Die Stadt Regensburg ordnet vor knapp mehr als 500 Jahren, am 21. Februar 1519, die Vertreibung aller Juden an. Der Rat der Stadt nutzt das Machtvakuum nach dem Tod Kaiser Maximilians I., der die jüdische Gemeinde gegen hohe Schutzgelder vor dem Untergang bewahrt hat. Vor allem Handwerker und reiche Bürger machen die Juden für den wirtschaftlichen Niedergang Regensburgs verantwortlich. Die Juden werden des fortgesetzten Wuchers und Betrugs angeklagt; gefoltert, ermordet oder vertrieben.
Die damals größte jüdische Gemeinde im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wird als eine der letzten liquidiert. Die überlebenden Juden machen sich vorzugsweise auf nach Polen, nach Prag, ins Heilige Land und nach Konstantinopel. Das Judenviertel wird komplett zerstört, die Synagoge abgebrannt. An ihrer Stelle wird die Wallfahrtskirche „Zur schönen Maria“ erbaut.
Ein Tag in Regensburg
(aus dem Jiddischen: A Tog in Regensburg)
von Joseph Opatoshu
144 Seiten
ISBN-13: 978-3791730448
September 2019; 20 €
Das Büchlein hält sich nicht streng an die wenigen historischen Kenntnissen. An Hand einer Hochzeit reicher Juden mit jüdischen Sängern, Gauklern und Bettlern, mit Rabbinern und christlichen Würdenträgern wird erzählt, wie jüdisches Leben im Spätmittelalter abläuft, bevor die Juden ermordet und vertrieben worden sind:
Die ganze Stadt läuft zusammen, Juden wie Christen, es sei wohl zwischen ihnen unterschieden …
… zwei Läuse, die die unter Moischls Kragen hervorspazieren…
Man muss Gott immerzu bitten, er möge würdige Bettler schicken …
Die historische Geschichte ist auf den Seiten 117 – 118 des Buches nachzulesen.
Als Erkennungszeichen werden Juden verpflichtet, sichtbar einen großen gelben Flecken auf den Mantel zu tragen, dem Vorläufer des Hitlerischen Judensternes.
Opatoshus Leben wird ebenfalls im Anhang erzählt, insbesondere seine Freundschaft zu Marc Chagall, dessen Jiddisch er verbessert. Beide beeinflussen sich gegenseitig.
Die letzte Frage soll unbeantwortet bleiben: Kann man Jiddisch ins Deutsche übersetzen?