Ein Lerchenauisch` Glück

Ein neuer „Rosenkavalier“ als hübsch verpacktes Jubiläums-Geschenk der Deutschen Staatsoper Berlin

Die ROSENKAVALIER-Serie der Deutschen Oper Berlin fand mit einem Zweitklasse-Ochs ein gutes Ende

Happy Birthday, Staatskapelle Berlin! Bestehst seit 450 Jahren. Feierst das  opulent, wie sich`s gehört für eine nationale Vorzeige-Kulturinstitution, die als „Kurbrandenburgische Hofkapelle“ begann und sich heute als großes Opern- und Symphonieorchester fühlen darf: Symposium, Buchpublikation, CD-Edition, Ausstellung, Konzerte, weitgefächertes Repertoire. „Berlin hat sein Traditionsorchester – die Staatskapelle“, heißt es im aktuellen Saisonbericht.

Und ein „Lerchenauisch` Glück“ dazu mit ausverkaufter Neuinszenierung der Richard Strauss-Oper „Der Rosenkavalier“ in der Deutschen Staatsoper Unter den Linden. Der Wiener Multimediakünstler André Heller bekam von seinem Produktionsteam das, was er sich wünschte: einen „Rausch der Schönheit“. Für Arthur Arbesser sind es die von ihm kreierten Kostüme: phantasievoll, farbenfroh, prächtig. Verzaubern sollten sie: „von geometrischen Mustern und goldenem Jugendstil zu duftigen Volumen wie schlichten `Reformkleidern`“.

Tatsächlich, in Hellers Ideal-Ausstattung der aus Wien mitgebrachten Xenia Hauser leben alle drei Aufzüge der 1911 in Dresden uraufgeführten „Komödie für Musik“, zu der Hugo von Hofmannsthal den Text lieferte, von der schillernden Zeit der Wiener Secession. Gustav Klimt wohnt mit „seinen“ Damen und seinem Beethovenfries der Überreichung der silbernen Rose bei. O mei! Dachte Hauser etwa an den auch zu feiernden Ludwig van? (2020: Beethovenjahr!), als sie sich zu diesem Outfit des 2. Aufzugs entschloss?

Gekünsteltes steht dem ja nicht anders als zusammenphantasierten „Rosenkavalier“ eh. Die Berliner Lesart lebt davon und – begeistert das Publikum, das sich nix schert ums Abgleiten ins Dantschig-Kitschige. Kulminierend in einem Palmenhaus statt Wiener Baisl im Schluss-Aufzug.

Gespielt und gesungen wurde auf hohem Niveau, großartig geführt von Regisseur Heller die ganze gut aufgelegte Bagage. Ein wirklich Lerchenauisch` Glück hatte man mit dem überraschten Engagement von Wolfgang Bankl für die letzte Aufführung der Siebener-Serie anstelle des Premieren-Ochs von Günther Groissböck. Bankl ließ, ganz kugelrunder Tollpatsch, die Sau raus, zähmte sie aber klug. Stimmlich ein Zweitklasse-Ochs, gestalterisch erste Güte: der Landadel-Fiesling altösterreichischen Zuschnitts, der seinem Mariandl (als Octavian der 17-jährige Gspusi der ältlichen Marschallin) gar nicht bös ist, als es für ihn mit ihm nix wurde. Camilla Nylund als Fürstin Werdenberg: ein Volltreffer. Michèle Losier als Octavian: durchaus akzeptabel. Nadine Sierra als Sophie: zu wenig gschamig, aber blendend bei Unschulds-Stimme – wie der umwerfend präsente Adrian Eröd, der den Faninal mit Goldlook aufwertete, vielleicht gekonnter als der „hauseigene“ Roman Trekel der Premiere.

Das Staatskapellen-Geschenk des Abends aber war Ehrendirigent Zubin Mehta. Ein Weiser des Abwägens, ein schwelgerischer Pult-Verwalter der Wiener „Schule“, der Walzer-Seligkeit und des musikantischen Schmähs. Allererste Sahne. Oder sagt man: Schlagobers? In Berlin versteht man das sogar. Man schmunzelte und kicherte während dieses zauberhaften „Rosenkavaliers“ sogar während der sprachlich gar nicht lupenrein deutschen Worte des Hugo von Hofmannsthal für seine wohl beglückendste Opern-G`schicht.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.