alt. Als er 1642 starb, sollte dieser Krieg, der Deutschland wie kein zweiter zuvor verwüstet hatte, noch sechs Jahre andauern!
Der am 9. November 1590 in Jena geborene Sohn eines Pfarrers empfing seine Schulbildung am Gymnasium Ernestinum in Gotha und nahm 1608 sein Studium an der 1558 gegründeten Universität Jena auf, wo er schon 1611den Titel eines „Magister artium“ erwarb. Danach wandte er sich der Theologie zu und studierte seit 1614 an der Universität Wittenberg. Allerdings hatte er dort durch Krankheiten, Unterernährung und Kälte zu leiden, weshalb er für den Winter 1615/16 ins Elternhaus nach Jena zurückkehrte.
Nach seiner Gesundung 1616 wurde er zum „Adjunctus“ der Philosophischen Fakultät in Jena ernannt und 1616 als Professor ans Akademische Gymnasium Casimirianum nach Coburg berufen, wo er Dogmatik, Kirchengeschichte und „Excercitia oratoria“ (Übungen in der Kunst des Redens) unterrichtete. Sieben Jahre später wurde er zum Rektor ernannt und konnte 1624, auf Drängen Herzog Johann Casimirs (1564-1633), seines Landesherren,in Jena zum Doktor der Theologie promoviert werden. Allerdings wurde während seines Rektorats 1623/33 seine Einstellung zu Herzog Casimir zunehmend kritischer, weshalb es ihm wie eine Erlösung vorkam, 1633 an die Lutherisch-Theologische Fakultät in Erfurt, die der Schwedenkönig Gustav Adolf 1631 gegründet hatte, berufen zu werden. Dort wurde er sogleich Dekan und schon 1634 Rektor. Nach zwei Jahren glanzvollen Aufstiegs der von reformatorischem Geist erfüllten Fakultät wurde die Stadt Erfurt durch die Beschlüsse des Prager Friedens vom 30. Mai 1635 wieder kurmainzisch, wonach eine Rekatholisierung einsetzte. In diesem zwischen Ferdinand II. (1578-1637), dem Kaiser in Wien, und der Katholischen Liga einerseits und Kursachsen unter Johann Georg I. (1585-1656) andererseits geschlossenen Friedensvertrag war Erfurt mit dem Eichsfeld wieder dem Kurfürsten von Mainz unterstellt worden. Der Protestant Johann Matthäus Meyfart verlor daraufhin seine Professur und wurde wieder einfacher Gemeindepfarrer an der Erfurter Predigerkirche. Auch als die Schweden, die Schutzmacht der deutschen Protestanten, Erfurt 1637/50 erneut besetzt hielten, konnten die alten Zustände nicht wiederhergestellt werden, weil einfach das Geld dafür fehlte. Meyfart starb am 26. Januar 1642 in Erfurt und wurde am 30. Januar in der Predigerkirche beigesetzt.
Seine bleibende Leistung, weit über die Coburger Landesgeschichte hinaus, ist seine entschiedene Ablehnung der Hexenprozesse mit der Folterung und Hinrichtung unschuldiger Menschen. Dadurch stellte er sich gegen die Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin, die als eifrige Befürworter der Hexenprozesse auftraten. Auch dasZerwürfnis mit Herzog Casimir, der in den Jahren 1612/32fast 180 Hexenprozesse führen ließ und als einer der blutigsten Hexenverfolger seiner Zeit galt, kann daraus erklärt werden. Die 1628 als „Hexe“ in Coburg lebendig verbrannte Witwe Margarete Rambold war zudem Meyfarts Stiefgroßmutter, die er vor dem gewaltsamen Tod nicht retten konnte, ohne selbst in den Verdacht zu geraten, ein „Hexer“ zu sein.
Sein Buch mit dem barocken Titel „Christliche Erinnerung, an Gewaltige Regenten und Gewissenhafte Praedicanten, wie das abscheuliche Laster der Hexerey mit Ernst auszurotten, aber in Verfolgung desselbigen auff Canzeln und in Gerichtshaeusern sehr bescheidentlich zu handeln sey“ konnte denn auch in Coburg nicht gedruckt werden, sondern erschien 1635 in Erfurt, das nicht der sächsischen Zensur unterlag, weil die Stadt unter dem Schutz des protestantischen Schwedenkönigs stand. Kein Verleger wagte im 17. Jahrhundert eine zweite Auflage, die erschien erst 1703.
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