Pressemitteilung – Das DOK.fest München legt mit „DOK.network Africa“ seit 2013 einen deutschlandweit einzigartigen Schwerpunkt auf Dokumentarfilme dieses Kontinents. Afrikanische Filmschaffende erhalten eine Plattform, einem europäischen Publikum den afrikanischen Kontinent aus ihrer Perspektive zu zeigen. Angesichts des zehnjährigen Jubiläums widmet das DOK.fest München die diesjährige Retrospektive sechs wichtigen Filmen aus West-, Zentral- und Ostafrika von den 1970er bis zu den 2020er Jahren, ausgewählt von namhaften Kurator*innen.
Barbara Off (Leitung DOK.network Africa): „Schon 2014, damals noch in der Peripherie des Festivals, diskutierten wir mit afrikanischen und deutschen Dokumentarfilmemacher*innen die Frage der Perspektive: Wer darf welchen Dokumentarfilm über wen machen? Die Welt ist diverser geworden und das Programm ist mit seinem Fokus auf Austausch und Begegnung folgerichtig im Zentrum des Festivals angekommen. 2022 gewann zum ersten Mal ein Film aus Subsahara-Afrika einen der Hauptwettbewerbe des DOK.fest München. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird!“
Eröffnet wird die Retrospektive am 4. Mai um 20:30 Uhr im Filmmuseum mit dem Klassiker CAMERA D’AFRIQUE – AFRICAN CINEMA: FILMING AGAINST ALL ODDS von 1983. Der Film ist ein Rückblick auf den afrikanischen Film von den 1960er bis 1980er Jahren und war im Erscheinungsjahr bei den Filmfestspielen von Cannes zu sehen. Der tunesische Regisseur Férid Boughedir, ein Pionier des afrikanischen Kinos, wird seinen Film in München persönlich präsentieren.
Am Samstag, 6. Mai, lädt das DOK.fest nach dem Film TALKING ABOUT TREES um 19:30 Uhr in der HFF zu einer Podiumsdiskussion zum Thema “Honoring the past to inspire the future” ein: Nach zehn Jahren Austausch mit Filmschaffenden aus Afrika zieht DOK.network Africa Bilanz und blickt in die Zukunft des afrikanischen Filmschaffens. DOK.network Africa-Leiterin Barbara Off diskutiert mit den Festivalleiter*innen Mandisa Zitha (ENCOUNTERS) und Mohamed Saïd Ouma (Documentary Africa) sowie dem Regisseur Férid Boughedir und Nachwuchsfilmemacherin Cyrielle Raingou: Diese war 2019 Stipendiatin der DOK.network Africa Residency und gewann mit dem hier entwickelten Film LE SPECTRE DE BOKO HARAM beim Internationalen Filmfestival Rotterdam den Tiger Award. Der Film ist auch beim diesjährigen DOK.fest München in der Reihe DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency zu sehen.
Die weiteren Filme der Retrospektive bringen dem Publikum persönliche Lebenswelten in Familie, Gesellschaft oder Heimat näher, darunter LETTER FROM MY VILLAGE (1975) von Safi Faye, einer der ersten Dokumentarfilm-Regisseurinnen aus Subsahara-Afrika. Sie filmte in ihrem Heimatdorf im Senegal den Alltag ihrer Großfamilie: eine unkonventionelle und kritische Beobachtung des bäuerlichen Lebens mit fiktionalen Elementen. AFRICA, I WILL FLEECE YOU (1992) des bekannten Dokumentarfilmemachers Jean-Marie Teno aus Kamerun thematisiert die politische Unterdrückung in Kamerun in der Kolonialzeit und danach. In ESPOIR VOYAGE (2012) begibt sich Filmemacher Michel Zongo auf einen Roadtrip von Westafrika an die Elfenbeinküste und sucht dort nach Erklärungen für den Tod seines Bruders. In THE LETTER (2019) entspinnt sich ein Familiendrama zwischen Aberglaube und wirtschaftlichen Motiven: Ein Betrüger beschuldigt Karisas Großmutter, eine Hexe zu sein, um auf diesem Weg an ihren Besitz zu gelangen. TALKING ABOUT TREES (2019) erzählt von vier Filmemachern, die versuchen, ein altes Kino wiederzueröffnen. Mit ihrem „Theater der Revolution“ kämpfen sie für die verlorene Filmkultur – und gegen die Unfreiheit im Sudan.
Kuratiert wurden die Filme von Judy Kibinge und Peter Mudamba Mudamba (Leiterin und Programmdirektor East African Documentary Film Fund DOCUBOX), Alex Moussa Sawadogo (Künstlerischer Leiter FESPACO, Afrikamera Filmfestival Berlin, Ouaga Film Lab), Mandisa Zitha (Festivalleiterin Encounters South African International Documentary Film Festival), Mohamed Saïd Ouma (Leiter Documentary Africa, Filmregisseur, Drehbuchautor) und Claire Diao (Filmkritikerin, Journalistin, AWOTELE).