Pablo Picasso, La Femme au Violon, 1911,
Öl auf Leinwand, Privatsammlung,
Dauerleihgabe an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen,
Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne
© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Die 1911 von Pablo Picasso gemalte »Femme au Violon« wird ab sofort die Klassische Moderne in der Pinakothek der Moderne bereichern und eine Sammlungslücke schließen. Diese herausragende Dauerleihgabe aus einer deutschen Privatsammlung ergänzt den Münchner Werkbestand des bedeutendsten Künstlers des 20. Jahrhunderts um ein Meisterwerk des analytischen Kubismus.
Das in Saal 6 der Pinakothek der Moderne präsentierte Gemälde macht Picassos Weiterentwicklung des kubistischen Vokabulars von der »Kristallschale« von 1909 über den »Fächer« von 1910, die beide aus der Sammlung des Künstlerehepaares Woty und Theodor Werner stammen, bis hin zur »Femme au Violon« greifbar, die 1911 ein von der Figuration weitgehend abstrahierter geometrischer Kubismus auszeichnet. In der Gegenüberstellung von George Braques »Frau mit Mandoline« von 1910, einem weiteren Hauptwerk des Kubismus in der Pinakothek der Moderne, und Picassos »Frau mit Violine« wird einer der prägenden künstlerischen Dialoge der Moderne in kongenialen Werken sichtbar.
»Frau mit Violine« besticht durch die Eleganz der vibrierenden, in graubrauner Strichelung ausgeführten Farbigkeit und die radikale Auflösung sowie geometrische Zerlegung von Figur und Instrument. Mit der Komposition ist im Frühjahr 1911 ein Höhe- und Endpunkt der Ungegenständlichkeit im Schaffen Picassos erreicht.
Das Gemälde blickt zudem auf eine illustre Provenienz und Ausstellungshistorie zurück. Als Leihgabe des Pariser Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler verkörpert es 1912 die jüngsten stilistischen Entwicklungen Picassos in der legendären »Sonderbund-Ausstellung« in Köln und wird nach der Erwerbung durch den Sammler und Kunsthändler Alfred Flechtheim bereits 1913 in München auf der ersten deutschen Picasso-Retrospektive in der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser gezeigt. Nachdem das Werk über weitere Stationen 1927 in die berühmte Sammlung des Krefelder Textilfabrikanten Hermann Lange gelangt, kehrt es nun ein Jahrhundert nach seiner ersten Präsentation in der Galerie Thannhauser nach München zurück, um die hochrangige Sammlung des Kubismus und der französischen Avantgarde markant zu verstärken.
Mit der großzügigen von Wolfgang Wittrock Berlin vermittelten Dauerleihgabe werden zugleich die langjährigen Verdienste des Generaldirektors der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Professor Dr. Klaus Schrenk, um die französische Kunst der Moderne gewürdigt.
Provenienz:
Frühestens 1911−1912 Daniel Henry Kahnweiler, Paris
1912 Alfred Flechtheim, Düsseldorf
spätestens 1913 − mindestens 1917 Franz Kluxen, Münster und Boldixum
spätestens 1920 − mindestens 1922 Max Leon Flemming, Hamburg
1927 Galerie M. Goldschmidt & Co., Frankfurt am Main (in Kommission)
frühestens 1927, spätestens 1931 − 1942 Hermann Lange, Krefeld / Berlin
1942−1964 Marie Lange, Krefeld
seit 1964 Privatsammlung
1994−2004 Leihgabe aus Privatbesitz an die Staatlichen Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie
2004 Leihgabe aus Privatbesitz an die Staatlichen Museen zu Berlin, Museum Berggruen
2014 Leihgabe aus Privatbesitz an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der Moderne
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