Ist Verzeihung die heimliche „Mitte der Ethik“? Lange Zeit hat sich die Philosophie in ihren ethischen Diskursen über ein Thema ausgeschwiegen, das den Kernbereich menschlichen Zusammenlebens betrifft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich das allmählich geändert. Anlass, mich dem thematischen Komplex Verzeihung zuzuwenden, waren vor über zwanzig Jahren die Debatten um Schuld und Schuldverdrängung, um Rechthaberei und heuchlerisch gutes Gewissen, um Entlarvungsattitüden und Demokratie-Enttäuschungen im Umfeld der deutschen Vereinigung. Der Anlass beschränkt jedoch nicht das Feld der Fragestellung. Das Problem des Umgangs mit der Vergangenheit des Nationalsozialismus schiebt sich unweigerlich, parallel, in den Vordergrund.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.