Vor 170 Jahren wurden der Zentral-Dombau-Verein zu Köln gegründet sowie der Grundstein zum Weiterbau der Kathedrale gelegt
„Unter dem Namen ‚Dombau-Verein‘ bildet sich in Köln ein Verein, welcher den Zweck hat, vermittelst Darbringung von Geldbeiträgen und in jeder sonst angemessenen Weise für die würdige Erhaltung und den Fortbau der katholischen Kathedral-Domkirche in Köln nach dem ursprünglichen Plane tätig mitzuwirken.“ So lautet Paragraph 1 des Statuts des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV), das am 8. Dezember 1841 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. durch „Allerhöchste Kabinettsordre“ genehmigt wurde. Diese ist die rechtliche Grundlage für den von Kölner Bürgern initiierten Verein. Der 14. Februar 1842, der Tag der ersten Generalversammlung, gilt als Geburtstag des ZDV. Der erste große Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der 4. September 1842, der Tag der Grundsteinlegung zum Weiterbau des Domes. Ohne die Mithilfe des Zentral-Dombau-Vereins gäbe es den Kölner Dom wohl weiterhin nur als jenen gewaltigen Torso, der Jahrhunderte lang das Stadtbild der Rheinmetropole geprägt hat. Von 1842 bis 1880 betrugen die Gesamtkosten bis zur Fertigstellung der Kathedrale über 6,6 Millionen Taler – nach heutigen Maßstäben etwa eine Milliarde Euro. Der Staat Preußen stellte davon 2,2 Millionen, der ZDV 4,4 Millionen Taler zur Verfügung. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden über 200 Millionen Euro in den Erhalt und die Restaurierung des Domes investiert. Der Anteil des ZDV beträgt dabei etwa 60 Prozent.
Seit 2004 steht Michael H. G. Hoffmann als Präsident an der Spitze des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln. Der 1947 geborene ehemalige Banker ist der 13. Präsident in der Vereinsgeschichte.
Herr Hoffmann, können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit dem Kölner Dom erinnern?
Natürlich, das war ein überwältigendes Erlebnis für mich. Es war im Frühjahr 1959. Mein Vater war beruflich von Freiburg nach Köln versetzt worden. Und da stand ich mit meinen elf Jahren vor diesem riesigen Gebilde und staunte nur noch: der Dom!
Dabei hatten Sie ja in Ihrer Heimatstadt auch einen Dom…
Ja, aber vom Kölner Dom wusste ich schon damals, dass er alle anderen Dome überragen soll.
Sie sind in Hildesheim geboren, lebten mit Ihren Eltern vor der Freiburger Zeit in Limburg und leben jetzt seit Jahrzehnten in Köln, haben also vier bedeutende deutsche Kathedralen als Wegmarken auf Ihrem bisherigen Lebensweg. Wo sind Sie Zuhause?
Köln. Das ist mein Zuhause. Es ist jedes Mal faszinierend zu erleben, wie der Dom, egal, von wo man kommt, die Stadt überragt und zu wissen: Jetzt bist Du Zuhause. Das soll die anderen deutschen Kathedralen, von denen es ja so viele wunderbare gibt, nicht relativieren. Aber diese tiefe, persönliche und ehrliche Emotionalität im Umgang mit einem Dom kenne ich sonst nicht.
Naja, als Präsident des Zentral-Dombau-Vereins in Köln müssen Sie das ja auch so sagen.
In meiner bisherigen Zeit als ZDV-Präsident habe ich das erleben dürfen, welche überragende Bedeutung der Dom national und international genießt. Er ist nun einmal ein nationales Symbol unseres Landes, und das hängt sicher auch damit zusammen, dass die Geschichte der Domvollendung eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist, bzw. selbst deutsche Geschichte ist.
Wie verstehen Sie Ihr Amt?
Ich bin ein Staffelläufer. Von meinen Vorgängern habe ich nur eine einzige Aufgabe übernommen und werde auch nur eine einzige Aufgabe weitergeben: so viel Geld wie möglich für die Erhaltung des Kölner Doms als Bauwerk zu sammeln. Das ist der statutengemäße Auftrag des ZDV. Dafür braucht es einen langen Atem. Weil der Dom eigentlich nie fertig wird, handelt es sich um einen unendlichen Staffellauf. Jeder ZDV-Präsident ist dabei ein Mittler zwischen den Generationen, er muss dafür sorgen, dass die Mitglieder von der Aufgabe des ZDV begeistert sind und begeistert werden.
Welche Akzente haben Sie in Ihrer Amtszeit bereits gesetzt, worauf kommt es Ihnen an?
In den ersten Jahren nach 2004 ging es darum, ein EDV-gestütztes Vereinsverwaltungssystem für die Mitgliederbetreuung einzuführen. Außerdem haben wir einen neuen und zeitgemäßen Internetauftritt realisiert. Und schließlich haben wir dem Verein den Slogan ,…damit der Dom uns bleibt!‘ und ein Logo gegeben: der Dom mit Gerüst. Dieses Gerüst ist der ZDV. Und dann die roten Türme. Die gab es 1842 noch nicht, und sie wurden schließlich mit erheblichen Mitteln des ZDV finanziert. Aber die Türme sind ohne den ZDV in Gefahr, dort müssengroße Sanierungsarbeiten finanziert werden. Insgesamt geht es darum, das Wachstum des Vereins zu stärken, hinsichtlich Bekanntheitsgrad, hinsichtlich Mitgliederentwicklung, hinsichtlich des Einwerbens von finanziellen Mitteln. Das bedeutet für mich, den Vereinszweck einerseits zu erfüllen und den Verein andererseits in die Zukunft zu führen.
Warum soll man Mitglied im ZDV sein?
Eigentlich sollte jeder, der den Dom liebt und damit etwas verbindet, Mitglied sein. Der Mitgliedsbeitrag beträgt nur 20 Euro im Jahr, nach obn gibt es keine Grenzen. Ein Mitglied kann damit schon teilhaben an der Erhaltung von einem der wohl lebendigsten Gotteshäuser in Deutschland oder an der Stärkung des Heimatgefühls und der Sicherung des Kölner Wahrzeichens, der meist besuchtesten deutschen Sehenswürdigkeit.
Wie religiös, wie katholisch soll oder muss ein Mitglied sein?
Das ist sekundär. Ganz klar: Der Kölner Dom ist in erster Linie ein Gotteshaus, eine katholische Kathedrale, ein in Stein gebautes Glaubensbekenntnis. Das ist er auch für viele Mitglieder. Aber der Verein ist unabhängig, überparteilich, überkonfessionell. Jede Person kann sich individuell die eigene Identifikation, die eigene persönliche Beziehung zum Dom heraussuchen, und wir als Verein können diese Emotionen und Erfahrungen bündeln. Das war schon 1842 bei der Vereinsgründung so, schließlich sind wir die wohl älteste Bürgerinitiative der Welt. Manche Mitgliedschaft besteht seit Generationen, da wird dann der Nachwuchs gleich nach der Geburt angemeldet.
Was ist neben diesen ideellen Aspekten mit einer Mitgliedschaft verbunden?
Jedes Mitglied hat einmal im Jahr freien Eintritt in die Schatzkammer und zur Dombesteigung. Außerdem erhält es das Kölner Domblatt, ein hochwertig gestaltetes Buch über das jährliche Geschehen rund um den Dom. Über die Jahre entsteht mit diesen Lesebüchern eine herrliche persönliche Dombibliothek.
Woraus speist sich der Vereinsetat und wie wird das Geld formal zur Verfügung gestellt?
Das Geld des ZDV kommt aus den Mitgliedsbeiträgen, Vermächtnissen, Erbschaften, Schenkungen, Spenden und aus den Lotterieerträgen des ,Spiel 77‘. Unsere Mittel werden zu 95 Prozent direkt für unseren Vereinszweck verwandt, fünf Prozent sind Verwaltungskosten. Formal läuft das dann im Zusammenspiel mit der Dombauhütte wie folgt: Die Dombaumeisterin erstellt einen Jahresplan, daraus entsteht dann das Jahresbudget, etwa 6,8 Millionen Euro. Auf Grundlage des Budgets erreicht den sieben Personen umfassenden Verwaltungsausschuss des Vereins dann die Bitte, Geld zur Verfügung zu stellen, das sind etwa vier Millionen Euro. Die werden in monatlichen Raten gezahlt, die Dombaumeisterin erstellt eine Mittelbilanz, und der Nachweis über die Mittelverwendung wird im Domblatt publiziert.
Was machen die Verwaltungskosten aus?
Das sind der hauptamtliche Rendant und zwei Teilzeitmitarbeiterinnen der Geschäftsstelle. Der Präsident, der Sekretär und der 40-köpfige Vereinsvorstand arbeiten absolut ehrenamtlich, das heißt, dass es auch keine Aufwandsentschädigung oder Unkostenerstattung gibt. Und neben den 40 gewählten Vorstandsmitgliedern gibt es drei geborene Vorstandsmitglieder: der jeweilige Kölner Oberbürgermeister, der jeweilige Dompropst und der jeweilige Dombaumeister. Darüber hinaus gibt es einen Ehrenvorsitzenden: Das ist der jeweilige Erzbischof von Köln.
Wie ist die Zusammenarbeit mit der Dompropstei?
Das ist ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes Verhältnis mit klarer Aufgabenverteilung. Die Dompropstei kümmert sich um alle Belange des Domes als Gotteshaus, wir um die Finanzierung der Bauerhaltung. Vielleicht lässt sich sogar sagen: Der ZDV ist der Hüter der Gotik, denn alle Baumaßnahmen werden nach den alten Plänen aus der Zeit der Gotik realisiert.
Als Elfjähriger staunten Sie erstmals über den Dom, nun sind Sie Präsident des Zentral-Dombau-Vereins…
…und ich staune immer von Neuem über den Dom. Es ist eine große Ehre, diesen Verein für die Kathedrale in 13. Generation zu führen. Ich wusste übrigens lange Zeit nicht, dass es ein solches Amt überhaupt gibt. Jetzt weiß ich: Es ist eines der schönsten Ehrenämter in Köln.
Das Gespräch führten Graf und Gräfin Constantin und Ulrike von Hoensbroech.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.