In Thüringen haben sich über 400 Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen in einem Offenen Brief in Sachen Einrichtungsbezogene Impfpflicht an Ministerpräsident Bodo Ramelow und Gesundheitsministerin Heike Werner gewandt. Zusätzlich wurde am 25. Juli eine Petition mit mehr als 4000 Unterschriften von Birger Gröning, (Bürger für Thüringen), dem Landtag übergeben.
Statt wie versprochen, den Offenen Brief abzudrucken, starteten das Freie Wort und Gesundheitsministerin Werner eine Kampagne gegen die Unterzeichner.
Interview mit Frau Dr. Ute Bergner, Landtagsabgeordnete (Bürger für Thüringen), Mitautorin des Offenen Briefes
VL: Wie bewerten Sie die Kampagne des Freien Wortes und von Gesundheitsministerin Werner?
UB: Ich war entsetzt über diese Kampagne. Vor allem deshalb, weil ich bis dahin Frau Werner für eine seriöse Politikerin gehalten habe, mit der man sachlich um gute Lösungen ringen kann. Das ist für mich eine menschliche Enttäuschung.
VL: Sind die von Ministerin Werner versprochenen Studien inzwischen angekommen? Wenn nein, werden Sie eine parlamentarische Anfrage stellen?
UB: Ich habe bis jetzt weder die am 6. April versprochenen Studien, noch Antwort auf die Fragen des 5-seitigen Briefes bekommen. Das letzte Mal hatte ich Frau Werner am 13. Juli am Rande eines parlamentarischen Abends angesprochen. Sie reagierte überrascht, dass es noch keine Antwort gab und wollte sich unmittelbar kümmern. Weil seitdem nichts passiert ist, habe ich am 25. Juli eine Kleine Anfrage im Landtag abgegeben.
VL: Schon am Tag nach der Kampagne rückte Ministerin Werner im Freien Wort vorsichtig von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab. Wird sie von der Realität eingeholt?
UB: Die Wahrheit wird alle einholen, davon bin ich überzeugt. Ein schwerer Impfschaden auf 5000 Impfungen ist keine Bagatelle. Je unehrlicher Menschen / Politiker damit umgehen, desto schwieriger wird es, gesichtswahrend aus der Situation herauszukommen. Die Ausrede „Wir haben es nicht gewusst“, zählt nicht. Es gab und gibt genügend Stimmen, die gewarnt haben. Auch ich habe im Parlament immer wieder auf unwissenschaftliche Arbeitsweise und methodische Fehler hingewiesen.
VL: Was raten Sie Menschen, die einen Bußgeldbescheid bekommen?
UB: Ich rate allen, Widerspruch einzulegen. Im Widerspruch sollten alles formuliert werden, was aus Sicht des Betroffenen nicht verantwortbar ist. Aber die Bereitschaft erkennen lassen, bei überzeugender Beantwortung der Fragen, sich impfen zu lassen.
VL: Sollte es in Thüringen eine Evaluierungskommission zur Bewertung der Corona-Maßnahmen geben?
UB: Eine Evaluierung der Corona-Maßnahmen ist auch in Thüringen dringend erforderlich. Die Evaluierungskommission sollte so zusammengesetzt sein, dass jede Fraktion / Gruppe 2 Mitglieder
(Fachleute) vorschlagen kann.
VL: Was ist aus ihrer Sicht die größte Fehlentscheidung der Thüringer Corona-Politik?
UB: Die größte Fehlentscheidung war der bedingungslose Gehorsam gegenüber dem Bund und der statistische Blindflug bei den Entscheidungen. Das politische Ziel hat Statistiken geformt. Es gab keine Datenbasis, die zur Überprüfung der Wirksamkeit von Entscheidungen ermittelt wurde. Das Fachwissen ist unter den Beratern vorhanden. Sie haben sich nicht getraut, den Politikern zu widersprechen, offenbar aus Angst, ihre Karriere zu gefährden.
VL: Frau Dr. Bergner, ich danke für dieses Gespräch.
Quelle: Vera Lengsfeld