Dr. Manfred Osten – Die Geburt einer Tragödie aus dem Geist der Erlösung als Syndrom⁩

Friedrich Nietzsche Büste, Foto: Stefan Groß

Die Vortragsreihe dieses Jahres im Nietzsche-Forum München widmet sich der 100jährigen Geschichte der Nietzsche-Rezeption in München seit Gründung der ersten Nietzsche-Gesellschaft e.V. im Jahre 1919. 
Nach Vorträgen zum Thema: Die Gründung der ersten Nietzsche-Gesellschaft im Jahre 1919 im Geiste Europas. Die Nietzsche-Gesellschaft in München 1919-1929 und deren Fortsetzung in den folgenden Jahren bis 1943 (Schließung durch die GeStaPo), wandten wir uns den Gründern und Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft zu: Friedrich Würzbach, Präsident der Nietzsche-Gesellschaft e.V., Thomas Mann, Ernst Bertram, Hugo von Hofmannsthal, Leo Schestow und Heinrich Wölfflin.

In einem dritten und abschließenden Teil dieser Reihe werden wir den Ausblick zunächst weiten auf die grundlegende Frage nach den philosophischen und ideologischen Zusammenhängen von Nietzsches vehementer Wagner-Kritik und den Folgen des Wagnerkults im Dritten Reich. 

Montag, 28. Oktober 2019

19.00 c.t. Seidlvilla am Nikolaiplatz

(Kontakt: 0176 41754062  oder: info@nietzsche-forum-muenchen.de


Dr. Manfred Osten

(München/Bonn)

Die Geburt einer Tragödie aus dem Geist der Erlösung als Syndrom. Nietzsches fünftes Evangelium, Richard Wagners „Weltenbrand“ und Hitlers „Kaltwasserheilanstalt“- eine deutsche Trilogie

Es war Nietzsche, der bei Richard Wagner ein dominantes Syndrom der Erlösung diagnostiziert hat. Wo liegen die Quellgründe dieses vor allen im „Ring“ und im „Parsifal“ wirkmächtigen Syndroms? Welchen Anteil hat hieran der von Wagner als „Naturgeschenk“ bewunderte Goethe und dessen Erlösung Fausts durch das „Ewig Weibliche“? 
In Wagners „Meistersingern“ hat Nietzsche die beiden Erlösungs-Optionen der „Deutschen“ erkannt: sie sind entweder von Vorgestern oder von Übermorgen. Sie haben noch kein „Heute“ – weshalb denn auch Goethe als Solitär der „Erlösung“ im Zeichen des Heute und der Ewigkeit des Augenblicks für Nietzsche in der Geschichte der Deutschen ein „ Zwischenfall“ war „ohne Folgen“. 
Umso folgenreicher aber sollte sich das Wagnersche doppelte Erlösungskonzept erweisen: das Vorgestern (Wiederverzauberung der durch das Geld-Gold entzauberten Welt durch die Liebe) und das Übermorgen (die Erlösung als Zukunftsaufgabe in Gestalt eines „Weltenbrands“ mit den drei Zielen des Dritten Reichs: Erlösung vom Versaille-Diktat, Erlösung vom Judentum und Erlösung vom Bolschewismus). Womit sich die Frage stellt nach der Wagner-Erlösungs-Sozialisierung Hitlers und deren Folgen mit Bayreuth als —Kaltwasserheilanstalt mit Wagner als Oberkirchenrat einerseits. Und andererseits die Frage bleibt: welchen „Erlösungs“-Weg weist Nietzsche selber im Zarathustra als Fünftes Evangelium und welche Konvergenzen ergeben sich hierbei mit dem Denken Goethes, dem Nietzsche bis zuletzt treu geblieben ist?

Auf die weiteren Veranstaltungen möchten wir hiermit bereist hinweisen: 

am 25. November laden wie Sie ein zu einer Lesung:  Dionysos – Ein Vortrag von Friedrich Würzbach. Lesung durch Alfred Gulden, Saarlouis

und am Samstag 14. Dezember laden wir herzlich ein um 17.00 mit uns der 100-jährigen institutionellen Präsenz Nietzscheschen Philosophierens in München zu gedenken bei einer Konzertveranstaltung mit dem Thema: Nietzsches Musik des Südens.

Der Dirigent Bruno Del Bon aus Como wird referieren über Die Musik von Turin unter dem Titel La gran via a Nietzsche, und er wird Ausschnitte aus einigen dieser Kompositionen präsentieren in der Durchführung durch drei bekannte Italienische Künstler: der Pianistin Elena Ballario, der Sopranistin Elena d’Angelo, und dem Tenor Francesco Tuppo.

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