Ein Roman wie eine Naturgewalt

Zur zeitlosen Aktualität von Franz Werfels >Die vierzig Tage des Musa Dagh<

Es wird vielleicht mein Hauptwerk sein.
Ungeheure Verantwortung hängt daran“
(Franz Werfel in einem Brief an seine Eltern)

Auf der Berlinale 2007 lief außer Konkurrenz der Film >Das Haus der Lerchen< unter der Regie von Paolo und Vittorio Taviani. Die Brüder Taviani, in ihren Siebziger Lebensjahren stehend schon >Cineasten-Legenden< (DER SPIEGEL), hatten schon in ihren früheren Meisterwerken >Padre Padrone< (1977) und >Die Nacht von San Lorenzo< (1982) das Thema von Leiden und Auflehnung unter politischem Terror behandelt. In der >Nacht von San Lorenzo< ging es um eine Episode des Widerstandskampfes der Resistenza gegen die faschistische Miliz, im >Haus der Lerchen< geht es um die brutalstmögliche Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der Armenier im Herrschaftsbereich des Ottomanischen Großreiches der Türken im Ersten Weltkrieg.
Die den Handlungsstrang ausmachende tragische Liebesgeschichte zwischen dem türkischen Soldaten Youssuf und der Armenierin Nunik, die die Ausrottung ihrer Familie zunächst im Stolz überlebt, wird übrigens von Moritz Bleibtreu und Paz Vega überzeugend dargestellt.
.Die Sprengkraft des Themas zeigt sich in den schlimmen Folgen seiner regierungsamtlichen Verdrängung: Der Mord an dem armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink im Januar 2007 markiert ebenso das fortbestehende Ausmaß nationalistischer Verirrung rechtsextremer Kreise in der Türkei wie die unverhohlenen Todesdrohungen gegen den türkischen Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk, der wiederholt die Anerkennung der historischen Wahrheit der Vertreibung und Ermordung der Armenier im Ottomanischen Reich eingefordert hat und nach Dinks Ermordung fluchtartig auf Auslandsreisen gegangen ist. Wie ein schleichendes Gift zersetzt die Leugnung und Verdrängung der schon fast ein Jahrhundert zurück liegenden Vertreibung und Ermordung der Armenier im damaligen türkischen Hoheitsgebiet die moralischen Grundlagen der türkischen Republik als Nachfolgestaat des Ottomanischen Reiches, verhindert die Herausbildung eines weltoffenen, modernen Selbstverständnisses der Türkei und könnte damit ein Stolperstein für die westlich-demokratische Zukunft der Türkei in einem dramatisch erweiterten Europa sein. Die aktuelle politische Sprengkraft des Themas hat sich zuletzt in der Reaktion der türkischen Regierung gegen die Pläne des US-Kongresses gezeigt, eine Resolution zur Armeniervertreibung zu verabschieden, wie schon die Schaffung eines neuen Straftatbestandes durch die französische Nationalversammlung, der die Leugnung der Armeniervertreibung und -ermordung unter Strafe stellt, heftigen Widerstand der türkischen Regierung hervorgerufen hat. Auch als es im europäischen Filmfonds Eurimage um die finanzielle Förderung des Taviani-Filmprojekts ging (übrigens einer italienisch-französisch-bulgarisch-spanischen Co-Produktion!), hatte der türkische Vertreter in dem Gremium versucht, die Förderung dieses Vorhabens zu verhindern.
Die türkische Regierung verweigert sich einer Einsicht, die Bismarck mit der Erkenntnis ausgedrückt hat, dass die geschichtliche Logik in ihren Revisionen noch genauer ist als die preußische Oberrechenkammer, was in diesem Zusammenhang heißt: Man kann, Staaten oder Regierungen können eine gewisse Zeit die Wirklichkeit verfälschen, historische Tatsachen unterdrücken, aber irgendwann kommt >die Revision<: Die Wahrheit in ihrer ununterdrückbaren Kraft schlägt an die Oberfläche, fordert ihr Recht. So, wie die Deutschen, die in ihrer Mehrheit glaubten, durch Wiedergutmachungsleistungen an Israel, durch Unterstützung jüdischer Glaubensgemeinschaften in Deutschland, durch verbale Eingeständnisse des Unrechts und durch andere pro-jüdische Aktivitäten den Holocaust quasi „abgearbeitet“ zu haben, in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts dann aber doch von der unbeschreiblichen Bestialität des von Deutschen im deutschen Namen verübten Genocids an >den Juden< (und anderen) eingeholt worden sind - und sich auch in prominenten politischen Repräsentanten bis hin zur Errichtung des vom Deutschen Bundestag beschlossenen Baus eines Holocaust-Mahnmals mitten in ihrer wieder gewonnenen Hauptstadt zu dieser fürchterlichen Wahrheit bekannt haben! -, so wird nun die Türkei von den fürchterlichen Untaten des Ottomanischen Reiches eingeholt und so lange von ihnen bedrängt werden, bis die türkische Regierung sich vorbehaltlos der historischen Wahrheit stellten wird. -
Dem Drehbuch des Taviani-Films liegt der Roman der heute in Padua lebenden Literaturprofessorin Antonia Arslan zugrunde, der auf das Schicksal ihrer armenischen Familie zurückgeht. Während dieser Roman durch die Verfilmung eine weitere verdiente Anerkennung erfahren hat, liegen die Verfilmungsrechte des anderen großen Romans über die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der Armenier im Ottomanischen Reich seit siebzig Jahren ungenutzt bei Metro-Goldwyn-Mayer: Aber nicht nur in der Nichtverfilmung von Franz Werfels Roman >Die vierzig Tage des Musa Dagh< zeigt sich die völlige Verkennung seines literarischen Ranges und seiner historischen Bedeutung, sondern auch in der literaturgeschichtlichen Rezeption scheint er eher ein Schattendasein zwischen akademischer Pflichterwähnung und folgenloser Themenanerkennung als >Armenier-Epos< zu führen. Die größeren Werfel-Biografien erschienen vor Jahrzehnten (Zahn 1966, Foltin 1972,Jungk 1987); einzig die in ihrer Konzentration hoch verdienstvolle rororo-bild-monografie von Norbert Abels aus dem Jahr 1990 liegt in der 4. Auflage von 2002 vor.
Es ist dringend Entdeckungsarbeit zu leisten, denn Werfels >Musa Dagh< ist zweifellos einer der bedeutendsten Romane – nicht nur deutscher Sprache – des 20. Jahrhunderts. Der >Musa Dagh< hat alle Eigenschaften, die einen „großen“ Roman ausmachen: Einen hoch dramatischen, schicksalsgesättigten Stoff, geschichtliche Relevanz mit fort wirkende Aktualität, er ist in einer Sprache evokationskräftiger, poetischer Prosa geschrieben, in ihm sind verschiedene Handlungs- und Symbolebenen ineinander verwoben und der Roman ist ungemein spannend – von der ersten bis zur letzten der fast tausend Seiten. Ohne es zu merken, gleitet der Leser aus seinem rezeptiven Leser-Dasein in die Schicksalswelt dieses Romans, verliert seinen Leserstatus, wird mit leidender und mit hoffender Teilnehmer des ungeheuren Roman-Geschehens.

Der Stoff
Franz Werfel hat in einem schicksalhaften Dreischritt zu dem Stoff des Romans gefunden: Eine erste Fernberührung trifft ihn als k. und k.- Soldaten 1916 an der galizischen Front gegen Russland, als der türkische Kriegsminister Enver Pascha, der Hauptverantwortliche für Deportation und Ermordung der Armenier, unweit von Werfels Standort die Stellungen inspiziert. Nach dem Krieg liest Werfel dann in den expressionistischen Blättern >Die Aktion< und >Das Ziel<, in denen er selbst veröffentlichte, Aufklärungsberichte über den Völkermord an den Armeniern von Armin T. Wegner und Martin Niepage, die die publizistische Aufmerksamkeit auf dies Thema lenkten. >Ich las damals in den großen Zeitungen davon und gab mir … das Versprechen, eines Tages einen geschichtlichen Roman über dieses Thema zu verfassen< (zitiert nach Abels, S. 92). Letztlich auslösend ist ein Eindruck auf seiner zweiten orientalischen Reise in den ersten beiden Monaten des Jahres 1930; hierzu Abels aaO: >Wie fast immer ist es ein Augenblickseindruck, der Werfel im Gedächtnis bleibt, sich dort ausbreitet und schließlich produktiv wirkt. Diesmal handelt es sich um einen Augenblick im wörtlichen Sinne. Ausgehungerte Kinder, mit bleichen El-Greco-Gesichtern und übergroßen dunklen Augen, fallen Werfel in einer Teppichweberei in Damaskus auf. Armenieraugen sind fast immer groß, schreckensgroß von tausendjährigen Schmerz-Gesichten, heißt es später im Roman.< Werfel erfährt von dem Besitzer der Weberei, dass es Kinder von den Türken erschlagener Armenier seien, die hier arbeiten. Er macht sich erste Notizen, bereist dann das französische Mandatsgebiet von Syrien nicht weit vom Musa-Dagh-Gebirge, zieht vor Ort Erkundungen über den vierzigtägigen Widerstand einiger Dorfgemeinden gegen die erdrückende militärische Übermacht der Türken ein und sammelt später umfangreiches Material aus verschiedensten Quellen, darunter die von Pater Dr. Johannes Lepsius (1858 – 1926) unter dem Titel >Deutschland und Armenien< herausgegebenen diplomatischen Aktenstücke. Lepsius, der im Roman dreimal auftritt – einmal in einem Bittgespräch mit Enver Pascha, einmal im Gespräch mit einem Beamten des deutschen Auswärtigen Amtes und einmal bei einer armenischen Bruderschaft in Istanbul – lebte von 1908 bis 1925 in Potsdam, wo die Stadt das Lepsius-Haus in der Großen Weinmeisterstraße 45 nun zu einer internationalen Begegnungsstätte restauriert hat. Werfel wollte mit seinem umfangreichen Quellenstudium >selbst strengsten Authentizitätsmaßstäben … genügen<, wie Abels zutreffend bemerkt; dennoch ist es ihmgelungen, die Riesenmasse des historischen Stoffes in einen durchgängigen Romanduktus umzuschmelzen. Wenn Abels feststellt >Kein einziges Wort, das im Epos über die Ermordung und Deportation des armenischen Volkes geäußert wird, ist eine Erfindung des Dichters<, so ist dies sehr genau zu lesen: Kein Wort über das historische Rahmengeschehen ist falsch; die Romanhandlung im einzelnen dagegen und einige ihrer Figuren sind aber durchaus erfunden. Dies gilt insbesondere für die Hauptfigur in Werfels Roman, Gabriel Bagradian:

>Wie komme ich hierher?< - Gabriel Bagradian, ein „abstrakter Mensch“ auf dem Weg zu seinem Volk
Gabriel Bagradian stellt sich die Eingangsfrage zu dem Roman >Wie komme ich hierher?< selbst auf einem Vorberg des in im Ersten Weltkrieg noch zum türkischen Großreich gehörenden >Berg Moses<, des >Musa Dagh< am Mittelmeer in Nordsyrien. Er blickt, mit dem landesüblichen Fez auf dem Kopf, zurück und sieht, woher er kommt: >Das Haus leuchtet mit seinen grellen Mauern und dem flachen Dach zwischen den Eukalyptusbäumen des Parks. Auch die Stallungen und das Wirtschaftsgebäude blinken in der sonntäglichen Morgensonne.Obgleich zwischen Bagradian und dem Anwesen schon mehr als eine halbe Wegstunde Entfernung liegt, scheint es immer noch so nahe, als sei es seinem Herrn auf dem Fuße gefolgt. Doch auch die Kirche von Yoghonoluk weiter unten im Tal grüßt ihn deutlich mit ihrer großen Kuppel und dem spitzhütigen Seitentürmchen. Diese massig ernste Kirche und die Villa Bagradian gehören zusammen. Gabriels Großvater, der sagenhafte Stifter und Wohltäter, hat beide vor fünfzig Jahren erbaut<. Die Villa Bagradian ist Gabriel Bagradians Geburtshaus, hier hat er die ersten zwölf Jahre seines Lebens verbracht, den Großvater Awetis Bagradian, den >Begründer jenes bekannten Stambuler Welthauses, das in Paris, London und Paris Niederlassungen besaß<, wie alle in der Gegend, bewundert. Dann geht er für dreiundzwanzig Jahre mit seinen Eltern und seinem fünfzehn Jahre älteren Bruder Awetis (der den Namen des Großvaters trägt) nach Paris, besucht dort das Gymnasium, studiert an der Sorbonne und heiratet Juliette, eine Französin, die >gleichsam ihr Blut unnachgiebig (gegen armenische Bindungen und Verbindungen) durchsetzt<. Allerdings: Der Sohn Stephan hat armenische Augen und diese Augen kann auch Juliette nicht ändern. Noch zwei andere äußere Verbindungen bleiben zum Armenischen: Stephan erhält mit zehn Jahren – gegen Juliettes Widerstand – den armenischen Studenten Samuel Awakian zum Hofmeister, um die armenische Sprache zu lernen, und Gabriel nimmt 1907 an dem Kongress teil, der die Jungtürken mit der armenischen Nationalpartei vereinigt. >Ein neues Reich soll geschaffen werden, in dem die Rassen friedlich und ohne Entehrung nebeneinander leben.< Für dieses Ziel, das das jungtürkische >Komitee für Einheit und Fortschritt< Ittihad später in Feindschaft zum armenischen Volk verrät, begeistert sich auch Gabriel Bagradian so sehr, dass er bei Ausbruch des Balkankrieges sein versorgtes Leben als Gelehrter und Schöngeist in Paris aufgibt und sich freiwillig zu den Waffen meldet, um nach einer Ausbildung im Eilverfahren als Offizier einer Haubitzbatterie noch in den Krieg zu ziehen. Dort leidet er unter der Trennung von seiner Familie, fühlt vor allem seine Beziehung zu Juliette gefährdet, obwohl er keinen wirklichen Anlass hierfür hat.
Nach Paris zurück gekehrt, leben die Bagradians ein glückliches Leben, Gabriel als >ein Denker, ein abstrakter Mensch, ein Mensch an sich<, der sogar an den Erwerb der französischen Staatsbürgerschaft denkt. Aber er kommt von seiner armenischen Bindung und damit von der Bindung an >sein Väter-Land< nicht los, denn >die Väter haben Ungeheures dort erlitten und dennoch nicht aufgegeben. Gabriel hat nichts erlitten. Er weiß von Mord und Metzelei nur durch Erzählungen und Bücher. Ist es nicht gleichgültig, wohin ein abstrakter Mensch zuständig ist, denkt er, und bleibt ottomanischer Untertan.<
Dann, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, kommt die große Wende im Leben der Bagradians: Sein älterer Bruder Awetis, der mit Europa nichts im Sinn hat, war schon bald als Mitchef des großväterlichen Unternehmens in die Türkei zurück gekehrt und hatte als >einsamkeitssüchtiger Sonderling< die Villa Bagradian in Yoghonoluk nach mehrjähriger Verlassenheit wieder in Besitz genommen. Awetis teilt seinem jüngeren Bruder mit, dass er als schwerkranker Mann nicht mehr in der Lage sei, das Unternehmen zu leiten, Gabriel möge zur Wahrnehmung seiner Interessen nach Istanbul kommen. Die ganze Familie, einschließlich Hauslehrer Awakian, reist in die Türkei, kann aber den inzwischen nach Beirut weiter gezogenen und von dort zum Sterben wieder nach Yoghonoluk zurück gekehrte Bruder nicht mehr erreichen, der Tod ist schneller.
Nun beziehen Gabriel, Juliette, der Sohn Stephan und der Hauslehrer Awakian die Villa Bagradian in der dörflichen Einsamkeit am Fuße des Musa Dagh – auf nachdrücklichen Wunsch von Juliette und gegen Gabriels anfängliches Widerstreben. Die Rückkehr nach Paris ist dem >ottomanischen Untertan< Gabriel Bagradian unmöglich geworden, denn die Türkei ist auf Seiten der Mittelmächte (Deutschland, Österreich, Italien) in den Krieg eingetreten, Frankreich ist Feindesland geworden; sie sitzen fest am Fuße des Musa Dagh.
Gabriel Bagradian unternimmt nun fast täglich Erkundungstouren in das Musa-Dagh-Gebirge, mit dem er immer vertrauter wird. Er eignet sich bei diesen Touren aber nicht nur eine besondere, schon bald sehr hilfreiche Kenntnis des äußeren Geländes an, sondern taucht in Beobachtungen, Rückahnungen, Reflexionen und archäologischen Begegnungen mit der Geschichte des Landstrichs in die Leidensgeschichte seines Volkes ein: >Wie komme ich hierher? All die äußere Verquickung der Dinge beantwortet die Frage nur höchst unvollständig. Das feierliche Erstaunen seiner Seele aber weicht nicht. Eine leichte Unruhe schwingt mit. Die uralten Dinge, in dreiundzwanzig Pariser Jahren überwunden, sie müssen wieder eingebürgert werden.<
Es ist eine Zeit der Vorbereitung, innerlich und in den Wendungen des Krieges gegen das Ottomanische Reich mit ihren Folgen für das Leben der Armenier in diesem Staat.

Treibende Manifestationen der Fremdheit
>Fremdheit ist das zentrale Motiv im Werk Franz Werfels<, schreibt Norbert Abels gleich am Beginn seiner schon zitierten Biografie und belegt dies auch mit Werfel-Versen (>Fremde sind wir auf der Erde alle/Und es stirbt, womit wir uns verbinden<). Im Musa Dagh-Roman tritt uns die Fremdheit in vielfältigen Manifestationen entgegen, individuell und überindividuell, ist die eigentlich treibende Kraft sowohl des einbettenden Geschehens als auch der Handlungen einzelner, und ist dabei Entsagungserfahrung und schmerzhafte Erlösungsperspektive zugleich.
Da ist zum einen Gabriel Bagradian selbst, der als >abstrakter< Kultureuropäer in suchender Spannung zu seinen armenischen Wurzeln lebt und empfindet, >nicht nur in der Welt, sondern auch in sich selbst ein Fremder, sobald er mit den Menschen in Berührung kam<.
Da ist seine Frau Juliette, die als kultivierte Französin kaum eine Chance hat, von den Armeniern als eine der ihren anerkannt zu werden, so sehr sie sich auch als Krankenhelferin, Gastgeberin und opferbereite Schicksalsgenossin auf dem Musa Dagh um Gemeinsamkeit und Anerkennung bemühen mag.
Und da ist der Sohn Stephan, der sich in Sprache, Verhalten und Kleidung seinen ebenfalls pubertierenden Altersgenossen anzupassen versucht, für diese aber immer das verwöhnte, fremde Herrensöhnchen bleibt.
Und da ist – überindividuell – das Schicksal der Armenier im türkischen Großreich: Sie mögen sich so verdient machen, wie sie wollen, sie mögen für das Ottomanische Reich in Kriegen ihr Leben lassen, der türkischen Obrigkeit gehorchen – sie bleiben Fremde in diesem Staat, oder richtiger: Werden zu Fremden abgestempelt und schließlich verfolgt, vertrieben und ermordet. Die Armenier erleiden Fremdheit, schließen aber auch selbst andere als Fremde aus. Das gilt auch für die zusammen gewürfelte Soldateska aus russischen und Soldaten anderer Nationen, die auf dem Musa Dagh von den Armeniern zur Verstärkung der Abwehr argwöhnisch geduldet wird.
Und doch: So sehr diese Fremdheit den hierdurch Stigmatisierten das Erleiden der Ausgeschlossenheit auferlegt, so sehr vermittelt diese Fremdheit auch Klarheit und Kraft und kann damit produktiv wirken:
Gabriel Bagradian ist so die Gabe der realistischen Analyse der heraufziehenden Deportations-Bedrohung gegeben und er findet nach Zweifeln und Anfechtungen zur Entschlossenheit eines mutigen Rettungsplans für fünftausend seiner Landsleute. Die Fremdheit schafft die Distanz, die erforderlich ist, um die Verhältnisse und Möglichkeiten klar einzuschätzen. Und >die Überlegenheit systematischen Denkens, wie er es in Europa gelernt hatte, hob ihn hoch über die dumpfen und ergebenen Häftlinge des Verhängnisses<. Er zieht Erkundungen über das nahende Unheil ein, macht sich ortskundig im Musa Dagh-Gebirge, lässt von Hauslehrer Awakian Geländekarten herstellen, verbündet sich mit Waffenkundigen, Zimmerleuten, Lehrern und Ärzten und lässt den gregorianischen Hauptpriester Ter Heigasun zum Oberhaupt der organisierten Theokratie auf dem Musa Dagh bestimmen, da er weiß, dass die Rettung nur mit Etablierung eines disziplinierten Gemeinwesens mit legitimierter Letztentscheidungs-Autorität, mit klar definierten Zuständigkeiten, eindeutiger Aufgabenzuteilung, und geregelten Arbeitsabläufen möglich ist. So gelingt ihm mit seinen militärischen Erfahrungen und den Handlungsprogrammen seines klar differenzierenden Verstandes das Unwahrscheinliche, ja unmöglich Erscheinende: Die fünftausend auf dem Musa Dagh verschanzten Armenier widerstehen vierzig Tage lang der erdrückenden militärischen Übermacht der Türken.
Auch sein Sohn Stephan bewirkt, getrieben durch den Willen, die distanzierende Fremdheit zu seinen armenischen Altersgenossen zu überwinden, eine entscheidende Stärkung der Abwehrkraft der eingeschlossenen Armenier, indem er in einer tollkühnen Nacht- und Nebelaktion den Türken eine Haubitze entwenden lässt.
Und selbst die fremde Soldateska, die aus Verblendung und Rachebedürfnis nach vierzig Tagen die provisorischen Unterkünfte der Armenier auf dem Musa Dagh anzündet, zerstört damit zwar deren Behausungen, erweckt aber durch den Feuerschein die Aufmerksamkeit des Kommandanten eines auf dem Meer kreuzenden französischen Schlachtschiffes, was dann zur Rettung der hoffnungslos Eingeschlossenen führt.
Natürlich thematisiert Franz Werfel mit der Fremdheit des Gabriel Bagradian auch seine eigene Existenz mit den Fremdheitserfahrungen aller nichtslawischen, zumal jüdischen Prager, deren Erbteil als Schriftsteller deutscher Sprache(neben Werfel auch Kafka, Kisch und Rilke) doppelte und dreifache Heimatlosigkeit ist (zitiert nach Abels). Aber Bagradian und Werfel wenden die Fremdheit produktiv, ziehen analytische Klarheit und therapeutische Kraft aus der Entfremdung. Zur therapeutischen Perspektive gehört aber nicht nur die Geschichte der >Heimkehr eines Entfremdeten, der über den Weg zur Gemeinschaft schließlich zu sich selbst zurückfindet< (so Abels), sondern es geht auch um die Selbstfindung durch die produktive Tat, bei Gabriel Bagradian durch die mutige Rettungstat, bei Franz Werfel durch die schriftstellerische Gestaltungstat. Das selbst verantwortete, befreiende Handeln hat dabei nicht nur eine individuelle Selbstfindungsfunktion, sondern repräsentiert zugleich

Die metaphysische Botschaft des Romans
Die Frage nach der Bewirkungskraft von Religion, die Bedeutung des Verhältnisses zu Gott, die Forderung eines Lebens nach seinen Geboten (auf dem Berg Moses!), die Art des Vertrauens in eine Errettung durch einen allmächtigen Gott – diese und andere Fragen nach dem Umgang mit dem Transzendenten durchwirken die verschiedenen Ebenen des Romans. Schon durch das (gregorianische) Christentum der Armenier im Gegensatz zum Islam der Türken gewinnen die Unterschiede der Religionen eine Spannung gebende Bedeutung im Äußeren, vor allem in der Konstituierung von Zugehörigkeit oder Fremdheit. Folgt man Norbert Abels in seiner Feststellung, dass der Entfremdete für Werfel >stets der Gott-Entfremdete (bleibt), derjenige also, der es aufgegeben hat, nach einem Sinn zu fahnden<, dann hat das Gottesverhältnis des einzelnen auch Bedeutung für seine Fremdheit und für ihre Überwindung. Schließlich unterstellen sich die Fünftausend Armenier auf dem Musa Dagh der obersten Entscheidungsgewalt eines christlichen Priesters, errichten in der Mitte ihres provisorischen Dorfes eine christliche Kultstätte und zelebrieren dort nach den Möglichkeiten ihrer außergewöhnlichen Existenz die Rituale ihrer feierlichen Messen.
Und auch für die Grundsatzfrage, ob man den Deportationsbefehlen der türkischen Obrigkeit folgen oder ob man Widerstand auf dem Musa Dagh leisten sollte, spielen religiöse Überzeugungen eine Rolle. Nachdem das Deportationsschicksal auch für die armenischen Bewohner der sieben Dörfer am Fuße des Musa Dagh Gewissheit geworden ist, versammelt Ter Haigasun mit Gabriel Bagradian die Bewohner der Dörfer im ummauerten Park der Villa Bagradian. Hier weiß selbst Ter Haigasun noch nicht, was er wollen soll; er beschwört seine Landsleute in ihrer dumpfen Verzweiflung lediglich, keine törichten Vorschläge zu machen, etwa den Behörden Bittschriften oder dergleichen zu senden, dies sei nur unsinnige Zeitvergeudung: >Menschliche Gnade gibt es nicht mehr. Christus, der Gekreuzigte, fordert die Nachfolge seines Leidens. Es bleibt für uns gar nichts anderes übrig, als zu sterben… Es fragt sich nur, wie!<
Auch nachdem Gabriel Bagradiant den Versammelten seinen überraschenden Rettungsplan vorgestellt hat, begründet Pastor Nokhudian seine Ablehnungdieses Plans mit biblischen Argumenten:
>Christus befiehlt uns streng, der Obrigkeit zu gehorchen. Christus befiehlt uns streng, dem Übel nicht zu widerstreiten. Mein Amt ist das Evangelium. Ich kann als Hirte meiner Herde keiner Widersetzlichkeit zustimmen.<
Seine Glaubensfestigkeit verleiht seiner Rede Flügel: Als Folge einer bewaffneten Auflehnung erhalte die Regierung erst das volle Recht, die versuchte Maßregel in ein rücksichtsloses Rachewerk zu verwandeln. Dann sei der Tod nicht mehr die verdienstvolle Leidensnachfolge des Herrn, sondern eine gesetzmäßige Strafe für Aufrührer.
Es ist dann eine Frau, die diesem zerstörerischen Glaubenseifer entgegen tritt. Mütterchen Antaram, die Frau des alten Arztes, ist >jung vor herrlicher Empörung<, als sie mit ihrer empörten Widerstandsrede Gabriel Bagradian unterstützt:
>Ich bin eine Frau< - die gesättigte Stimme ertrotzte sich mit ihrem ersten Laut völlige Ruhe - >ich bin eine Frau und spreche für alle Frauen hier! Viel habe ich erlitten! Mein Herz ist oft und oft gestorben. Der Tod ist mir längst gleichgültig. Ich werde gar nicht hinschauen, wenn er kommt. Doch in der Erniedrigung will ich nicht zugrunde gehen, auf der Landstraße werde ich nicht krepieren und nicht auf freiem Felde verfaulen, ich nicht! Doch auch nicht leben will ich bleiben in einem der Deportationslager unter den ehrlosen Mördern und den ehrlosen Opfern, ich nicht! Wir Frauen wollen das alle nicht, nein, wir alle nicht! Und wenn die Männer zu feig sind, so werden wir Weiber allein uns bewaffnen und auf den Musa Dagh ziehn…Mit Gabriel Bagradian!<
Wir dürfen davon ausgehen, dass diese entschiedene Rede eine Hommage an seine Frau Alma Mahler-Werfel ist, der er Weihnachten 1933 das Original des Buches mit der Dankeszeile widmet >Meiner Alma, der allein ich dieses Buch verdanke.< Dem entspricht die zentrale Bedeutung dieser Sätze: In ihnen steckt das klare Bekenntnis zur Verantwortung der Menschen für ihr Schicksal, soweit sie es durch verantwortliches Handeln beeinflussen können, und eine ebenso klare Absage an religiös verbrämte Schicksalsergebenheit. Franz Werfel hat diese metaphysische Zentralbotschaft des Romans an einer eher untergeordnet erscheinenden Stelle Gabriel Bagradian in den Mund gelegt. Als dieser Ter Heigasun in der Gewissheit des herauf dräuenden Verhängnisses fragt, was er denn noch tue, als seiner Gläubigengemeinde die Wahrheit vorzuenthalten und Heigasun darauf flüsternd antwortet >Ich bete…<, da geht Bagradian, laut atmend, im Zimmer umher, schlägt plötzlich mit der flachen Hand klatschend gegen die Mauer, dass der Verputz abbröckelt, und stößt hervor:
Beten Sie… Aber man muß Gott auch unterstützen!“< (S. 98)
Als Bedeutsamkeitshilfe für den Leser: Dies ist die einzige Stelle im gesamten Romantext, die gesperrt gedruckt ist!

Die Vorwegnahme des Holocaust
Franz Werfel hat die erste Fassung des Romans in der Zeit vom Juli 1932 bis zum 30. Mai 1933 geschrieben (bis zur Drucklegung erarbeitete er drei weitere Fassungen, einige Passagen schrieb er achtmal um). Während er auf Breitenstein und in Santa Margherita dies Riesenwerk in so kurzer Zeit verfasste, kamen in Deutschland die Nazis an die Macht, und es begann der Verfall einer Kulturnation bis in die finstersten Tiefen mörderischer Barbarei. Anfang 1933 hatte die große Mehrheit der Deutschen aber noch bange Hoffnungen in einen Neuanfang mit den Nazis und hätte – wie wohl auch fast alle späteren Täter – niemals den bestialischen Völkermord vorausgeahnt, der später von Deutschen und im deutschen Namen vor allem an „den Juden“ begangen wurde. Die Schilderung der Armenierdeportationen in Werfels Roman nimmt den Holocaust in seiner Unmenschlichkeit und völligen Irrationalitat, in seiner bürokratischen Präzision auf der Täterseite und seiner ungläubigen Ergebenheit in das Todesschicksal auf der Opferseite in beängstigender Eindringlichkeit vorweg. Auch das Begleitszenario, einschließlich der Selbstschädigung der selbst zum Untergang verurteilten Täter, die Projektion der Schuld hierfür in einen „fremden“ Teil des eigenen Volkes, stimmt mit den Folgen und Begleitumständen des Holocaust in erschreckender Weise überein. Offenbar geschehen Genocide im Zwangsgehäuse einer immanenten Logik, die erst durch die finale Katastrophe für die Täter zerschlagen wird.
Es beginnt mit der über die Jahrhunderte geschleppten Stigmatisierung eines irgendwie abgrenzbaren Teils des eigenen Volkes. Sowohl bei den Armeniern wie bei den Menschen jüdischen Glaubens ist ein Entfremdungselement die andere Religion gewesen. Ein zweites Element ist der Vorwurf besonderer Talente, die in ein vorwerfbares Privileg umgedeutet und gegen ihre Inhaber gewendet werden. Auch die Armenier gelten als nicht nur technisch-handwerklich besonders begabt und erfolgreich. Als Gabriel Bagradian mit Samuel Awakian Pläne für das Überleben auf dem Musa Dagh schmiedet, sagt er dem erschüttert Zweifelnden: >Wir Armenier bilden uns doch immer so viel auf unsere geistige Überlegenheit ein. Damit haben wir sie aufs Blut erbittert. Nun aber wollen wir wirklich beweisen, wie sehr wir überlegen sind!<
Das dritte Element besteht in einer kompensatorischen Projektion eigenen Versagens, eigener Niederlagen, in den ausgegrenzten Volksteil. Wie bei den Nazis die mörderische Brutalität gegenüber „den Juden“ mit den Niederlagen der Wehrmacht zunahm und die kompensatorische Projektion des eigenen Versagens noch bei Göbbel’s unsäglicher Sportpalastrede (auch) in Transparenten mit der Behauptung >Die Juden sind Euer Unglück!< zum Ausdruck kam, so stand auch das Ottomanische Reich im Ersten Weltkrieg an vier Fronten in einem Kampf auf Leben und Tod und Enver Pascha, der Kriegsminister und stellvertretende Oberbefehlshaber der Türken und der Hauptverantwortliche für die Armenierdeportationen, hatte bei seinem tollkühnen Feldzug im Kaukasus zwei volle Armeekorps verloren. Auch dafür musste er jemanden verantwortlich machen können, wenn auch nicht in der offiziellen Begründung, so doch vor sich selbst.
Und nun die Täterseite: Sie reicht viel weiter, ist viel komplexer und geschichteter, als eine abstrakte Formel von „den Tätern“l dies bezeichnet. Schon der staatlich-organisatorische Kern der Mord-Deportationen stellte sich als eine Bürokratiekaskade dar, auf der die Anordnungen vom Ministerium in Istanbul über die leitenden Verwaltungsbeamten der Provinzen (Vilajets), die Walis, dann als Vollstreckungsanordnungen,zu den Unterstatthaltern der Sandschaks, in die die Provinzen aufgegliedert waren, und von dort zu den einzelnen Kreisen (Kasahs) und schließlich zu den Bezirkshauptleuten in den Kreisstädten weiter stürzten, auf jeder Ebene von Konferenzen zwischen Zivilverwaltung und immer niederrangigeren Militärs umgeformt und angepasst, wonach man sich ins Bad oder Café begab, wenn nicht gerade ein Festmahl bei dem Konferenzleiter stattfand, bei dem man sich von der Erfüllung seiner Pflichten erholen konnte.
>Nach einer bestimmten, wohlbedachten Ordnung liefen bei den Statthaltern des Reiches die Avisi des Ministeriums ein, denen dann die allfälligen Durchführungsbefehle zur gegebenen Zeit folgten. Das bürokratische Schaltwerk arbeitete ausnahmsweise mit erstaunlicher Pünktlichkeit, so dass es für ein Beamtenherz diesbezüglich eine Lust zu leben war.<
Allerdings ist diese bürokratische Geordnetheit der Todespolitik nur die eine Seite der Medaille; die andere zeigt sich in der widerrechtlichen Aneignung von Armeniereigentum (wie bei der „Arisierung“ vom Eigentum der verfolgten Juden in Deutschland) und bei der bestialischen Behandlung der zu deportierenden Armenier durch die türkischen Saptiehs, den die Deportationsbefehle letztlich ausführenden Gendarmen. Ist je ein solcher Deportationszug eindringlicher und verstörender beschrieben worden als von Franz Werfel?
>Mit jeder Stunde wurden die Gesichter hohler, der millionenfüßige Schritt taumelnder. Bald entrang sich kein anderer Laut mehr dem ziehenden Wesen als Stöhnen, Husten, Wimmern und manchmal ein wüster, krampfhafter Aufschrei. Mit der Zeit fielen immer mehr Glieder dieses Wesens ab, sanken hin, wurden in den Graben gestoßen und verreckten. Dann sausten die Knüppel der Saptiehs auf die Rücken der zögernden Scharen. Wütend waren die Saptiehs. Auch sie mussten ein Hundeleben führen, ehe sie ihre Ausgetriebenen an der Grenze der Kasah dem benachbarten Gendarmeriekommando übergaben. Anfangs wurden noch Standeslisten geführt. Als aber dann die Krankheits- und Todesfälle überhand nahmen, als man immer mehr Halb- und Ganzgestorbene in den Straßengraben werfen musste, vor allem Kinder, da erwies sich die Listenführung als höchst lästig und der Onbaschi ließ die überflüssige Schreiberei bleiben. Ob Sarkis, Astik oder Hapeth, ob Anusch, Wartuhi oder Koren auf freiem Feld verwesten, wer fragte danach? Nicht alle Saptiehs waren reißende Bestien. Es ist sogar anzunehmen, dass die Mehrzahl aus durchschnittlich guten Menschen bestand. Doch was soll er tun, der Saptieh? Er hat den scharfen Befehl, mit der ganzen Herde zu dieser und dieser Stunde dort und dort gestellt zu sein. Sein Herz begreift die brüllende Mutter ganz gut, die ihr Kind aus dem Graben reißen will, die sich auf die Straße hinwirft und in die Erde krallt. Kein Zureden hilft. Es dauert schon Minuten und die Station ist noch zwölf Kilometer entfernt. Der Zug stockt. Alle Gesichter verzerren sich. Aus tausend Mündern bricht ein Wahnsinnsgeschrei. Warum wirft sich diese Menge, so entkräftet sie auch ist, nicht auf den Saptieh und seine Kameraden, entwaffnet sie und zerreißt sie in der Luft? Vielleicht fürchten die Gendarmen einen solchen Wutausbruch, der ihr Ende wäre. Da gibt einer von ihnen einen Schuß ab. Die anderen ziehen den Säbel und schlagen mit den scharfen Klingen auf die Wehrlosen ein. Dreißig, vierzig Männer und Frauen wälzen sich in ihrem Blut. Von diesem Blut aber kommt ein andrer Rausch über die erregten Saptiehs, die alte Gier nach den Weibern der verhaßten Rasse. In den preisgegebenen Frauen vergewaltigt man mehr als menschliche Wesen, man nimmt in ihnen den Gott des Feindes in Besitz. Nachher wissen die Saptiehs kaum mehr, wie sich all das zugetragen hat< (Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. Fischer Verlag, 6.-7. Tausend 1996, S. 180 - 183).
Wechselt man die Saptiehs gegen >Hitlers willige Vollstrecker< aus, dann hat man die SS und die Deportation der Juden und anderer Verfolgter unter dem NS-Regime.
Auch die Haltung der zukünftigen Opfer gegenüber dem heraufziehenden Todesunheil schwankt, wie das der bedrohten Juden in Nazi-Deutschland, zwischen Ungläubigkeit, Unverständnis, irrationaler Rettungshoffnung und letztlicher Ergebung. >Diese Weinbauern, Obstgärtner, Holzschnitzer, Kammacher, Imker, Raupenzüchter, Seidenweber, die dem Nahenden so lange entgegengewartet hatten, sie konnten es nun, da es gekommen war, mit dem Verstande nicht fassen. Die verfallenen Gesichter zeigten immer angestrengtere Züge. Die Lebenskraft mühte sich ab, die kranke Verpuppung der letzten Zeit zu durchstoßen.< Und zur Hoffnung des Übergangenwerdens: >Bis vor wenigen Stunden noch hatten sie sich in ihrer künstlichen Schlaftrunkenheit vorgefabelt, das große Schicksal werde gerade am Musa Dagh mit eingezogenen Krallen vorüber schleichen. Und dann, wer waren sie? Arme, verlassene Dörfler, ein ausgesetzter Stamm auf bedrängter Insel, ohne eine Stadt im Rücken.<
Und dann bindet auch diese Armenier eine in langer Bürgergewohnheit eingebrannte Untertanentreue an diesen Staat, wie auch die von den Nazis im Reich verfolgten Juden doch immer in erster Linie Deutsche sein wollten:
>Jeder, der hier geboren war und lebte, trug für diesen Staat, den alten Erbfeind, eine mit Grauen vermischte Ehrfurcht im Blut. Staat, das war der Saptieh, der einen ohne Grund schlagen und in Haft nehmen durfte, Staat, das war der Steuerbeamte und –pächter, der in die Häuser einbrach und raubte, was ihm geeignet schien. Staat, das war die schmutzige Kanzlei mit dem Sultanbild, den Koransprüchen und dem vollgespuckten Estrich, wo man Bedel entrichtete, Staat,das war die Kaserne mitz dem öden Hof, wo man als Soldat dienen musste, wo der Tschausch oder Onbaschi Faustschläge austeilte und für den Armeniersohn eine eigene Bastonade vorrätig war. Und trotz alledem: das hündische Gefühl der Angst und Ergebenheit gegen diesen wohlwollenden Staat wurde auch der Armeniersohn nicht los< (S. 247).
Franz Werfel hat aber kein Hassepos auf die Türken verfasst. Er zeichnet ein durchaus differenziertes, hinsichtlich der Haltung der „Gebildeten“ nachdenklich stimmendes Bild, wie es ja auch für die Haltung in der deutschen Bevölkerung zur Judenverfolgung der Nazis, wenn auch vielleicht in anderer Verteilung, zutrifft:
>Während in den Selamliks, Cafés, Bädern, Versammlungsorten der Provinz die moderne Welt (das heißt alles, was Zeitungen las, einen bescheidenen Fremdwörterschatz besaß, anstatt Karagöz, dem alttürkischen Schattenspiel, in Smyrna oder Stambul ein paar französische Komödien gesehen hatte und ansonsten den Namen Bismarck und Sarah Bernhardt kannte), während also diese Gebildeten, dieser fortgeschrittene Mittelstand sich restlos hinter Envers Armenierpolitik stellte, verhielt es sich mit den einfachen türkischen Menschen, mochten es nun Bauern oder das niedre Stadtvolk sein, durchaus anders. Oft staunte der Müdir (Bezirkshauptmann) auf seinen Rundreisen, wenn in einem Dorfe, wohin er den Austreibungsbefehl gebracht hatte, sich Türken und Armenier zusammenscharten, um miteinander zu weinen. Und er verwunderte sich, wenn vor einem armenischen Hause die türkische Nachbarsfamilie schluchzend stand und den Tränenlos-Erstarrten, da sie ohne sich umzuschauen aus ihrer alten Tür traten, nicht nur ein „Allah möge euch barmherzig sein“ zurief, sondern Wegzehrung und große Geschenke mit auf den Weg gab, eine Ziege, ja selbst ein Maultier. Und der Müdir konnte auch erleben, dass diese Nachbarsfamilie die Elenden mehrere Meilen weit begleitete. Und er konnte erleben, dass sich seine eigenen Volksgenossen vor seine Füße warfen und ihn anflehten:
„Laß sie bei uns! Sie haben nicht den richtigen Glauben, aber sie sind gut. Sie sind unsre Brüder. Laß sie hier bei uns!“
Doch was half das? Selbst der gutmütigste Müdir konnte nur in ein paar namenlosen Einöd-Dörfern eine Ausnahme machen und es heimlich dulden, dass sich der Rest der verfluchten Rasse dort unter der Decke seiner Todesangst verkroch.<
Auch im Element der Selbstschädigung der Täter, des Täterstaates, gibt es eine fatale Parallele zwischen den Folgen der Armeniervertreibung und denen des Holocaust. Beide Male haben sich die Täter auch selbst größten Schaden zugefügt. Deutschland hatte sich mit dem Holocaust und der Verfolgung und Exilierung des jüdischen Teils seiner Kultur- und Wissenschaftselite als Kulturnation abgemeldet, hatte sich von seiner Spitzenposition in der Wissenschaft in die Zweitrangigkeit degradiert und war als verantwortlicher Faktor internationaler Politik mit dem Odium moralischer Unzuverlässigkeit ausgeschieden, war zum Objekt der Entscheidungen fremder Mächte geworden und hat fünfundzwanzig Prozent seines Staatsgebiets verloren.
Die Deportation der Armenier war in ähnlicher Weise selbstschädigend für das ottomanische Reich, das ja als „kranker Mann am Bosporus“ mit dem Ende des Ersten Weltkrieges von der Landkarte verschwunden war. Hierzu trugen auch andere Umstände bei; die Armenierdeportationen hatten jedoch schon für sich genommen schlimme Folgen für das Türkenreich, beginnend mit dem wirtschaftlichen Niedergang des Landes: >Der erste Schatten nämlich, den die Sünde wider die Armenier auf das Reich warf, war ein jäher Wertsturz des türkischen Papiergeldes. Seit einiger Zeit wollten sich die Kaufleute nur mehr mit Gold und Silber bezahlt machen, worauf diese schamhaften Metalle sogleich keusch von allen Märkten verschwanden. Die Wirtschafts-Weisen in den Ministerien von Stambul gaben verwickelte Erklärungen für das Geheimnis der unbegründet-plötzlichen Entwertung. Daß aber der Kreislauf des Geldes von den Marktverhältnissen der moralischen Welt abhängen könnte, darauf ist bis zum heutigen Tage kein Wirtschafts-Weiser gekommen< (S. 188).
Dies ist eine der Stellen, in denen die moralische Botschaft des Romans, die freilich überall in die Unterströmungen der großen Erzählung verwoben ist, ausdrücklich wird. Die andere prominente Stelle finden wir im Gespräch von Pfarrer Lepsius mit dem Geheimrat im Auswärtigen Amt, in dem Lepsius feststellt: >Alles auf der Welt ist zunächst eine moralische und viel später erst eine politische Frage.<
Die Geldentwertung ist indes nur eine minder wichtige Erscheinungsform der Selbstschädigung des Täterstaates; die eigentlich apokalyptische Dimension der Selbstschädigung durch die Deportation und Ermordung der Armenier kommt in Form von >zwei ägyptischen Plagen, von allerlei Neben- und Unterplagen begleitet< über die syrischen Provinzen des ottomanischen Reiches: Die eine ist eine wahnsinnige Heuschreckenplage, durch die die für den militärischen Nachschub wichtige Ernte vernichtet wird, und die zweite ist der Flecktyphus:
>Es waren unerwartete Naturereignisse aufgetreten, die rasche Maßregeln erforderten, sollte nicht die Kriegführung, ja das ganze Leben Syriens, der wichtigsten Etappe, völlig gelähmt werden. Die Mittelmeerprovinzen des ottomanischen Reiches befanden sich in der schwersten Bedrängnis. Nur selten geschieht es, dass sich die göttliche Gerechtigkeit, die eine unverwickelte Prozessordnung nicht liebt, geschwind ertappen lässt. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten menschlicher Justiz folgt hier die Strafe der Schuld durchaus nicht auf dem Fuße. Die göttliche Gerechtigkeit ist in der kosmischen Folgerichtigkeit aufgelöst wie das Salz im Meere. In dieser Jahreszeit und in diesen Breiten aber schien sie sich mit einer bemerkenswerten Hast offenbaren zu wollen, als sei selbst ihre ewig unparteiische Ruhe angesichts der Vorgänge aus der richterlichen Objektivität geraten. Kurz, die Mühlen Gottes mahlten diesmal schnell. … Die östliche Plage, der Flecktyphus, der über Aleppo hinaus als geschlossene Seuche nach Antiochia, Alexandrette und in die Küstengebirge vorstieß, war ein schauerliches Beweisstück jener kosmischen Folgerichtigkeit. … Die Sterblichkeitsziffer des mesopotamischen Fleckfiebers …belief sich oft auf achtzig vom Hundert. Aufgebrochen war er aus der Pestwolke, die über den Steppen des Euphrat lag. Auf dieser höchst ungeweihten Erde, in dieser gottlosen Senkgrube des Todes, verwesten schon seit Mai und Juni Hunderttausende von Armenierleichen. Selbst Tiere flohen vor dem Gestank. Nur die armen Soldaten mussten durch diese unaussprechliche Jauche der Menschheit: Kolonnen mazedonischer, anatolischer, arabischer Infanterie mit den endlosen Wagen und Kamelreihen der Trains wurden in tagelangen Märschen hindurch und nach Bagdad getrieben. Dazwischen stampften die Hufe der Beduinenkavallerie. Doch auch diese Kinder der Wildnis konnten während des Durchzugs – sie holten das Letzte aus ihren Pferden – keine Speise bei sich behalten. Die toten Armenier aber sandten vom „Deportationsziel des Nichts“ her ihren danksagenden Hauch westwärts über die wenigen Schuldigen und die vielen Unschuldigen. Talaat Bey (der türkische Innenminister, B.R.) hätte sich im Serail-Palast des Ministeriums wohl seinen weltklugen Kopf darüber zerbrechen können, wie merkwürdig es ausfällt, wenn man ein Volk ins Nichts schickt. Doch weder er noch Enver (Kriegsminister Enver Pascha, B.R.) zerbrachen sich den Kopf, denn, seitdem die Welt steht, ist die Gewalt stets mit stumpfer Unverfrorenheit der Seele verschwistert< (S. 786, 787).

>Ein wandernder Teppich, aus blutigen Schicksalsfäden gewoben<
– so bezeichnet Werfel die Deportationszüge der unter den sausenden Knüppeln der Saptiehs ächzenden Armenier. Man könnte aber auch das Handlungsgefüge des ganzen Romans, das sich über immer neue Leidensstationen vorschiebt, mit diesem Bild kennzeichnen. In wenigen Sätzen sind die immer neu eingebluteten >Schicksalsfäden< kaum wiederzugeben, mit denen die Leidensmuster gewoben werden, eine kaum übersehbare Zahl von Personen auftritt, deren Niedergangsschicksale mehr als nur beiläufig eingefügt werden. Neben dem Ineinanderweben kaum übersehbarer Handlungsstränge wird ein Kosmos strebender, irrender, leidender Subjektivitäten entfaltet. So menschenfeindlich-absurd die Lage der in ihrer Bergverschanzung Eingeschlossenen ist, so unendlich fern von allem gewohnten und erträglichen Leben sie sich gegen immer neue Schicksalsschläge behaupten müssen, so sehr wird ihre Leidensfähigkeit täglich neu erprobt, werden sie in der Bewahrung ihres elementaren Menschseins über alle Grenzen des Erträglichen hinaus immer neu gefordert. >Der Mensch weiß nicht, wer er ist, ehedem er geprüft wird< (S. 235). Kein Wunder, dass Verstehen und Handeln aus heller Rationalität immer mehr zum Ausnahmezustand wird und ein wogendes Helldunkel von eingetrübten Bewusstseinslagen, Hoffnungsgaukeleien, Erfahrungen von Krankheit und Sterben beherrschend werden. Es ist schlicht meisterhaft, wie Franz Werfel die Veränderung der Menschen in dieser Grenzsituation schildert, fast unauffällig-notwendig verfallen sie ihren je angezeigten Obsessionen, verlieren ihre Identitäten, müssen und wollen trotzdem weiterleben in den Hoffnungsresten ihrer Verzweiflung.
Kann es einen Gott geben, wenn so etwas geschehen kann? Die Frage wird so nicht gestellt; die Menschen halten sich eher weiter an die eingeübten Rituale ihrer Religion. Aber der Leser fragt sich das, wie überhaupt der Leser mit in den Bannkreis des Geschehens gezogen wird, allerdings durch seine reale Nichtbetroffenheit privilegiert und auch privilegiert durch die Möglichkeit, das Ganze reflektieren zu können. Aber auch der Leser wird bis an die Grenzen seiner Mitleidensgeduld gefordert, ertappt sich selbst dabei, dass er nicht mehr weiß, ob er noch auf Rettung seines Buchpersonals hoffen kann, hoffen darf oder ob er nicht die Eingeschlossenen auf dem Musa Dagh ebenfalls verloren geben sollte.
Letztlich geschieht die Errettung der Fünftausend durch einen Akt der Zerstörung, eine ganz unglaubliche Dialektik wird wirksam. Als alle Vorräte aufgebraucht, die Menschen völlig ausgelaugt sind und der Angriff der erdrückenden türkischen Übermacht jederzeit geschehen kann, werden auch noch die provisorischen Hütten der Eingeschlossenen von einer Bande von Marodeuren in Brand gesteckt, denen man widerwillig einige Wochen des Überlebens ermöglicht hatte. Nun ist alles verloren, der Abgrund des Verderbens klafft auf. Doch in dieser allerhöchsten Not wird der Lichtschein der brennenden Hütten von einem französischen Kriegsschiff aus gesichtet, was dann zur Rettung der völlig heimatlos Gewordenen führt.
Bis auf einen: Gabriel Bagradian bleibt freiwillig auf dem Musa Dagh, lässt die rettende Flotte davon dampfen. Er bleibt bei seinem Sohn. Stephan hatte sich in seinem brennenden Ehrgeiz, von seinen armenischen Altersgenossen als einer der Ihren anerkannt zu werden, dazu hinreißen lassen, den überlebenstüchtigen Führer der jungen Bande auf einer äußerst risikoreichen Tour als Rettung suchender Informant über das Schicksal der Eingeschlossenen zu begleiten, war dann aber umgekehrt und bar der Überlebensinstinkte seines großen Vorbildes in die Hände der Türken geraten, die ihn als Bagradian-Sohn identifizierten und ihre Wut über den von seinem Vater verantworteten Widerstand auf dem Berg an ihm mit vierzig Messerstichen und Eisenhieben ausließen. Der Tod des Sohnes hatte Gabriel Bagradian in vorübergehende Lähmung und Handlungsunfähigkeit gestürzt. Nun ist alles überstanden, er tritt in Ruhe an das noch ziemliche frische Grab seines Sohnes und stirbt hier durch eine Türkenkugel, klammert sich stürzend an das Holz des Grabkreuzes, reißt es mit sich >und das Kreuz des Sohnes lag auf seinem Herzen<.

Norbert Abels sieht in diesem Romanende >eine ursprüngliche Einheit auf einer erhöhten Stufe< wieder hergestellt: >Im Opfertod finden die Moses- und die Jesus-Symbolik ihre Verbindung. Gegenseitig erlösen sich Vater und Sohn, alter Bund und neuer Bund. Der Weg der Gemeinschaft und der Weg des einzelnen treffen zusammen. Hierfür ist das Kreuz der bildliche Ausdruck. Noch deutlicher als am Ende der Geschwister von Neapel erscheint nun die Transformation der alten Vater-Sohn-Motivik. Der tote Sohn, der von der Gemeinschaft nicht als ihresgleichen angenommen worden ist, weil er das Stigma des Fremden trug, erlöst den sterbenden Vater. Das ist die so paradoxe wie christliche Apotheose: dass der Vater im Sohn sich opfert für die Gemeinschaft und dann durch den Sohn erlöst wird< (Biografie, S. 97/98).
Anstelle einer Interpretation im Sinne dieser wechselseitigen Erlösungs-Überfrachtung lässt sich auch an eine einfachere Erklärung dieses Endes denken: Franz Werfel und seine Frau Alma hatten im Mai 1919 ihren einzigen Sohn Martin Carl Johannes infolge einer Gehirnwassersucht im Alter von zehn Monaten verloren.
Franz Werfel hat bis an das Ende seiner Tage an seinen Sohn gedacht und hat diese lebenslange Trauer in symbolischer Verbundenheit seinem erfundenen Roman-Protagonisten in dem Kreuz-auf-das-Herz-Bild mit gegeben. Vielleicht wusste Franz Werfel auch, dass der ebenso wie Gabriel Bagradian nie existente Moses seinen Namen von der ägyptischen Ursprungsbedeutung dieses Wortes ableitet, nämlich Kind. Der Berg Moses ist damit der Berg des Kindes, womit der Roman zwar der Frau gewidmet, aber für den Sohngeschrieben sein könnte.

Finanzen

Über Rebe Bernd 6 Artikel
Prof. Dr. Bernd Rebe, Jahrgang 1939; Bernd Rebe studierte Rechtswissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Geschichte. 1975-83 war er Professor für Zivil- und Wirtschaftsrecht an der Universität Hannover, 1979-81 Vizepräsident der Universität Hannover, 1983-99 Präsident der Technischen Universität Braunschweig. Seit 1999 ist er Professor für Wirtschafts- und Medienrecht an der TU Braunschweig, Institut für Sozialwissenschaften.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.