Die Psyche charakterisiert die mentale Verfassung des Menschen, die sich auf seine geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und sein Verhalten auswirkt. Sie ist ein Ergebnis der Verarbeitung seines subjektiv erlebten Innenlebens, das aus historisch-religiöser Tradition auch als Seelenleben bezeichnet wird. Insbesondere für religiöse Menschen sind die Begriffe psychisch und seelisch gleichbedeutend. Die wissenschaftliche Psychologie kennt allerdings keine religiösen Aspekte und unterscheidet etwas genauer zwischen dem Zustand des geistigen Lebens (dem Denken, Wahrnehmen, Erinnern …) und des Gefühlslebens (der Emotionen, Stimmungen, Bedürfnisse, Triebe …). Dieser Artikel befasst sich mit den elementaren physikalischen Ursachen der menschlichen Psyche und behandelt die Fragen: Was ist rein physikalisch betrachtet die Psyche, wie kommt sie zustande, wie hat sie sich evolutionär entwickelt, was fließt in sie ein und was nicht?
1. Einführung
Die Psyche ist ein Ergebnis der Arbeit des menschlichen Geistes, das sich aus den Lebenserfahrungen mit seine Körper und seinem Umfeld sowie aus seiner genetischen Veranlagung ergibt. Sie charakterisiert seine mentale Verfassung als Befund seines subjektiv empfundenen Innenlebens und bestimmt die Art und Weise seines Denkens und Handelns und damit seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Aktionen. Die Psychologie befasst sich mit den Ursachen dieses Befundes, die auf bewusst und unterbewusst abgespeicherte Wahrnehmungen beruhen. Physikalisch handelt es sich bei allen Wahrnehmungen, um Informationen, die über die Sinnesorgane auf den Menschen von außen, aber auch aus dem Inneren des Körpers von seinen Organen stammen und im Gehirn registriert und abgespeichert werden. Diese Wahrnehmungen werden einerseits von Außeneinflüssen, also seiner Erziehung, seiner Schule, seinem familiären und gesellschaftlichem Umfeld usw., aber auch von den dabei während seines ganzen Daseins jeweils bei bestimmten Ereignissen oder Begegnungen erfahrenen Empfindungen wie Wärme, Kälte, Schmerz und Gefühlen wie Liebe, Hass, Ekel und Bedürfnissen seines eigenen Körpers wie Hunger, Durst usw. beeinflusst. Sie und sein Verstand bestimmen zusammen sein Verhalten, das natürlich auch von genetischen Veranlagungen, Instinkten und Trieben beeinflusst wird.
2. Die elementare Physik der Psyche
Die Psyche ist ein rein geistiger Zustand, der das Verhalten des Menschen bestimmt. Letzteres entspricht letztendlich vollständig und ausschließlich dem Ergebnis der lebenslang vorwiegend unterbewusst geleisteten Arbeit des menschlichen Geistes, der in den Neuronen des Gehirns mit den Informationen umgeht, die über elektrische Signale entlang der Nervenbahnen kommuniziert werden. Um die physikalischen Ursachen der Psyche zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was dieser spezielle menschliche Geist macht, was er ist, wie er sich von anderen Formen des Geistes unterscheidet, wie er sich entwickelt hat und wie er arbeitet.
Physikalisch betrachtet, ist der Geist des Menschen ein Mechanismus, der genetisch vorprogrammiert vollautomatisch ohne bewusstes Zutun in den Neuronen des menschlichen Gehirns Informationen verarbeitet. Letztere fließen einerseits von den Sinnesorganen über das somatische Nervensystem und andererseits von den inneren Organen über das vegetative Nervensystem als elektrische Signale in das Gehirn ein und werden in ihm durch Vergleich mit früheren Signalen bewertet. Sie lösen dabei je nach Bedeutung gegebenenfalls weitere Aktionen aus, z. B. eine Speicherung im Gedächtnis oder eine Muskelreaktion. Letztere kann für eine bestimmte Bewegung verantwortlich sein oder sie kann eine Ausschüttung von Schweiß- oder Botenstoffen durch entsprechende Drüsen veranlassen, deren Folgen bestimmte Erregungszustände, Empfindungen oder Gefühle auslösen.
Unser geistiger Zustand, unsere mentale Verfassung, unser Bewusstsein und unser Intellekt sind die Bestandteile unserer Psyche, die wir bewusst wahrnehmen. Physikalisch betrachtet stellen sie das jeweils aktuelle Endergebnis der Verarbeitung der Informationsflut dar, die sowohl von außen (von unserem Umfeld) als auch vom innen (von unserem eigenen Körper) unser Gehirn erreicht hat und in den Neuronen von unserem Geist vollautomatisch registriert und verarbeitet wurde. Obwohl uns ununterbrochen sehr verschiedene Arten von Informationen über das, was um uns herum geschieht, sowie über unsere eigenen Fähigkeiten und unsere Befindlichkeiten zur Verfügung stehen, wird aber sehr selektiv nur ein kleiner Bruchteil davon je nach Bedarf und Befindlichkeit bewusst wahrgenommen und noch weniger davon dauerhaft abgespeichert.
Bei unseren Sinnesinformationen, die wir ein Leben lang ununterbrochen empfangen, handelt es sich primär um optische, akustische, chemische und mechanische Informationen, die wir über unsere fünf Sinne in vielfältiger Weise als Botschaften erhalten, beispielsweise in Form von Bildern, Schriften, Zeichen, Lauten, in speziellen Sprachen, als Töne, Musik, Gerüche oder Geschmack und über spezielle Empfindungen mit unserem Tastsinn z. B. im Zusammenhang mit den mechanischen oder thermischen Eigenschaften eines Gegenstandes, der hart oder weich, warm oder kalt, kantig, schwer oder leicht usw. sein kann. Nicht nur unsere Finger, mit denen wir hauptsächlich tasten, sondern unsere gesamte Haut liefert uns Informationen über unser Umfeld, das sehr unterschiedlich auf uns einwirken kann und es uns als warm, kalt, angenehm oder schmerzhaft empfinden lässt.
Wir empfangen aber auch Informationen, die unser eigener Körper in seinem Inneren produziert und uns damit mitteilt, was er kann, wie er sich fühlt, was er empfindet, in welcher Stimmung er sich befindet usw. Er sagt uns damit, – ob er kräftig oder schwach, schnell oder langsam ist, – ob er sich wohl oder unwohl fühlt, – ob er Ekel, Übelkeit, Genuss, Schmerz, Stress oder eine Erregung empfindet, – ob er liebt, hasst, verabscheut, – ob er gesättigt ist oder ob er Hunger oder Durst hat, – ob er fröhlich oder traurig ist usw.
Seit in der Nachrichtentechnik und den Computerwissenschaften das Versenden, Empfangen und Verarbeiten von Informationen technisch beherrscht wird und die Halbleitertechnologie eine rasante Entwicklung der elektronischen Medien auslöste, sprechen wir heute von einer Informationsgesellschaft und verstehen mit dieser Technologie auch immer besser, was in biologischen Systemen geschieht, auch wenn Informationen in Neuronen und Genen biologisch-chemisch und nicht rein physikalisch abgespeichert und weiterverarbeitet werden. Dennoch gibt es viele Analogien und Unterschiede, die uns die Arbeit des menschlichen Geistes und damit seine Psyche besser verstehen lassen.
3. Gehirne und Computer
Mit Informationen, die uns über unsere Sinnesorgane von außen erreichen, gehen wir täglich um. Den unsichtbaren Akteur, der sie in unserem Gehirn auf dieselbe Art und Weise wie in allen anderen Menschen mit elektrischen Signalen unterbewusst vollautomatisch so verarbeitet, wie wir sie gerade brauchen, nennen wir unseren menschlichen Geist. Er ist ein biologischer Mechanismus, der uns glauben lässt, dass wir ihn wie unseren Körper unter Kontrolle hätten. Gewiss ist er ohne jeden Zweifel unser persönlicher Geist, mit dem wir uns identifizieren und der uns unser Umfeld sowie uns selbst sowie unsere Fähigkeiten und unser Wissen bewusst macht. Er ist der geistige Teil von uns, unser geistiges Ich, mit dem wir denken können, der alles über uns weiß und der folgsam alles macht, was wir von ihm wollen. Wenn wir mehr oder weniger konzentriert, aber zielgerichtet denken, rechnen, planen, Probleme lösen usw., dann macht uns unser Geist bewusst, was wir erlebt haben und was wir dazu wissen. Er erinnert sich mehr oder weniger schnell, was er ohne unser Zutun in unserem Gedächtnis abgespeichert hat und was wir für unsere aktuelle geistige Arbeit brauchen. Die auf diese Weise bewusst mit voller Absicht gesteuerte Arbeit leistet dabei ein spezieller Teil unseres Geistes, unser bewusster Geist, den wir unter Kontrolle haben. Er nutzt dabei, ohne dass wir dabei genau wissen, wie er es macht, die unterbewusst abgespeicherten Informationen, die unser Wissen und unsere Erfahrungen enthalten, exakt so, wie wir es wollen.
Die meiste Arbeit unseres Geistes läuft, selbst wenn wir bewusst denken, in unserem Gehirn unterbewusst und vollautomatisch, also ohne unser aktives Zutun und ohne unsere Kontrolle ab. Auf die Arbeit dieses genetisch vorprogrammierten Teiles unseres Geistes, den wir unseren unterbewussten Geist nennen, haben wir keinen Einfluss. Er nimmt uns wie ein Sklave alle internen Arbeiten ab:
– Er unterstützt unseren denkenden Geist bei seiner Arbeit und liefert ihm die nötigen Informationen.
– Er verarbeitet unsere Sinneseindrücke in unserem Gehirn, die ihn über das somatische Nervensystem in Form von elektrischen Signalen erreichen, speichert sie ab und reaktiviert sie wieder, wann immer wir sie brauchen und leitet die richtigen Steuerungssignale an unsere Muskulatur.
– Er verarbeitet aber auch unsere Empfindungen in unserem Gehirn, die uns ebenfalls über elektrische Signale über das vegetative Nervensystem erreichen.
Alles, was unser unterbewusster Geist macht, läuft nach einem genetisch abgespeicherten vererbten Mechanismus ab, der in allen Tieren mit einem Zentralnervensystem seit Urzeiten auf dieselbe Art und Weise aktiv ist. Was speziell den Geist des Menschen leistungsfähiger macht, ist nicht der uralte Mechanismus der Informationsverarbeitung in unserem Gehirn, sondern die Struktur des Gehirns. Wie unser Geist intern mit den Informationen umgeht, wissen wir nicht und müssen es auch nicht wissen. Hauptsache, wir wissen, was er macht und dass wir uns auf ihn verlassen können.
Ähnlich wie unser Geist in unserem Gehirn biophysikalisch mit Sinnesinformationen umgeht, die in elektrischen Signalen enthalten sind, so arbeitet auch ein technischer Geist mit einem elektronischen Mechanismus in unseren Computern mit Text-, Bild- und Toninformationen, die er über entsprechende elektronische Eingabegerät (z. B. über eine Tastatur, eine CD, ein Mikrophon oder über Sensoren) ebenfalls über elektrische Signale erhält. Wie unser Geist unsere Sinnesinformationen erkennen, kommunizieren, abspeichern und reaktivieren kann, so kann es auch der technische Geist mit den ihm zugespielten Informationen. Alles was im Computer technisch geschieht, entspricht (abgesehen von dem speziellen Mechanismus) genau dem, was in unserem Gehirn geschieht. Die Technik hat mit Hilfe der Naturwissenschaften mit den Computern in den letzten Jahrzehnten Geräte geschaffen, die mit einem vergleichsweise einfachen technischen Geist ähnliche Aufgaben erledigen können wie die, die der uns geheimnisvoll erscheinende menschliche Geist in unserem komplex aufgebauten Gehirn erledigt.
Da Computer wesentlich einfacher funktionieren als Gehirne, ist es mit ihnen möglich, die Grundprinzipien dessen, was Information ist, was Informationsverarbeitung bedeutet, und was damit für den Akteur/Geist/Mechanismus gilt, der diese Aufgabe erledigt, zu verstehen. Ehe wir uns im Folgenden mit den Analogien und Unterschieden zwischen der Arbeit des menschlichen und technischen Geistes beschäftigen, müssen wir zunächst definieren, was wir unter Informationen verstehen.
4. Die Natur der Informationen
Informationen, die in Büchern gedruckt, in Worten kommuniziert, biologisch-chemisch in Neuronen, Genen und physikalisch-technisch auf Magnetbändern, Chips, CDs oder Festplatten gespeichert und vervielfältigt werden, sind etwas Immaterielles, also etwas Geistiges, das in Analogie zum menschlichen Geist nur von dem jeweils zuständigen biophysikalischen, biochemischen oder technischen Geist, der ihre Sprache versteht, verarbeitet werden kann. Sie können mündlich (akustisch) in vielen Sprachen, schriftlich (optisch) mit unterschiedlicher Symbolik (mit verschiedenen Zeichen), chemisch mit bestimmten Molekülen, elektromagnetisch mit Radiowellen und Funk sowie elektronisch mit der Computersprache kommuniziert und verbreitet werden. In allen Fällen legen unveränderliche physikalische, chemische, mathematische und biologische Gesetzmäßigkeiten die gewiss extrem unterschiedlichen Mechanismen des Informationsaustauschs und der Informationsverarbeitung fest.
Damit für den Beobachter eine Information entsteht, muss die Anordnung der Bildpunkte, der Buchstaben, der Moleküle entlang der DNS der Gene oder der Bits auf dem Träger der Information eine Bedeutung haben. Wenn wir eine Botschaft nutzen und sinnvoll verarbeiten wollen, dann müssen wir die Sprache, in der sie verfasst wurde, verstehen. Wir können die in einen Stein eingemeißelten Zeichen der Keilschrift sehen, aber wenn wir die Schrift nicht lesen und nicht in unsere Sprache übersetzen können, dann wissen wir auch nicht, was sie bedeutet. Die zweifellos dennoch in ihr enthaltene Information kann dann von uns nicht entnommen werden.
Die Bewertung von Informationen, die wir über eine Tastatur in einen Computer eingeben und die er mit internen Programmen verarbeitet, ist eine geistige Arbeit, wie die, die auch in unserem Gehirn geleistet wird, wenn wir ein Bild betrachten oder ein Buch lesen. Der Computer teilt uns dann nach getaner Arbeit auf dem Bildschirm mit, was er mit den Informationen gemacht hat, so wie uns unser Verstand mitteilt, ob er mit den Mustern eines Bildes, einer Schrift oder einer Sprache etwas anfangen konnte. Nur wenn wir mit den Mustern vertraut sind, wissen wir, was sie bedeuten und welcher Sinn sich aus ihnen ableitet. Dieser Mustervergleich ist eine geistige Arbeit, die unserer Geist in uns leistet, so wie es ein technischer Geist im Computer macht.
Die in optischen oder akustischen Signalen enthaltenen Informationen werden in unseren Sinnesorganen in elektrische Signale umgewandelt und in den Nervenzellen unseres Gehirns als Muster abgebildet, ähnlich wie es auch im Computer elektronisch mit Transistoren geschieht. Damit Informationen verarbeitet werden können, müssen sie also zuerst in die elektrische Signalsprache unseres Gehirns bzw. in die elektronische Signalsprache des Computers übersetzt werden. Erst dann kann die eigentliche Arbeit unseres Geistes bzw. des technischen Geistes beginnen, die auf den angesprochenen Mustervergleich hinausläuft.
Jedes System, das Informationen verarbeitet, hat seine eigene Sprache, seine eigenen Eingabegeräte, seine eigenen Sensoren, Informationskanäle und seine eigenen Datenträger sowohl im Sinne von Informationsspeichern als auch im Sinne von Informationsüberträgern. Nur unser Geist kann die Informationen, die unsere Sinnesorgane empfangen und als elektrische Signale über die Nervenbahnen schicken, verstehen, sie verarbeiten, sie abspeichern und nach Bedarf wieder reaktivieren. Wie er es in unserem Kopf macht, davon spüren wir nichts. Es geschieht nach genetisch vererbten und damit vorprogrammierten Mechanismen ohne unsere Kontrolle unterbewusst und vollautomatisch. Wir verstehen die interne Signalsprache unseres Geistes nicht, sondern nur das, was er uns in unsere Sprache und in die Bilder, die wir kennen, übersetzt. Ähnliches gilt für den technischen Geist, der im Computer vorprogrammiert vollautomatisch arbeitet. Nur er kann seine interne Signalsprache, mit der er die eingegebenen Informationen verarbeitet, verstehen. Wir verstehen nur das Ergebnis seiner internen Arbeit, die er uns über seine Ausgabegeräte in unserer Sprache und Bildern mitteilt.
So wie wir bestimmen, was der von uns geschaffene technische Geist im Computer für uns machen soll, so bestimmen wir auch, was unser unterbewusst arbeitende Geist in unserem Gehirn für uns machen soll. In beiden Fällen, geschieht die Arbeit geheimnisvoll mit elektrischen Signalen im Innern des Computers und im Innern unseres Gehirns, ohne dass wir genau wissen, in welcher Sprache sie kommuniziert und verarbeitet werden.
So wenig wie uns bewusst wird, was in den Muskeln unseres Körpers geschieht, wenn wir uns bewegen, so wenig wird uns bewusst, was in den Nervenbahnenunseres Gehirns geschieht, wenn wir denken. Nur eines ist völlig klar: Alles was in uns geschieht, basiert auf Informationen, die in Form von elektrischen Signalen über unsere Nervenbahnen geleitet werden.
Der in den Gehirnen aller hoch entwickelten Lebewesen unterbewusst arbeitende Geist verarbeitet die Sinnesinformationen seit Urzeiten mit vorgegebenen vererbten Programmen nach denselben biophysikalischen Grundprinzipien. Die Arbeit dieses Urgeistes ist direkt vergleichbar mit der Arbeit des technischen Geistes, der in allen Computern Informationen nach denselben elektronischen Grundprinzipien mit vorgegebenen Programmen verarbeitet. Mit den Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie ist alles, was in der Natur geschieht, perfekt vorprogrammiert. Sie sind für die verschiedenen Mechanismen verantwortlich, mit denen ein im gesamten Universum allgegenwärtiger Geist, der in jeder Materie- und Energieform steckt, seit ewigen Zeiten alles, was geschieht, automatisch ablaufen lässt (ausführlich beschrieben in dem Buch „Naturwissenschaft des Geistes“ von Hans Sixl, erschienen im Wagner Verlag, Gelnhausen 2015).
5. Der Geist des Menschen und der Geist des Computers – Analogien
Sowohl in Gehirnen als auch in Computern werden Informationen verarbeitet. Dafür sind allerdings unterschiedliche Mechanismen verantwortlich. Sie haben viele gemeinsame Eigenschaften, aber es gibt auch große Unterschiede, die in dem Artikel Naturwissenschaft des Geistes – Teil 4 – Technischer Geist von Hans Sixl, Tabula Rasa, Ausgabe 86 (04/2013) ausführlich beschrieben wurden. Der Artikel behandelt auch die verschiedenen Funktionsweisen der Mechanismen in Gehirnen und Computern und die verschiedenen Arten der Übersetzung der Signalsprachen, mit denen die Informationen auf die Sinnesorgane der Menschen bzw. auf die Eingabegeräte der Computer einfließen, in die jeweils erforderliche interne Signalsprache der technischen und der biologischen Systeme.
Da jede Form von Arbeit immer mit Kräften und materiellen Körpern bzw. Teilchen verbunden ist, ist auch das wichtigste Merkmal der geistigen Arbeit, dass sie immer automatisch nur mit einem Körper oder einem Gerät geleistet werden kann. Dasselbe gilt für den biologischen oder technischen Mechanismus, der für die geistige Arbeit zuständig ist, und damit auch für den menschlichen Geist im Gehirn und den technischen Geist im Computer. Da die Psyche letztendlich ein Ergebnis der unterbewusst geleisteten Arbeit des menschlichen Geistes ist, der wie jeder beliebiger Mechanismus nur in einem Gerät oder Körper funktionieren kann, kann sich weder der Geist noch die Psyche vom Körper ablösen, was man hingegen von der Seele des Menschen behauptet. Deshalb sollten die wissenschaftlich verwendeten Begriffe Geist und Psyche niemals mit dem theologisch verwendeten Begriff der Seele vermengt werden. Der Geist ist im Gegensatz zu den Begriffen Psyche und Seele etwas Aktives, während Letztere einen Zustand als Ergebnis der Arbeit des Geistes beschreiben.
Für die Kommunikation von Informationen sind sowohl in neuronalen als auch in technischen Systemen Sender, Empfänger und Signale erforderlich, die mit der darin enthaltenen Informationen eine gewisse Distanz überbrücken. Im Gegensatz zu den örtlich gespeicherten Informationen werden Informationen bei der Kommunikation grundsätzlich durch Wellen übertragen, die neben der Ortsabhängigkeit auch eine Zeitabhängigkeit haben und die zusätzlich Energie enthalten. Beispielsweise wird die Photonenenergie, die im Sender bei der Erzeugung elektromagnetischer Wellen benötigt wird, zusammen mit der Information an den Empfänger übertragen und dort abgegeben.
Die Übertragung von Informationen ist damit ein Prozess, der über zeitabhängige Signale (Wellen) läuft. Vom Buch zum Auge sind es optische (elektromagnetische) Wellen, die sogar über Vakuum hinweg laufen können, und vom Auge zum Gehirn sind es elektrische Signale (ebenfalls elektromagnetische Wellen), die entlang ganz bestimmten Nervenbahnen (dem Sehnerv) laufen. Erst bei der Verarbeitung des Signals kann die Bedeutungder Botschaft, die in den Informationen steckt, erkannt werden, aber auch nur dann, wenn in den Neuronen des Gehirns bereits bekannte Muster vorliegen. So wie ein Mensch nur erkannt werden kann, wenn man ihn zuvor gesehen hat, so kann auch ein Wort oder ein Satz nur erkannt und verstanden werden, wenn man seine Bedeutung zuvor kennen gelernt hatte.
Die Kommunikation von Informationen in biologischen Systemen mit Ionen als Informationsträgern und technischen Systemen mit Elektronen als Informationsträgern folgt denselben physikalischen Grundprinzipien. Wie das Auge wandelt auch eine Fernsehkamera die einzelnen Bildpunkte in elektrische Signale um, die intern in der Kamera oder im Videogerät weiterverarbeitet und dort sowohl abgespeichert oder auf einem Bildschirm dargestellt werden können. Wie bei uns sind dabei mehrere automatisch arbeitende Formen des Geistes zuständig. Diese Arbeit leistet im Auge zuerst ein elektrochemischer Geist, der das optische Signal unaufgefordert und vollautomatisch in ein elektrisches Signal umwandelt, das in das Gehirn weitergeleitet wird und dort von unserem unterbewussten Geist weiterverarbeitet wird. Physikalisch laufen die technischen und biologischen Prozesse bei der Verarbeitung optischer Informationen völlig analog ab.
6. Der Geist des Menschen und der Geist des Computers – Unterschiede
Die entscheidenden Unterschiede zwischen dem Geist des Menschen und dem Geist des Computers beruhen auf den Unterschieden der Systeme und der Mechanismen. Ein ganz entscheidender Unterschied zwischen biologischen und technischen Systemen beruht auf der Stabilität der Materialien. Anorganische Materialien sind stabil und organische Materialien sind instabil. Nur lebende Zellen verwesen nicht. Damit sie nicht absterben, müssen sie ununterbrochen mit Energie versorgt werden. Wenn die Energieversorgung abgeschaltet wird, bleibt der Computer im Gegensatz zu lebenden Zellen funktionstüchtig, da alle seine Bauelemente aus unverweslichen, stabilen anorganischen Materialien aufgebaut sind. Die Energieversorgung des Gehirns kann hingegen nicht abgeschaltet und nach längerer Zeit wieder angeschaltet werden, da sonst die Neuronen absterben. Wenn ein Computer nach Tagen wieder mit Strom versorgt wird, dann erwacht in ihm sein vorprogrammierter Geist wieder zum Leben und bearbeitet wie Tage zuvor die eingegebenen Informationen mit seiner eigenen elektronischen Sprache mit elektrotechnischen Mechanismen, wie es ihm technisch einprogrammiert wurde.
Im Gegensatz zu Computern, die mit elektrischer Energie versorgt werden, müssen Menschen und Tiere mit chemischer Energie, also mit Nahrung und Sauerstoff, versorgt werden. Dies gilt für die Arbeit des genetischen Geistes ebenso wie für die Arbeit unseres denkenden Geistes. Der genetische Geist verarbeitet in jeder einzelnen Zelle eines Lebewesens mit einem biochemischen Mechanismus und molekularen Informationsträgern Informationen, die auf der DNS im Zellkern abgespeichert sind, ähnlich wie unser denkender Geist Informationen, die in den Neuronen abgespeichert sind, mit einem physikalisch-chemischen Mechanismus und ionischen Informationsträgern verarbeitet. Für die Energieversorgung der Körperzellen gilt dasselbe wie für die Neuronen des Gehirns. Wenn sie abgeschaltet wird, zersetzen sich ihre organischen Bausteine unkontrolliert und die in ihnen enthaltenen Informationen gehen unwiderruflich verloren.
Die Psyche von Mensch und Tier ist ein Ergebnis der Informationsverarbeitung, die überwiegend von einem vererbten unterbewussten Geist geleistet wird, auf dessen Arbeit wir keinen Einfluss haben. Da allerdings auch in technischen Systemen Informationen von einem technischen Geist verarbeitet werden, stellt sich die Frage, ob Systeme wie Computer, Roboter oder Maschinen auch eine Psyche haben können. Um diese Frage zu beantworten, müssen die Kernelemente der Psyche angesprochen werden.
Unsere spezielle menschliche Psyche hat etwas mit dem subjektiv empfundenen Zustand unseres geistigen und körperlichen Innenlebens tun, das sich durch „geistiges und körperliches Wohl- oder Unwohlfühlen“ offenbart. Dieser Befund hat wiederum u. a. etwas mit unseren Empfindungen und Gefühlen wie Freude, Liebe, Angst, Zorn usw. zu tun, die wir in ähnlicher Form auch in Tieren vorfinden. Gefühle und Stimmungen entstehen im Körper von Lebewesen über hormonelle Aktivitäten und innere Sensoren, die dem jeweiligen Lebewesen je nach genetischer Veranlagung ihre Auswirkungen auf eigene sehr spezielle Weise spüren lassen. Da in unserem Gehirn alle Informationen zusammenlaufen, sind unsere Empfindungen, Gefühle, Instinkte und Urtriebe letztendlich ein Ergebnis der internen Kommunikation und Informationsverarbeitung, für die verschiedene Geistformen zuständig sind.
Technische Systeme haben zwar auch einen Körper, der sich allerdings in vielfacher Hinsicht von dem der Lebewesen unterscheidet. Er besteht aus unverderblichen anorganischen Materialien und kann deshalb auch ohne Schaden zu nehmen, ausgeschaltet werden. Ferner hat er keine Sensoren und keine Mechanismen, die ihm ein Wohlbefinden oder ein Unwohlsein, wie wir es kennen, vermitteln. Wenn ein Roboter mit Energie versorgt wird, dann kann er zwar wie Mensch und Tier mit seinen Sensoren wahrnehmen, was um ihn herum geschieht und diese Informationen so verarbeiten, wie man es auch von einem Lebewesen erwarten würde. Er denkt und handelt dabei, ohne etwas zu empfinden, da er nur aus einem reinen Wahrnehmungs-, Denk- und Reaktionsapparat besteht, der den Fähigkeiten des menschlichen somatischen Nervensystems entspricht. Was ihm vollständig fehlt, ist ein System, das unserem vegetativen Nervensystem entspricht, welches sich vorwiegend mit der Steuerung der Körperfunktionen aber auch mit der Wahrnehmung ihrer Befindlichkeit befasst. Damit mangelt es den technischen Systemen an dem wichtigsten Faktor, der die Psyche des Menschen bestimmt und dies ist die geistigen Wahrnehmung der körperlichen Befindlichkeit, die sich aus vorwiegend unterbewusst entwickelten Empfindungen, Grundbedürfnissen, Trieben und Gefühlen entwickelt. Die körperliche Befindlichkeit bildet neben der geistigen Befindlichkeit die Grundlage der menschlichen Psyche, die sich auf seine bewusst gesteuerten Denkprozesse auswirkt und umgekehrt. Solange technische Systeme keine körperlichen Empfindungen kennen, können sie auch keine Psyche haben, denn Denk- und Rechenprozesse allein reichen nicht aus, um eine solche zu bilden. Auch dann, wenn man technische Systeme mit einer inneren Sensorik ausstattet, die sie wissen lassen, ob und wie gut ihre inneren Systeme funktionieren, kann sich in ihnen noch keine Psyche entwickeln, da sich mit ihnen allein keine Emotionen entwickeln können. Da technische Systeme weder durch angenehme oder unangenehme Empfindungen bei ihren Aktionen belohnt oder bestraft werden, kennen sie auch keinerlei Motivation.
7. Geistiges und körperliches Leben
Geistiges Leben, wie wir es vom Denken her kennen, findet ausschließlich in den Neuronen unseres Gehirns statt. Es beginnt mit dem Aufbau der Neuronen und endet bei ihrem Absterben. Es betrifft aber nicht nur die Aktivität unseres bewussten Geistes, den wir besonders gut kennen, weil wir mit ihm denken, planen, fantasieren, uns erinnern usw., sondern insbesondere die unseres unterbewussten Geistes, der pausenlos aktiv ist. Diese Aktivität begründet sich auf einem biologischen Mechanismus, der mit elektrochemischen Signalen arbeitet und alle Informationen, die von innen und außen auf Mensch und Tier eindringen, je nach Bedeutung im Gehirn abspeichert und je nach Bedarf auf sie zugreift. Da dieser Geist unterbewusst arbeitet, lässt er uns auch nicht spüren, wo und wie er es macht. Wir wissen nur aufgrund unserer naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, dass er im Zentrum unseres neuronalen Netzwerks aktiv ist, das sich in unserem Gehirn befindet und sich in das Rückenmark erstreckt. Unser geistiges Leben findet in einem geschlossenen Nervensystem statt, aus dem keine elektrischen Signalinformationen nach außen verloren gehen können, dennoch können abgespeicherte Informationen im Lauf der Zeit verloren gehen, da Neuronen absterben können.
Eine völlig andere aber ähnliche Art des geistigen Lebens findet in Computern statt, wenn sie angeschaltet sind. In ihnen ist es ein physikalisch-technischer Mechanismus, den wir entsprechend als technischen Geist bezeichnen, der ebenfalls alle Informationen, die allerdings ausschließlich von außen in ihm eingegeben werden, in seinen Speicherzellen abspeichert und mit ihnen je nach Bedarf arbeitet. Er arbeitet ebenfalls mit einem geschlossenen Netzwerk von Signalleitungen, in dem keine Informationen verloren gehen. Seine in Speicherzellen abgespeicherten Informationen können aber, da anorganischen Materialien sehr stabil sind, im Gegensatz zu denen der Neuronen nicht verloren gehen.
Körperliches Leben findet in den Zellen der Lebewesen statt. Es hat seinen Ursprung in der Urzelle, einem ebenfalls geschlossenen System, aus dem keine molekularen Informationen entweichen können. Jede Form des Lebens benötigt einen Geist, der Informationen verarbeitet. Der Geist der in den Körperzellen aller Lebewesen Informationen auf der DNS molekular abspeichert, sie kommuniziert und die Zellen samt ihrer darin enthaltenen Informationen bei der Zellteilung perfekt dupliziert usw. ist ein genetischer Geist. Er arbeitet mit einem chemischen Mechanismus mit molekularen Informationsträgern und kann deshalb keine Informationen mit dem Geist austauschen, der mit einem ionischen Mechanismus und elektrischen Signalinformationen in den Gehirnen von Mensch und Tier arbeitet. Dennoch findet in Mensch und Tier eine Kopplung zwischen dem körperlichen und geistigen Leben statt, das für unsere Empfindungen verantwortlich ist und damit einen entscheidenden Einfluss auf den Zustand unseres Geistes und damit auf unsere Psyche ausübt. Wie ist das möglich? Da unsere Nerven alle Organe erreichen, können sie wie Sensoren feststellen, ob sie einwandfrei arbeiten. Sie melden uns also nicht die genetischen Informationen, sondern den jeweiligen aktuellen Stand der organischen Funktionen als Ergebnis der Arbeit des genetischen Geistes, der völlig entkoppelt von dem Geist arbeitet, der in den Gehirnen aktiv ist. Der Zustand unseres körperlichen Lebens wird auf diese Weise von unserem Geist im Gehirn registriert und damit automatisch ein Bestandteil unseres geistigen Lebens.
Wir sind geneigt zu glauben, dass Empfindungen wie z. B. Schmerzen eine rein körperliche Sache wären, da wir sie beispielsweise im Finger spüren,wenn wir mit ihnen eine heiße Herdplatte berühren und nicht im Gehirn, in dem unser Geist arbeitet. Evolutionär ist es wichtig, den Schmerz dort zu spüren, wo die Verletzung stattfindet, aber die Wahrnehmung findet deshalb dennoch rein geistig an einer anderen Stelle statt. Sinnvollerweise lässt uns unser Geist aufgrund der Informationen, die er über unsere Nervenbahnen empfängt, verstehen, woher unsere Schmerzen kommen, damit wir sie vermeiden können. Werden diese Nervenbahnen unterbrochen, dann kann ein Schmerz in den Fingern auch geistig nicht mehr wahrgenommen werden und wir können ihn dann deshalb auch nicht mehr spüren. Damit wird deutlich, dass Schmerzen ähnlich wie alle anderen körperlichen Empfindungen, Stimmungen, Gefühle und Triebe eine rein geistige Angelegenheit sind. Es bestätigt, dass der Teil des körperlichen Lebens, den wir wahrnehmen, ein Bestandteil des geistigen Lebens ist. Der Teil, den wir nicht wahrnehmen und auf den wir keinen Einfluss nehmen können, betrifft das genetisch gesteuerte körperliche Leben der Milliarden einzelnen Zellen unseres Körpers.
Erlebnisse und Empfindungen eines ganzen Lebens sind mehr oder weniger gut im Unterbewusstsein abgespeichert. Solange sie im Lauf der Zeit nicht verloren gegangen sind, können sie grundsätzlich mit speziellen psychologischen Methoden aktiviert werden. Eine Rückführung in die Kindheit ist damit möglich, aber keine Rückführung in ein früheres Leben vor der Geburt, da es keine Erberinnerungen gibt. Erinnerungen können nur in Neuronen und nicht in den Genen abgespeichert werden. Sie gehen mit dem Tod eines Menschen unwiederbringlich verloren und können deshalb auch nicht vererbt werden. Es gibt keine naturwissenschaftlich belegbaren Mechanismen, die gelöschte Erinnerungen verstorbener fremder Menschen reaktivieren und in das Unterbewusstsein eines anderen Menschen bringen könnten. Reinkarnationstherapien, die auf fernöstlichen Glauben und Seelenwanderung beruhen, sind deshalb eine reine Glaubenssache und entbehren jeglicher naturwissenschaftlicher Grundlage. Mit den dabei verwendeten hypnotischen Methoden kann nur die Phantasie stimuliert werden, die allerdings im Zusammenhang mit einem psychischen Befund stehen kann.
8. Die Evolution der Psyche
Die Psyche des Menschen als Ergebnis der Arbeit seines Geistes hat sich wie seine körperlichen Strukturen nach den Prinzipien von Ursache und Wirkung evolutionär über Mutation und Selektion aus biologischen Vorformen entwickelt. Da sie ein Ergebnis der Informationsverarbeitung ist, ist sie zusätzlich automatisch mit der evolutionären Entwicklung der verschiedenen Informationsarten und der Mechanismen ihrer Verarbeitung in den zugehörigen neuronalen Strukturen verkoppelt.
Beginnen wir mit den einfachsten Lebewesen, den Einzellern. Ohne jeden Zweifel werden beispielsweise auch in einem Pantoffeltierchen Informationen verarbeitet, die dazu führen, dass es sich in einer Nährlösung „wohl fühlt“, wächst und gedeiht und sich durch Zellteilung fortpflanzt. Es funktioniert wie eine vollautomatisch gesteuerte chemische Minifabrik, mit einer Datenspeicherung in den Genen, die für die Steuerung der Organellen über chemische Sensoren und für die Mechanismen der Fortpflanzung verantwortlich ist. Gewiss ist das „Wohlfühlen“ eines Pantoffeltierchens ein völlig anderes als das Wohlfühlen der Menschen, aber die Ursachen der menschlichen Psyche sind bereits in der gewiss sehr speziellen Psyche der Einzeller verankert.
Bei jeder Art von Informationsverarbeitung reden wir von geistigen Funktionen, Faktoren, Aufgaben und Fähigkeiten, die uns im Zusammenhang mit der Arbeit unseres denkenden Geistes in unserem Gehirn und von der Arbeit des technischen Geistes in Computern bekannt sind. In lebenden Zellen ist es ein genetischer Geist, der seit der ersten Zelle die genetisch auf der DNS abgespeicherten Informationen verarbeitet. Mit seinen chemischen Mechanismen sorgt er für die Energieversorgung, die zur Bildung und Aufrechterhaltung geordneter Strukturen in den Zellen notwendig ist und sie damit am Leben erhält. Es ist der Geist, der die Aktionen in den Zellen, die ihr biologisches Leben ausmachen, steuert. Damit das Leben auch nach dem Zelltod erhalten bleibt, hat der genetische Geist in einem Lernprozess die Zellteilung, bei der die Zellen identisch reproduziert werden, erfunden. Sein evolutionär entwickeltes Wissen ist in der DNS molekular abgespeichert. Es wird dort als Information abgelesen und über größere Distanzen zum Ort des Empfängers, an dem es wirken muss, durch Diffusion kommuniziert und weiter verarbeitet. Da dieser Geist mit genetisch verankerten Programmen und genetisch abgespeicherten Informationen arbeitet, wird er als genetischen Geist bezeichnet.
Ein weiterer Geist, der ebenfalls bereits in den ersten Zelle arbeitete und der heute noch in allen Körperzellen aller Lebewesen arbeitet, ist der Zellgeist, der Informationen sowohl aus seinem Inneren als auch aus dem Umfeld der Zelle gemeinsam mit dem genetischen Geist verarbeitet und u. a. beispielsweise mit seinen Sensoren erkennt, wo er Nahrung findet und wohin er sich deshalb bewegen sollte. Er ist direkt vergleichbar mit unserem menschlichen Geist, der sowohl Informationen aus unserem Körper sowie Informationen aus unserem Umfeld verarbeitet und damit für die richtigen Reaktionen sorgt. Er ist zwar wie unser menschlicher Geist genetisch vorprogrammiert, aber er verarbeitet nicht die Informationen, die auf der DNS abgespeichert sind. Der Zellgeist ist damit für die Steuerung aller lebenserhaltenden chemischen Prozesse im Einzeller aber auch innerhalb der Zellen aller Vielzeller und damit auch in unseren Körperzellen zuständig.
Ein Sender produziert Informationsträger, die ein Empfänger mit ihren Informationen an einem anderen Ort zu einer späteren Zeit übernimmt. Dazu muss der Sender die Information, die er dem Informationsüberträger (in der Zelle einem Molekül, z.B. der RNS oder einem Ion, in der Nachrichtentechnik und im Computer einem Photon oder allgemein einer elektromagnetischen Welle) mitgibt, zuerst einem Informationsspeicher (in der Zelle der DNS, in der Nachrichtentechnik einem Magnetband, einer DVD etc., im Computer der Festplatte etc.) entnehmen und der Empfänger muss auf den Informationsüberträger abgestimmt sein, d. h., er muss in der Lage sein, ihn mit seiner speziellen Information und seiner Energie aufzunehmen. Bei Molekülen spricht man dabei vom Schlüssel-Schloss-Prinzip und in der Nachrichtentechnik vom Resonanzprinzip.
Bei der Weiterentwicklung von Einzellern zu Vielzellern und zu Tieren war es wichtig, die Aufgaben der einzelnen Zellen, die sich im Laufe der weiteren Evolution spezialisierten, sinnvoll zu verteilen und richtig zu steuern, damit sie nicht völlig unabhängig voneinander, sondern fein abgestimmt ihre Aufgaben erledigen. Um dies zu erreichen, müssen deshalb auch Informationen von Zelle zu Zelle übertragen werden. Moleküle sind als Informationsüberträger dazu nicht fähig, da sie wegen ihrer Größe die Zellwände nicht durchdringen können. Aber die Ionen der Zellflüssigkeit sind dafür klein genug. Sie tragen zusätzlich zu ihrer atomaren Information eine Ladung und können damit beim Durchgang durch die Zellwände elektrische Signale erzeugen. Um sie zu nutzen, musste die Natur allerdings ein neuer Mechanismus der Informationsverarbeitung entwickeln, der die Basis für die geistige Aktivität in neuronalen Netzwerken begründete.
Mit dem Ausbau von neuronalen Strukturen in höher entwickelten Systemen, die mit ihren Nervensträngen Signalnetzwerke wie Telefonnetze nutzen, können Informationen mit elektrischen Signalen wesentlich schneller über größere Distanzen von den Organen zum Gehirn übertragen werden. Den Geist, der erstmals diesen speziellen elektrischen Mechanismus nutzte, um Informationen in neuronalen Netzen zu kommunizieren, nennen wir den Urgeist. Er arbeitet genetisch vorprogrammiert im Unterbewusstsein aller Lebewesen auf ein und dieselbe Art und Weise. Aus ihm sind alle weiteren höherentwickelten Formen des Geistes in den Gehirnen von Mensch und Tier entstanden. Mit welchen Signalinformationen und wie der Urgeist arbeitet, hat sich evolutionär entwickelt und sein Entstehungsprozess ist damit genetisch vorprogrammiert. Auch die Arbeitsweise des menschlichen Geistes beruht auf den Mechanismen, mit denen der Urgeist schon vor Jahrmillionen arbeitete. Die Informationen zur Entstehung des unterbewussten Geistes sind deshalb auch genetisch abgespeichert. Nur die Informationen, die er über das somatische und vegetative Nervensystem erhält, abspeichert und weiterverarbeitet und unserem denkenden Geist bei seiner Arbeit zuspielt, sind völlig anderer Natur. Sie sind nicht in den Genen sondern in den Neuronen abgespeichert und folgen eigenen Programmen, die völlig unabhängig von genetischen Informationen und Programmen sind.
Bei wenigen Funktionen reichen einzelnen Verbindungen oder ein einfaches Netzwerk aus, um die Informationen auszutauschen und zu verarbeiten, aber bei einer hohen Spezialisierung der Zellen ist zusätzlich eine zentrale Steuereinheit erforderlich. Die Informationsübertragung, die in Einzellern mit ihren Organellen noch ausschließlich durch Diffusion von Molekülen und Ionen über Mikrodistanzen erfolgt, geschieht in hochentwickelten Vielzellern mit ihren Organen mit elektrischen Signalen, die über ein makroskopisches Nervennetzwerk laufen. Da alle komplexen Systeme eine zentrale Steuereinrichtung benötigen, bei der alle Informationen zusammenlaufen und sinnvoll verarbeitet werden, hat die Natur in höher entwickelten Lebewesen ein Nervensystem entwickelt, bei dem Informationen über große Distanzen schnell übertragen werden können und bei dem das Gehirn die Zentrale ist und alle Steuerungsaufgaben übernimmt.
Ein weiterer Schritt in der Evolution ist die Speicherung von Informationen im Gehirn, die es ermöglicht, sich an Vergangenes zu erinnern, Freunde und Feinde zu erkennen und sich in einem Umfeld zurechtzufinden. Alle nach und nach in den höher entwickelten Lebewesen evolutionär entwickelten Geistformen des Gehirne entstanden Hand in Hand mit der evolutionären Entwicklung der Gehirne (s. z. B. P. D. MacLean, „Triune Conception of the Brain and Behaviour“, University of Toronto Press, 25 Sept. 1974), wobei der Hirnstamm durch das Mittelhirn und schließlich beim Menschen durch die Hirnrinde erweitert wurde.
Die Informationen, die uns unser Umfeld zur Verfügung stellt und die im Lauf des Lebens unser Wissen und unsere Erfahrungen ausmachen, haben nichts mit den genetischen Informationen zu tun, die für den Aufbau und die Funktionsweise unseres Körpers zuständig sind.Auf bestimmte Ereignisse richtig zu reagieren, erfolgt direkt mit abgespeicherten Informationen aus persönlicher geistiger und körperlicher Erfahrung und den daraus selbst entwickelten Programmen. Es gibt aber auch vererbte Verhaltensweisen und Empfindungen, die indirekt über Wechselwirkungen zwischen Enzymen und Regulationsproteinen mit der Umwelt über genetisch verankerte Informationen entstehen.Die Psyche des Menschen als subjektiv empfundenes Ergebnis aller inneren und äußeren Erfahrungen wird damit nur indirekt von den in der DNS abgespeicherten Informationen bestimmt.
In Gehirnen werden wie in zentralen technischen Steuereinheiten ausschließlich Informationen und Programme abgespeichert und weiterverarbeitet, die für geistige und körperliche Aktionen in einem speziellen Umfeld erforderlich sind. Sie ermöglichen das Denken (Rechnen, Planen, …) und die Ausführung der zu einem bestimmten Zweck erforderlichen Bewegungen. Beim Denken werden damit eigene Informationen und eigene Programme benutzt, die während eines Menschenlebens durch Erfahrungen selbst entwickelt wurden. Der Denkprozess ist aber nicht völlig unabhängig von genetischen Daten, da diese für die Entwicklung der Strukturen und Prozesse in den neuronalen Netzwerken verantwortlich sind, die für alle Menschen die Grundlage aller geistigen Prozesse darstellen und damit für die Ausbildung der Psyche verantwortlich sind.
Fazit
– Die Ursachen der menschlichen Psyche und die Mechanismen ihrer Entstehung können physikalisch verstanden werden.
– Die wissenschaftlich verwendeten Begriffe Geist und Psyche sollten niemals mit dem theologisch verwendeten Begriff der Seele vermengt werden. Der Geist ist im Gegensatz zur Psyche und Seele ein Akteur, der eine Arbeit leistet, während letztere Begriffe einen Zustand als Ergebnis der Arbeit des Geistes beschreiben.
– Physikalisch betrachtet, ist der Geist des Menschen ein Mechanismus, der genetisch vorprogrammiert vollautomatisch in den Neuronen des menschlichen Gehirns Informationen in Form von elektrischen Signalen, die über die Nervenbahnen laufen, verarbeitet. Nur ein Teil dieser Arbeit verläuft bei Denkprozessen bewusst kontrolliert.
– Die Psyche des Menschen basiert auf zwei Arten von Informationen, die ein Leben lang erstens von den Sinnesorganen über das somatische Nervensystem und zweitens von den inneren Organen über das vegetative Nervensystem als elektrische Signale in das Gehirn eingeflossen sind und dort verarbeitet wurden.
– Sie entsteht unterbewusst, da unser bewusster Geist abgesehen von den Denkprozessen keinen Zugriff auf die Erzeugung, Kommunikation, Speicherung und die weitere Verarbeitung dieser Informationen hat. Sie wird deshalb von unterbewussten Prozessen, die für unsere mentale Verfassung verantwortlich sind, dominiert. Emotionen, Bedürfnisse und Triebe können zwar bewusst von uns wahrgenommen, aber nur sehr eingeschränkt unter Kontrolle gehalten werden.
– Unsere Psyche charakterisiert den aktuellen Zustand der Leistungsfähigkeit unseres Geistes, den wir uns als Ergebnis unserer körperlichen und geistigen Befindlichkeit bewusst machen können.
– Die Psyche ist ein Bestandteil aller biologisch lebenden Systeme. Letztere sind ausschließlich in zellularen Struktur als geschlossene Systeme in der Lage, Informationen von einem Sendermolekül zu einem Empfängermolekül zu übertragen. Dazu ist Energie erforderlich.
– Die Grundelemente der Psyche haben sich wie die körperlichen Strukturen und die Mechanismen der Informationsverarbeitung in den Lebewesen nach den Prinzipien von Ursache und Wirkung evolutionär über Mutation und Selektion aus biologischen Vorformen entwickelt.
– Diese Grundelemente sind bereits in den Einzellern vorhanden, die ebenfalls Informationen, die aus dem inneren ihres Körpers und aus ihrem Umfeld stammen, verarbeiten können. Die beiden Geistformen, die in Analogie zum unterbewussten und bewussten Geist dafür verantwortlich sind, sind der genetische Geist und der Zellgeist.
– Ähnlich wie die Natur Informationen in biologischen Systemen verarbeitet, macht es auch der Mensch in technischen Systemen. Denkprozesse finden auch in Computern statt, allerdings in wesentlich einfacherer Form als in Gehirnen.
– Computer und Roboter können, solange sie keine körperlichen Empfindungen haben und keine Emotionen, Bedürfnisse und Triebe empfinden können, auch keine Psyche entwickeln.
-Die Intelligenz des menschlichen Geistes, die die Qualität der Psyche festlegt, zeichnet sich durch eine evolutionär entwickelte erfolgreiche Nutzung von angesammelten Informationen aus. Sie hat ihren Ursprung in der Intelligenz des Urgeistes und des Zellgeistes und diese wiederum in der Intelligenz des genetischen Geistes, der seit Jahrmillionen genetisch angesammelte Informationen erfolgreich für die evolutionäre Entwicklung der Lebewesen nutzt.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.