Die schönsten Frühlingsgedichte

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An den Frühling

Friedrich Hölderlin

Du mein Herz! noch alterst du nicht; wie Luna den Liebling
Weckte des Himmels Kind, die Freude, vom Schlafe dich wieder;
Denn Sie erwacht mit mir zu neuer, glühender Jugend,
Meine Schwester, die süße Natur, und meine geliebten
Tale lächeln mich an, und meine geliebteren Haine,
Voll erfreulichen Vogelgesangs, und scherzender Lüfte,
Jauchzen in wilder Lust der freundlichen Gruß mir entgegen.
Der du Herzen verjüngst, und Fluren, heiliger Frühling,
Heil dir! Erstgeborner der Zeit! erquickender Frühling,
Erstgeborner im Schoße der Zeit! Gewaltiger! Heil dir,
Heil! die Fessel zerriß; und tönt dir Feiergesänge,
Daß die Gestad erbeben, der Strom, wir Jünglinge taumeln,
Jauchzen hinaus, wo der Strom dich preist, wir enthüllen, du Holder,
Deinem Liebeshauche die glühende Brust, und stürzen hinunter
In den Strom, und jauchzen mit ihm, und nennen dich Bruder.

Bruder! wie tanzt so schön, mit tausendfältiger Freude,
Ach! und tausendfältiger Lieb im lächelnden Aether
Deine Erde dahin, seit aus Elysiums Talen
Du mit dem Zauberstab ihr nahtest, himmlischer Jüngling!
Sahn wir nicht, wie sie freundlicher nun den stolzen Geliebten
Grüßt‘, den heiligen Tag, wenn er kühn vom Siege der Schatten
Über die Berge flammt! wie sie sanfterrötend im Schleier
Silberner Düfte verhüllt, in süßen Erwartungen aufblickt,
Bis sie glühet von ihm, und ihre friedlichen Kinder
Alle, Blumen und Hain‘, und Saaten und sprossende Reben, …

Schlummre, schlummre nun, mit deinen friedlichen Kindern,
Mutter Erde! denn Helios hat die glühenden Rosse
Längst zur Ruhe gelenkt, und die freundlichen Helden des Himmels,
Perseus dort, und Herkules dort, sie wallen in stiller
Liebe vorbei, und leise durchstreift der flüsternde Nachthauch
Deine fröhliche Saat, und die fernher tönenden Bäche
Lispeln Schlummergesänge darein, …

Winters Flucht

Hoffmann von Fallersleben

Dem Winter wird der Tag zu lang,
Ihn schreckt der Vögel Lustgesang;
Er horcht, und hört’s mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das tut ihm leid;
Er flieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein;

Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und spat:
Wo ist mein silberweißes Kleid?
Mein Hut, mit Demantstaub beschneit?
Er schämt sich wie ein Bettelmann,
Und läuft, was er nur laufen kann.

Und hinterdrein schwerzt Jung und Alt
in Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
Doch weil’s noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.

Vorfrühling

Rainer Maria Rilke

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,

greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

 April

Theodor Storm

Das ist die Drossel, die da schlägt,

Der Frühling, der mein Herz bewegt;

Ich fühle, die sich hold bezeigen,

Die Geister aus der Erde steigen.

Das Leben fließet wie ein Traum –

Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.

Frühlingsglaube

Ludwig Uhland

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Frühlingsnacht

Joseph von Eichendorff

Über’n Garten durch die Lüfte
Hört‘ ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt’s schon an zu blühn.

Jauchzen möchte‘ ich, möchte weinen,
Ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen’s,
Und in Träumen rauscht’s der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen’s:
Sie ist Deine, sie ist dein!

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