Die Neuentdeckung der Nacktheit – Selten Gezeigte Werke im Egon Schiele Museum

Austellung _Erwin Osen, Egon Schieles Künstlerfreund, NÖ Museum Betriebs GmbH, Theo Kust

Die Schatzkammer des Egon Schiele Museums widmet sich in dieser Saison von 17. Mai bis 13. Oktober 2024 einem Kernthema im Schaffen des Jahrhundertkünstlers. In der Ausstellung „Egon Schiele. Nackt!“ sind diesmal elf Zeichnungen, Aquarelle und Gouache-Arbeiten Egon Schieles aus einer bedeutenden Privatsammlung zu sehen. Den Schwerpunkt bilden die Jahre 1910 bis 1912, womit Schieles großartigste und gleichzeitig umstrittenste Schaffenszeit ins Zentrum rückt. Die kleine, aber überaus hochkarätige Schau ist auch deshalb sehenswert, weil zahlreiche Werke im letzten Jahrhundert fast nie zu sehen waren. Die Sonderausstellung zu Erwin Osen wird verlängert, denn durch seinen Künstlerfreund fand Egon Schiele zur Darstellung der zur Nacktheit. Am Mittwoch, den 22. Mai 2024 um 18:00 Uhr spricht international renommierte Kunsthistoriker Patrick Werkner unter dem Motto „Nackt und bekleidet“ mit Kurator Christian Bauer über Aspekte der Wiener Moderne.

„Mit der radikalen Nacktheit war nicht nur ein zentrales Tabu gebrochen, sie bot auch die Möglichkeit zur Neuentdeckung des menschlichen Körpers und damit des Menschen selbst“, erklärt Christian Bauer seine Faszination für diese einzigartigen Leihgaben. Der Selbstakt nimmt bei Egon Schiele einen besonderen Stellenwert ein und es geht dabei nicht immer vorrangig um Sexualität: „Im Selbstakt verwischt er die Merkmale seines Aussehens oft so stark, dass der Übergang von Porträthaftigkeit zu überindividuellen, generellen Darstellungen ebenso fließend ist wie die Gendergrenzen seiner Selbstsicht. Schiele ist getrieben von der Lust am Rollenspiel, dem ständigen Wechsel von Wahrhaftigkeit und theatralem Auftritt. Beide Aspekte greifen so stark ineinander, dass sie in großartigen Blättern zur Einheit werden“, so der Kurator. Passend dazu wird die Sonderausstellung „Erwin Osen. Egon Schieles Künstlerfreund“ im ersten Obergeschoß des Museums mit geringen Anpassungen um eine weitere Saison verlängert. Denn die Freundschaft Egon Schieles mit Erwin Osen war eine wesentliche Triebfeder zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Zu sehen sind etwa die eindrucksvollen Patient:innen-Portraits der „Irrenanstalt“ Steinhof. Unter dem Titel „Erwin Osen. Egon Schieles Künstlerfreund“ (Hirmer Verlag 2023) ist auch die erste Monografie über Schieles zentralem Wegbegleiter erschienen, die Christian Bauer verfasst hat. Sie ist im Museumsshop erhältlich.

Weiter zu sehen sind fünf audiovisuelle Stationen, die mit Tulln, Klosterneuburg, Neulengbach, Krems, Wien und Mühling wesentliche Stationen von Egon Schieles Leben beleuchten. Dabei sind dank der damaligen Interviews der Texanerin Alessandra Comini die Originalstimmen seiner Schwestern Melanie und Gerti und seiner Schwägerin Adele Harms zu hören. Im so genannten Forscher:innengang kommen wichtige Persönlichkeiten wie Elisabeth und Diethard Leopold sowie weitere Schiele-Forscher:innen in Form von Video-Botschaften zu Wort.

Quelle: Niederösterreichische Museum Betriebs GmbH, Kulturbezirk 5 | 3100 St. Pölten

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