Vom 3. Mai bis zum 29. Mai 2023 präsentiert das MAXXI – Museo nazionale delle arti del XXI secolo (Nationales Museum der Künste des 21. Jahrhunderts) in Rom neue Werke des deutschen Künstlers und Fotografen Dieter Nuhr.
Das von der Brost-Stiftung initiierte und geförderte Ausstellungsprojekt mit dem Titel „Von Fernen umgeben“ – angelehnt an ein Rilke-Gedicht -, umfasst 28 Arbeiten: Teils großformatige, digital überarbeitete Fotografien und digitale Zeichnungen – mit jeweils stark ausgeprägtem malerischem Charakter. So wird mit dieser Wanderausstellung das Ruhrgebiet in die Welt getragen und die Welt zurück ins Ruhrgebiet. Kuratiert und organisiert wird die Ausstellung von dem Düsseldorfer Galeristen Dirk Geuer.
Mit der Präsentation in der ewigen Stadt erhält die international angelegte Wanderausstellung nach Stationen im Osthaus Museum Hagen, in der legendären Biblioteca Nazionale Marciana am Markusplatz in Venedig und im IFAN-Museum in Dakar, einem der wichtigsten Museen Afrikas, eine weitere, internationale, museale Ausstellungsstation, bevor sie im Oktober 2023 nach Deutschland zurückkehrt und im Ludwig Museum Koblenz in erweiterter Form gezeigt wird.
Dieter Nuhr beschäftigt sich in seinem künstlerischen Werk mit den Themenkomplexen „Fremde und Vertrautheit“, „Ferne und Nähe“. Während er in den 1990er-Jahren noch mit Pinsel und Ölfarbe arbeitete und später zur Fotografie wechselte, fügt er heute malerische und fotografische Elemente in seinen Bildwerken mit den Mitteln moderner Technik zusammen. Mit selbst programmierten digitalen Pinseln überlagert und überdeckt er – zumindest teilweise – in mehreren Schritten die ursprüngliche Fotografie.
Professor Bodo Hombach, Vorstand der Brost-Stiftung betont: „Kürzlich noch im traditionsreichen Osthaus Museum in Hagen. Das weltweit erste Museum für zeitgenössische Kunst. Dann in der historischen Bibliothek am Markusplatz in Venedig. Im gleichen Raum wurde Galileo unter dem Druck vernommen, er solle der wahren Erkenntnis abschwören. Und nun in Rom im MAXXI Museum. Das ist kaum steigerbar. Viele Werke würden unter der Last der Geschichte dieser Ausstellungsorte zerkrümeln. Anders bei den mit Digitalpinseln erweckten Fotos von Dieter Nuhr. Die behaupten sich in atemberaubender Umgebung. Sie flößen nicht Ehrfurcht ein. Sie wecken erregte Neugier. Ihre Wahrheit besteht vor und in der Realität.“
Seine Motive – Landschaften, Bauwerke, Menschen – findet Nuhr auf seinen Reisen durch die Welt. In der von der Association for Art in Public, in Person von Dirk Geuer organisierten Einzelausstellung im futuristischen MAXXI Museum, einem der wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst in Europa, sind Motive aus den Ländern Island, Mexiko, Botswana, Ägypten, Armenien, Brasilien, Nepal und Peru einer Reihe von Aufnahmen aus seinem Heimatland Deutschland gegenübergestellt. Dabei spielt das Ruhrgebiet, wo Nuhr geboren und aufgewachsen ist, eine übergeordnete Rolle. In Nuhrs Bildkompositionen findet sich die für diese Region typische Industriearchitektur wieder.
Neben den oben erwähnten Werken sind auch digitale Zeichnungen, u.a. von Menschen aus Indien, Myanmar und dem Senegal im Ausstellungsprogramm zu sehen. Eindringlich nähert sich Nuhr, der hier das Medium der Fotografie gänzlich verlässt, der klassischen Porträtmalerei auf digitalem Weg und positioniert seine Figuren in einem geometrisch organisierten Raum aus vertikal und horizontal verlaufenden Linien. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld, in dem die Figuren, die aus ihrem kulturellen Umfeld gänzlich herausgelöst erscheinen, ästhetisch gleichwertig sind. Nur noch Gesichtszüge und Kleidung geben Aufschluss über die Herkunft der dargestellten Figuren, bei denen es sich um zufällige Begegnungen, aber auch um Familienangehörige des Künstlers aus Deutschland handelt.
Dieter Nuhr: „Es ist für mich ein Zeichen besonderer Wertschätzung, dass ich nun, nach meinen Ausstellungen in Hagen, Venedig und Dakar, auch nach Rom, das seit über 2000 Jahren Kunstgeschichte, Architektur und Kultur von Weltrang vorweisen kann, eingeladen werde. Früher ging die Kultur von Rom aus hinaus in die Welt. Nun darf ich umgekehrt die Welt nach Rom tragen. Meine Bilder kommen aus allen fünf Kontinenten und aus meiner Heimat dem Ruhrgebiet und stellen dem urbanen Kulturraum die Vielfalt der globalen Landschaft entgegen.“
Zur Eröffnung werden hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur erwartet u.a. der ehemalige NRW-Ministerpräsident und Kuratoriumsmitglied der Brost-Stiftung Armin Laschet. Laschet sagt: „Dieter Nuhr ist nicht nur ein brillanter Kabarettist, sondern auch ein begabter Künstler. Seine Bilder legen ebenso wie seine Texte eine andere Sicht offen, die zum Nachdenken anregt. Seine Kunst ist besonders, weil sie unser Denken weitet.“
Von Fernen umgeben zu Hause erleben
Ob als Vorbereitung auf eine Reise nach Rom oder als bequemes Pendant zum Ausstellungsbesuch vor Ort: die Werke von Dieter Nuhrs „Von Fernen umgeben“ sind jederzeit und von überall auf der Welt per Mausklick verfügbar. Das virtuelle Museum der Brost-Stiftung, die „BrosTRäume“, präsentieren die Werke in digitaler Form.
Pünktlich zum Start der Ausstellung in Rom werden die BrosTRäume um einen weiteren Raum ergänzt und zeigen eine Auswahl der neuesten Werke von Nuhr, die auf der Reise zu seiner letzten Ausstellung im Senegal entstanden sind. Kuratiert wurde auch die neue Hängung von Moderator und Kunstkenner Wolfram Kons. Er sagt: „Bei der ersten Auswahl haben wir uns stark am 1. Zyklus Dieter Nuhr – VON FERNEN UMGEBEN orientiert. Und so wie Dieter Nuhr das Leben als Reise betrachtet, so betrachte ich diese virtuelle Ausstellung. Die Reise geht weiter. Jetzt haben ihn neue Reisen zu neuen Motiven geführt – und uns zu neuen Räumen im virtuellen Museum, das wir einfach digital erweitern konnten, ohne dafür andere Arbeiten abhängen zu müssen. Ein klarer Vorteil im digitalen Museumskontext.“
Von Fernen umgeben ist in den BrosTRäumen jederzeit verfügbar.
Der neue Raum „Senegal“ wird am 3. Mai 2023 online gehen.
Zum digitalen Museum der Brost-Stiftung: https://broststiftung.ruhr/brostraeume
Über den Künstler
Dieter Nuhr, 1960 in Wesel, Deutschland, geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Berlin und auf Ibiza. Er ist als Künstler auf verschiedenen Ebenen tätig. Seit Jahrzehnten zählt er zu den erfolgreichsten Satirikern Deutschlands, doch seine Arbeit als bildender Künstler währt noch länger. Von 1981 bis 1987 studierte er Kunst (Malerei) an der Universität Essen, der ehemaligen Folkwangschule.
Über die Brost-Stiftung
Nach dem Willen der Stifterin Anneliese Brost fördert die Brost-Stiftung Projekte im Bereich von Kunst und Kultur, Jugend- und Altenhilfe, Volks- und Berufsbildung. Der Förderschwerpunkt umfasst das Ruhrgebiet, dessen Identität gestärkt werden soll. So erwachsen aus der Heimat von Anneliese und Erich Brost wertvolle Anstöße weit über das Ruhrgebiet hinaus.
Von Fernen umgeben – über die internationale Wanderausstellung
Die Präsentation der Arbeiten von Dieter Nuhr in Rom ist die vierte Station der von der Brost-Stiftung geförderten Wanderausstellung mit dem Titel „Von Fernen umgeben“. Der Auftakt der international konzipierten Ausstellungsreihe fand 2022 im Osthaus Museum Hagen statt, dem weltweit ersten Museum für zeitgenössische Kunst. Zweite Station war – parallel zur 59. Internationalen Kunstbiennale Venedig – die berühmte, direkt am Markusplatz gelegene Biblioteca Nazionale Marciana. Im November und Dezember 2022 feierte das Musée Thédore Monod d’Art Africain in Dakar, der Hauptstadt von Senegal, Dieter Nuhrs Werke. Ab dem 8. Oktober 2023 werden sie im Koblenzer Ludwig Museum in Deutschland zu sehen sein. Weitere Stationen sind für 2024 in Planung.
Über die Association for Art in Public, Dirk Geuer
Die Association for Art in Public, Dirk Geuer verfolgt ausschließlich gemeinnützige und mildtätige Zwecke wie die Förderung von Kunst und Kultur im In- und Ausland, Förderung von Entwicklungsarbeit sowie Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens. Zielsetzung der Gesellschaft ist es, mit ihrer Gründung ein Instrument u.a. auch zur Förderung der 17 Nachhaltigkeitsziele, die am 25. September 2015 auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel in Form der Agenda 2030 von 193 Staats- und Regierungschefs verabschiedet worden sind, zu schaffen.