Die Schule als „Mucki-Bude“ fürs Lebens-Training?!

Wenn Eltern ratlos, Lehrkräfte machtlos und Schüler haltlos werden

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Die nun schon über 2 Jahre andauernden Corona-Maßnahmen haben in der Mischung aus Unterrichts-Ausfall, begrenzt wirksamer Online-Beschulung, reduziertem Präsenz-Unterricht, Masken-Pflicht und ausgiebigen Quarantäne-Regelungen den schon vor der Pandemie deutlichen Druck auf die nachwachsende Generation massiv verstärkt. Eine Oberschule aus Sachsen äußerte sich dazu per Notruf wie folgt: „Es gibt eine große Gruppe unselbstständiger und überbehüteter Schüler und eine Gruppe der allein gelassenen Schüler aus schwierigen bzw. zerrütten Familien, welche im Alltag durch Lernverweigerungen, Disziplinlosigkeit, Stress und Mobbing verbunden sind. Mittlerweile sind die Eltern ratlos, die Lehrkräfte machtlos, die Schüler haltlos und der Schulleiter steht mit dem Rücken zur Wand.“

Wie die vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführte 1. COPSY-Längsschnittstudie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland verdeutlichte, fühlten sich 71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen belastet. Dr. Anne Kaman, die stellvertretende Leiterin der Forschungssektion „Child Public Health“ erklärte die Dramatik der Situation wie folgt:Durch die Kontaktbeschränkungen und die geschlossenen Schulen und Freizeiteinrichtungen ist ein Großteil der Lebensräume der Kinder weggefallen. Die Kinder hat es sehr belastet, dass sie ihre Freunde nicht sehen konnten. Sie konnten auch ihren gewohnten Hobbys nicht mehr nachgehen. Manchmal kamen dann noch Schwierigkeiten beim Lernen und beim Distanz- oder Wechsel-Unterricht dazu,“ Dies drückte ihre Stimmung erheblich. Durch ein enges Zusammenleben, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten und eine fehlende Tagesstruktur kam es häufiger zu Streitigkeiten und Konflikten in den Familien. „Ein Drittel der Familien, die an den ersten beiden Befragungen teilnahmen, hat angegeben, dass Streitigkeiten häufiger eskalieren als vor der Pandemie. Die Anspannung in den Familien war also deutlich spürbar.“ Es fehlten zu häufig Ausweich-Möglichkeiten und Umgangs-Alternativen. Insgesamt verlangte die Pandemie den Kindern in ihren Familien also einiges ab. So kamen sehr viele Belastungen und Unsicherheiten zusammen, welche sich in unterschiedlichsten psychischen Auffälligkeit äußerten. So wurde die Gesundheit der Kinder durch eine Kombination von belastenden Gefühlen und eingeschränkten Verhaltens-Möglichkeiten beeinträchtigten. Wichtig ist aber: „Nicht alle Kinder, die psychisch belastet sind, reagieren auch mit einer Angststörung oder Depression.“

Aber auch unabhängig von diesen Covid-Folgen sind die Aufwachsbedingen für viele Kinder zu belastend. So verdeutlicht der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) seit Jahren, dass fast jedes zehnte Grundschulkind schlecht schläft. Kopfschmerzen, geringe Leistungsfähigkeit und eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit sind die Folge. Außerdem bewegen sich viele Kinder zu wenig und gehen zu spät ins Bett. Aber solche Fakten scheinen keine entsprechenden Maßnahmen auszulösen. So verdeutlichte im August 2021 eine Forsa-Umfrage bei Eltern im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK): „Jedes siebte Kind isst morgens nichts, bevor es in die Schule geht.“ Die Gründe sind vielfältig: „Jeder vierte Befragte gab an, dass sein Kind morgens keinen Appetit habe. Und sogar jede dritte Mutter bzw. jeder dritte Vater sagte, dass morgens keine Zeit fürs Frühstück sei.“ – Aber: „Mit leerem Magen können Körper und Geist keine Leistung bringen. Die Folge: Die Kinder sind reizbar, nervös und können sich nicht richtig konzentrieren.“

Der instabile Mensch ist die Quelle fast aller Konflikte

Mit der Schule beginnt der „Ernst des Lebens“, so der Volksmund. Schon nach wenigen Unterrichtstagen zeigt sich, in welchem Umfang die bisherige Erziehung tatsächlich auf die anstehenden Aufgabenstellungen vorbereitet hat. Können sich die Kinder in die Klassengemeinschaft hineinfinden oder sehen sie sich als Mittelpunkt der Welt? Ist ihre geistige und körperliche Reife angemessen oder gibt es gravierende Defizite? In welchem Umfang beherrschen sie die deutsche Sprache? Sitzen sie schüchtern und unsicher auf ihrem Platz oder üben sie unkontrolliert Macht aus? Wie ausgeprägt ist ihre Fein- und Grobmotorik, sind ihre lebenspraktischen Fertigkeiten? Kommen sie ausgeglichen und fröhlich oder unkonzentriert und hyperaktiv zur Schule? Mit welcher Klarheit und Konsequenz fand Erziehung statt? Eine kritische Bilanz verdeutlicht bei zu vielen Kindern offensichtliche Defizite.

In dem Buch: Die sieben Grundbedürfnisse von Kindern haben T. Berry Brazelton und Stanley J. Greenspan bereits 2008 aufgelistet, „was jedes Kind braucht, um gesund aufzuwachsen, gut zu lernen und glücklich zu sein“, um mit innerer Stärke ins Leben zu finden:

  • das Bedürfnis nach beständigen, liebevollen Beziehungen,
  • das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation,
  • das Bedürfnis nach Erfahrungen, die auf individuelle Unterschiede zugeschnitten sind,
  • das Bedürfnis nach entwicklungsgerechten Erfahrungen,
  • das Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen,
  • das Bedürfnis nach stabilen, unterstützenden Gemeinschaften und nach kultureller Kontinuität,
  • das Bedürfnis, die Zukunft zu sichern.

Je stärker hier Defizite sichtbar werden, desto umfangreicher werden Jungen und Mädchen im Mangel aufwachsen. Da die Kinder unserer Zeit weder als „Kanonen-Futter“ noch als „tumbe Fabrikarbeiter“ abgerichtet werden sollten (bedauerlicherweise schien dies das Ziel vieler früherer Herrscher gewesen zu sein), kann es bei heutigen Bildungsprozessen nur um die eigenverantwortliche, stabile und selbstsichere, sozial-empathische Persönlichkeit gehen.

Geht die Schule auf die geäußerten Bedürfnisse oder den erkannten Bedarf ein?

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“, so formulierte es vor ca. 2000 Jahren der römische Philosoph Seneca. Vermutlich kennt jeder Schüler diesen Satz. Aber führt das deutsche Schulsystem wirklich zu dieser Lebensbefähigung? Sollen die geäußerten Bedürfnisse von Schülern oder der deutlich werdende Bedarf im Zentrum der Lehrpläne stehen? Wird darauf gesetzt, Lernstoff in Kinderköpfe zu pfropfen oder geht es um die Förderung größtmöglicher Eigenverantwortung in der Auseinandersetzung mit vorgegebenen Lerngaben?

Fakt scheint zu sein, dass es bei vielen Schulabgängern neben erheblich fachlichen Defiziten gravierend an Lernbereitschaft, Eigenverantwortung, Pünktlichkeit, Kreativität, Durchhaltevermögen, Motivation und Wettbewerbswille mangelt. Ergänzend seien die Fähigkeiten zur eigenständigen Problemlösung zu unausgeprägt. Gleichzeitig suchen Betriebe händeringend lernbereite Auszubildende. „Potenzielle Störfälle“ sind jedoch unerwünscht. Als Problem-Ursache werden schwierige häusliche Verhältnisse, emotionale Vereinsamung, Lernfrust, Arbeitsentwöhnung, allgemeines Desinteresse und eine zu leichte Verfügbarkeit von Konsumartikeln und Online-Medien offensichtlich. Und auch die Hochschulen stehen vor der Problematik, dass die Ansprüche von Studierenden häufig wesentlich ausgeprägter sind als die Fähigkeit, sich mit Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen ins Studium einzubringen.

„Noch nie in der gesamten bisherigen Geschichte der Menschheit hatten Kinder so wenig Möglichkeit, in Beziehung zu den ihnen von Natur aus emotional nahestehenden Personen aufzuwachsen. Ein historisches Novum, von dem wir nicht einmal ansatzweise vorhersagen können, welche verheerenden Folgen das für Natur, Kultur und Gesellschaft noch weiter mit sich ziehen wird.“ Der Kindheitsforscher und Autor Michael Hüter resümiert: „Kindern geht es (emotional) so schlecht wie nie zuvor.“ Daher müssen wir die hohe Entfremdung der Kinder von unserer Natur und grundlegenden Sozialbezügen beenden.

Ergänzend verdeutlicht Prof. Dr. Manfred Spitzer, Neurologe und Gehirn-Forscher an der Universität Ulm, in seinem Buch: „Einsamkeit“ eine zunehmende Ego-Zentrierung. So wurde im Jahre 2010 das Wort ICH um 42 Prozent mehr genutzt, als in den fünfzig Jahren zwischen 1960 und 2010. Gleichzeitig nahm die Nutzung des Wortes WIR um ca. zehn Prozent ab.

Der pädagogische Bezug als gelebte Bindungs-Erfahrung

Um diese vielfältigen Herausforderungen als Schule angemessener aufgreifen zu können, sind nicht in erster Linie Lehrplan-Reformen oder die Beschaffung modernster Lehrmittel in den Blick zu nehmen. Dazu sind Lehrerinnen und Lehrer erforderlich, die sich nicht vorrangig als Lernmoderatoren, sondern als zugewandte Identifikations-Persönlichkeiten mit vorbildhaften Eigenschaften in den Unterricht einbringen und auch für diese Tätigkeit als begabt und berufen erkennbar sind. Um diesen Gedanken besser einordnen zu können, soll hier ein hochaktueller reformpädagogischer Vordenker zu Wort kommen. In dem 1926 erschienen Aufsatz „Gedanken für die Erziehungstätigkeit des Einzelnen mit besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen von Freud und Adler“ verdichtete Herman Nohl seine Vorstellungen vom pädagogischen Bezug. Er stellt heraus, „dass das letzte Geheimnis der pädagogischen Arbeit der richtige pädagogische Bezug ist, das heißt das eigene schöpferische Verhältnis, das Erzieher und Zögling verbindet“. Dieses auf Merkmale wie Liebe, Vertrauen und Achtung aufbauende Verhältnis ist für Nohl „die Voraussetzung jeder fruchtbaren pädagogischen Arbeit“. Damit wird durch Nohl auch indirekt die Bedeutung der „Herzensbildung“ umrissen. Oder mit Worten der großen Pädagogen Pestalozzi und Fröbel: „Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts!“ Die aus Frankreich stammende Redewendung „Was tut es denn, ob jemand Herzog oder Droschkenkutscher ist, wenn er Geist und Herzensbildung besitzt?“, bringt die Bedeutung dieser Gabe für das soziale Miteinander auf den Punkt.

Dieser positiv-wirkungsvolle pädagogische Bezug baut auf ein durch gegenseitige Wertschätzung geprägtes Verhältnis der älteren zur jüngeren Generation. Dabei geht es im Kern weniger um das, was „gelehrt“ wird, „sondern eben dieses reale Verhältnis selber (ist) ihr tiefster Gehalt und ihre letzte Bedingung.“  So ist für Nohl ein fehlender oder unguter pädagogischer Bezug auch die Ursache für viele Fehlentwicklungen und Störungen beim Heranwachsenden bis hin zur Verwahrlosung. Es ist gut nachvollziehbar, dass ein Psychotherapeutenkongress vor einigen Jahren resümierte, dass der Therapieerfolg zu über 60 Prozent vom Bezug zwischen dem Klienten und dem Therapeuten abhängt.

Ergänzend wird auf den Pionier der Bildungsforschung, John Bowlby, hingewiesen, da jeder gute pädagogische Bezug verlässliche Bindungs-Erfahrungen voraussetzt. Sie werden als gefühlsgetragenes Band deutlich, welches eine Person zu einer anderen Person knüpft und dass sie in Verantwortung über Raum und Zeit miteinander verbindet. So schaffen verlässliche Bindungen einen abgesicherten Lebensraum, welcher wie ein Schutzmantel gegenüber möglichen aggressiven Umfeldeinflüssen wirkt. Ist dieser Schutz nur mangelhaft bzw. nicht durchgängig vorhanden, fehlt dem Kind der Mut, Neues erkunden zu wollen, werden Unsicherheit und Angst zu prägenden Lebensbegleitern. Somit fehlen dem Lernen gleichermaßen der Nährboden und das notwendige Wollen.

Bildungs- und Lernerfolge benötigen authentische Lehrkräfte

 Grundlage jeglicher Erziehung ist das leidenschaftliche Verhältnis eines gereiften Menschen zu einem Heranwachsenden im Rahmen eines voraus denkenden Entwurfs. Dabei geht es nicht um die Lebensvorstellungen eines Erwachsenen, sondern um die Entwicklung aller positiven Potentiale eines Kindes bzw. Jugendlichen unter Einschluss von Regelungen zum Umgang mit weniger förderlichen Anlagen. Dieser Bezug ist nachhaltig, wenn innerhalb dieses Geschehens auch ein fairer und ermutigender Wertediskurs stattfindet. Fehlt dieser, gehen auf Dauer wichtig zu tradierenden Erfahrungen, Kenntnisse und Verhaltensübereinkünfte verloren. Letztlich verhindert eine dominante Gleichaltrigen-Orientierung, welche immer stärker zu beobachten ist, eine lebendige Kommunikations-Struktur zwischen den Generationen, unterminiert den Transfer wichtiger kultureller bzw. ideeller Werte und schafft auf Dauer eine Spaltung der Gesellschaft, wie dies der kanadische Entwicklungs-Psychologe Gordon Neufeld zum Ausdruck bring, Nicht selten unterstützt die ältere Generation diesen Vorgang, meist unbewusst oder aus einem falschen Toleranzverständnis, indem sie sich schweigend dem notwendigen Diskurs entzieht oder sich gar offensiv den Verhaltensweisen, Denkmustern und Normen der Jüngeren anzuschließen sucht.

Dieses beziehungs-orientierte Lehr-Lern-Verständnis beinhaltet ergänzend eine passgenaue Antwort auf zwei Problembereiche. Einerseits auf den großen Hunger vieler Kinder nach authentischen Bezugspersonen auf dem Hintergrund der ausgeprägten Ich-Bezogenheit und Vereinsamung vieler Kinder innerhalb beziehungsarmer oder gar zerrütteter Familien. Andererseits verstärkt der zwar notwendige und auch sinnvolle Einsatz medialer Hilfsmittel im Unterricht den Ruf nach „echten Menschen“, um den Einsatz digitaler Techniken innerhalb des schulischen Lern- und Bildungsauftrags wirksam werden zu lassen. Denn für Botschaften wie: „Du bist mir wichtig!“ „Ich traue dir dies zu!“ „Toll, dass du dies geschafft hast!“ „Ich werde dich weiter unterstützen!“ oder zur Mitteilungen von Gefühlen taugt jedenfalls kein Bildschirm-Kontakt. Nur direkte „analoge“ Zuwendungen können die Motivationsbasis schaffen, trotz eigener Trägheit und einer daraus resultierenden Lern-Entwöhnung sowie vieler schädlichen Zeitgeistströmungen ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben erlernen zu wollen. Denn in einer medienaffinen Welt gerät leicht aus dem Blick: Das Herz des Menschen schlägt immer noch analog!

Ein Allround-Curriculum: „Ich kann, ich will, ich werde!“

Die enormen Veränderungen innerhalb globaler Wirtschaftsprozesse mit den Phänomenen Wettbewerbs-, Kosten-, Zeit- und Veränderungs-Druck sowie den sich daraus zwangsläufig ergebenden Unsicherheits-Potenzialen verlangen nach einer angemessenen Vorbereitung, um den alltäglichen Anforderungen des Lebens in Beruf, Partnerschaft, Familie und Gesellschaft gewachsen zu sein. Den Lehrkräften bieten sich dazu folgende Basis-Lernziele im Zusammenwirken mit den Schülerinnen und Schülern an:

Erlernen des Lernens im Sinne der Aneignung: Wie viel Geschick, Anstrengung, Gedächtnisleistung, Übungstraining, Kreativität, Kombinationsfähigkeit und Zeit sind notwendig, um das Ziel X oder Y zu erreichen?

Erlernen des Lernens im Sinne der Handhabung: Auf welche Weise finde ich heraus, was wo und wie funktioniert?

Erlernen des Lernens im Sinne der Wirkung: Was führt zu welchen technischen, ökonomischen, biologischen, ökologischen, finanziellen und psychischen Reaktionen?

Erlernen des Lernens im Sinne der Verantwortung: Welche Anwendungen bzw. Entscheidungen fördern, behindern bzw. verhindern das Zusammenleben?

Das Bemühen, sich selbst und andere wirkungsvoll zu führen, ist eine täglich neue Herausforderung. Sie baut darauf, ein möglichst tragfähiges Selbstkonzept entwickelt zu haben. Dazu benötigen die Heranwachsenden wichtige und verlässliche Bezugspersonen, welche ihnen, so Carl Rogers, möglichst umfangreich bedingungslose Liebe, Wertschätzung, Echtheit, Interesse, Autonomie, Anregung, Unterstützung, Sicherheit, Geborgenheit entgegen bringen und  sich selbst und anderen halbwegs gewachsen sind.

So wichtig eine ausgeprägte Selbstführungsfähigkeit auch ist, wir werden immer neu – und meist restlos unerwartet – mit unseren „inneren Begrenztheiten“ konfrontiert werden, wie dies der Individual-Psychologe Alfred Ader vor ca. 100 Jahren verdeutlichte. Diese Erfahrung ist am ehesten in Demut anzunehmen. Gleichzeitig ist immer neu viel Mut, Elan und Kraft notwendig, sich dennoch weiterzuentwickeln. Der Gefahr, uns dabei zu überschätzen, kann durch ein Aufgreifen eines Impulses von Janusz Korczak, dem durch seinen selbstlosen Einsatz für Kinder im Warschauer Getto bekannt gewordenen Arzt und Pädagogen, begegnet werden: „Du kannst den anderen nur so weit bringen, wie du selbst gekommen bist.“ Erst wenn wir als Lehrkräfte den Unterricht lebensnah, inspirierend, mitreißend und glaubwürdig gestalten, werden sich auch die uns anvertrauten Schüler beherzt mit externen und internen Widerständen auseinandersetzen können bzw. wollen, Neues wagen und innovativ ihren Lebensweg gehen. So können anstelle von Gleichgültigkeit, Resignation oder einer sich stark ausbreitenden Ohne-mich-Haltung kontinuierlich Stärke, Widerstandskraft und soziale Verantwortung wachsen. Das ist der in die Zukunft weisende Bildungsauftrag der Schule.

Die Geschwindigkeit des Wandels verlangt, dass sich Lehrkräfte und Schüler in einer neuen Achtsamkeit begegnen, welche dem Postulat verpflichtet ist, aufeinander angewiesen zu sein. Worauf es daher heute mehr denn je ankommt ist, dass möglichst alle Schülerinnen und Schüler  die Erfahrung machen, nicht wie ein Rädchen innerhalb einer Maschine zu funktionieren, sondern sich als selbst regelnde Mitwirkende in das Geschehen einer zunehmend flexiblen zu gestaltenden Organisation einzubringen. Dazu sind Lehrkräfte als Identifikations-Personen erforderlich, die bereit und befähigt sind, ihre Schülerschaft überzeugend hinter sich zu bringen und mitzunehmen zu können.

Albert Wunsch

Der promovierte Erziehungswissenschaftler und Psychologe, tätig als Supervisor (DGSv), Konflikt-Coach, Paar- und systemischer Familien-Berater (DGSF), lehrte viele Jahre an der Uni und der FH Düsseldorf sowie der Katholischen Hochschule NRW in Köln. 2013 begann er eine hauptamtliche Lehrtätigkeit an der FOM (Hochschule für Oeconomie & Management) in Essen – nun mit reduzierten Stundenumfang – für die Lehrgebiete Sozialpsychologie, Kommunikations-Theorien, Führung & Nachhaltigkeit, Verhandlungsführung, Kompetenz & Selbstmanagement und Ethik.

 

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Albert Wunsch ist promovierte Erziehungswissenschafter und Psychologe, Supervisor (DGSv), Konfliktcoach, Erziehungs- und Paarberater (DGSF). Seit über 10 Jahren ist er an der Hochschule für Oeconomie und Management (FOM) in Neuss und Düsseldorf tätig. Vorher leitete er ca. 25 Jahr das Katholische Jugendamt in Neuss und lehrte anschließend für 8 Jahr hauptamtlich an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen (KatHo) in Köln. Daneben hatte er über 30 Jahren einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni sowie der FH Düsseldorf und ist Autor zahlreicher Bücher, darunter Die Verwöhnungsfalle, Mit mehr Selbst zum stabilen ICH! Resilienz als Basis der Persönlichkeitsentwicklung oder Boxenstopp für Paare.