Jean Piaget vertrat eine Sichtweise der sittlichen Erziehung, die im Gegensatz zu der Durkheims, bereits im Erziehungsvorgang das Schwergewicht auf Freiwilligkeit, Gegenseitigkeit und Autonomie legt. Diese Sichtweise war von der Hoffnung auf eine verwandelte Neugestaltung menschlichen Zusammenlebens durch kommende Generationen begleitet. Es lassen sich in Durkheims Konzept von moralischer Erziehung eine einseitige Betonung der Momente von Disziplin und Autorität sehen, ohne dass die Erziehung sich die Aufhebung der der Disziplin und Autorität entsprechenden seelischen Dispositionen zum Ziele setzte. Die Möglichkeit einer solchen Interpretation hing damit zusammen, dass Durkheim auf eine eigengesetzliche Lebenssphäre der Kinder keine Rücksicht nimmt, sondern die Lehrer als Vertreter der nichtfamiliären Sphäre des Staates versteht, die die Kinder den Forderungen einer objektiven Erwachsenenwelt unterwirft.
Die sittliche Erziehung bei Jean Piaget
Über Michael Lausberg
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Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.
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