„Es ist kein Rassismus, wenn ich sage: Die Türken gehören nicht zu uns.“ Also sprach Alexander Gauland in einem Interview, und die lange eingeübten Reflexe stellten sich routiniert ein. Von „rassistischen Pöbeleien“ sprach etwa ein Kommentator der „Hamburger Morgenpost“ und erklärte die AfD zum „Fall für den Verfassungschutz“ (wenn nicht gar für den Volksgerichtshof). Katja Kipping von der Linkspartei bescheinigte dem Chef des so bestürzend erfolgreichen politischen Mitbewerbers: „Er ist und bleibt ein alter Rassist.“ Merkwürdig. Gauland hat doch nur in dasselbe Horn gestoßen, auf welchem seit Jahren von Grün bis Rot und in allem Talkshows im Crescendo das Leitmotiv gespielt wird, Deutscher sei, wer einen deutschen Pass besitze, alle anderen Kriterien seien veraltet und böse. Wer einen deutschen Pass besitzt, gehört zu Deutschland. Folglich gehört, wer keinen besitzt, nicht zu Deutschland – altertümlich formuliert: nicht „zu uns“. Es geht um Teilmengen, nichts außerdem. Wer hier Rassismus entdeckt, hat offenbar selber ein erhebliches Rassismuproblem und sollte vielleicht einen Spezialisten aufsuchen. Gauland sagte „die Türken“. Er sagte nicht „die Türkischstämmigen“, er sagte auch nicht, mit Blick auf die Doppelpassbesitzer, „die Deutschtürken“, sondern klipp und klar „die Türken“, also die Besitzer eines türkischen Passes und mithin türkischen Staatsbürger. Dass die Türken in der Türkei nicht „zu uns gehören“, muss wohl nicht eigens durchdekliniert werden, denn die gegenteilige Behauptung wäre ein Kriegsgrund, und ein Krieg wäre nicht nur angesichts der momentanen Aufteilung deutscher Panzer zwischen beiden Ländern womöglich überkühn. Und was jene Türken betrifft, die physisch zwar in Deutschland leben, aber geistig, kulturell, politisch und staatsbürgerlich nach wie vor in der Türkei: Vielleicht gehen Mad. Kipping und der kleine Karl Eduard von der „Morgenpost“ mal gemeinsam los und veranstalten eine Umfrage unter solchen Erdoganis und Ditibians, ob sie selber meinen, dass sie „zu uns“ gehören, oder ob sie eher bei und unter „sich“ bleiben wollen. Ich könnte jetzt schreiben: Das Ergebnis dürfte unsere Rassismus-Fatzkes überraschen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass diesen virtue signalling-Strebern die Situation vollkommen klar ist.
Quelle: Acta diurna