Eröffnung | 14.11.2018, 19.00 UHR
Ausstellungsdauer | 15.11.2018 – 03.03.2019
Jonathan Meese (1970 in Tokio geboren, lebt in Berlin) gehört zu den international herausragenden und gleichzeitig stark polarisierenden Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. Sein universaler Blick auf die Welt, den Mythos oder die Macht der Kunst formuliert sich nicht nur in Malerei, Skulptur, Installation oder Performance, sondern auch in Wort und Text: Lautmalerei und Sprachbilder. Jonathan Meeses ebenso spielerischer wie nachdenklicher Umgang mit Bild und Text steht im Zentrum einer Werkschau, die rund 25 Schaffensjahre umfasst.
Den Kern der Ausstellung bilden 18 Gemälde aus einem Werkkonvolut, das sich im Besitz von Jonathan Meese befindet und bewusst von ihm zurückgehalten wurde. Einige der Bilder wurden bislang noch nie öffentlich gezeigt. Ergänzt wird diese Auswahl um ausgesuchte Arbeiten aus deutschen Privatsammlungen.
Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung 25 Raummodelle und Kleinplastiken sowie rund 75 Zeichnungen, Fotocollagen und Künstlerbücher. Die aus Mitte der 1990er-Jahre stammenden Raummodelle wertet Meese erstmals als eigenständige Objekte seines Schaffens. Zwischen 1993 und 2000 sind die ausgewählten Zeichnungen entstanden, die zum größten Teil bislang ebenfalls der Öffentlichkeit unbekannt waren. Im Archiv des Künstlers wurde des Weiteren ein Mitschnitt einer der ersten Performances aufgetan.
Mit dem zeitlichen Abstand werden Themen deutlich, die sich für das Gesamtwerk als zentral erweisen und gerade in den frühen Arbeiten eine erste vielschichtige Ausformulierung finden: Gesten und Insignien von Macht, Krieger und Kriegerinnen, die Schurken der Märchen, die Schrecken im Kinderzimmer, die Ambivalenz des Bösen. Als Gegenentwurf erscheint das unverbildete, klarsichtige Tierbaby, das ein Augenmerk auf das unerwartet Zarte im bildnerischen Kosmos von Meese legt.
Eine Arbeit in situ, ein von Jonathan Meese speziell für München entworfenes Teppichdiagramm, steckt die Koordinaten ab und bildet die Topografie der Ausstellung: „Die Irrfahrten des Meese“ als Gesamtkunstwerk. In der griechischen Sage besteht der Held Odysseus auf seinen Irrfahrten gefährliche Abenteuer und löst geheimnisvolle Aufgaben – um am Ende als ein Anderer heimzukehren. Wie ein Odysseus der Gegenwart begibt sich Jonathan Meese in der Ausstellung auf eine imaginierte Reise mit zahlreichen Stationen. Hier finden Begegnungen mit unterschiedlichsten ambivalenten Protagonisten und Situationen statt, denen der Künstler in seiner archaischsten Rolle als symbolischer Erlöser und Befreier beherzt, jedoch nicht immer siegreich entgegentritt.
Die Kunst von Jonathan Meese erweist sich in diesem Ausstellungskontext als ebenso zeitlos wie aktuell. Sein Anliegen wird dem anderer Künstler vergleichbar – von z. B. Beckmann, Bacon, Balthus, Baselitz, Picasso, Rauch, Warhol oder Van Gogh –, wenn er sich mit einer selbst gewählten Aufgabe dem Beunruhigenden stellt und Herausforderungen aussetzt, um sie – so gut es geht – zu meistern. Das kann nicht immer gelingen. Doch auch das Nicht-Gelingen führt auf neue Wege, die Irrfahrt wird zum bereichernden Ziel.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die sich den unterschiedlichen Ausformungen der Narration widmet und u.a. Strukturen von Mythen und Archetypen in Meeses Schaffen freilegt.
In einer Reihe von Begleitveranstaltungen zur Ausstellung werden u. a. Performances von Jonathan Meese in Filmmitschnitten gezeigt und diskutiert.
Kuratoren: Bernhart Schwenk und Swantje Grundler
Die Ausstellung wird gefördert durch
PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.