Seit der Eröffnung im Herbst 1997 ist die Fondation Beyeler im kleinen Basler Vorort Riehen eine beständige Attraktion, die wie kaum ein Museum für Kunst einen stets steigenden Besucherstrom zu verzeichnen hat. Allein im Milleniumsjahr kamen 250 000 Kunstinteressierte in das von Renzo Piano in enger Auseinandersetzung mit der Sammlung, dem Stifter und dem Ort geschaffenen Gebäude für die Präsentation moderner Kunst.Der 127 Meter lange Bau lagert wie ein Schiff an der verkehrsreichen Strasse und wird von einer mit Porphyr verkleideten Mauer gegen den Alltagslärm geschützt. Eine Oase, die sich nicht selbst zum Kunstwerk aufspielt, sondern optimale Ausstellungsbedingungen für die Sammlung der Familie Beyeler bietet und zugleich in eindrucksvoller Weise die Beziehung der Werke zur Außenwelt definiert. Respektvoll paßt sich der schlichte und moderne Bau des Architekten den Parkanlagen außen und denBildernund Skulpturen im Museum gleichermaßen an. Stets wird die Betrachterperspektive auf das Bild und in die Natur gelenkt und für den Besucher bleiben Zeit und Raum für uneingeschränkten Kunstgenuss. Resultat ist eine Stimmung des Besonderen und Unwiederholbaren, quasi eine Sensationsfülle, die dem Besucher sofort bewußt wird, denn Beyeler stellt die Wirkung des Optischen über das Kunstgeschichtliche und bringt somit Raumgestaltung, Betrachterperspektive und Werk in einen sinnlichen, spürbaren Einklang.
Bei der Auswahl der Bilder und Skulpturen spielte die spontane Gewissheit hoher Qualität die übergeordnete Rolle, die seitdem die verwöhnte Kunstöffentlichkeit in Atem hält. Dabei wird auch als Gewinn der Verweis auf „Fehlstellen“ in der Sammlung gedeutet, daß heißt, daß bewußt eine Vielzahl künstlerischer und stilistischer Ausprägungen ausgelassen werden. Die Sammlung umfaßt heute 200 Werke und besitzt einen unverkennbaren französischen Akzent. Erst spät waren zum Beispiel Bilder amerikanischer Künstler wie Mark Rothko, Roy Lichtenstein und Andy Warhol dazugekommen als Zeichen des malerischen Aufbruchs der 80er Jahre. Die Ursprünge der Fondation Beyeler liegen in der Übernahme eines kleinen Antiquariats 1945, das von Beyeler nach und nach zu einem Ausstellungsraum für Bilder umfunktioniert wurde. So entstand die „Galerie du Château d’ Art in Basel und nicht wie ursprünglich von Beyeler erwogen in Zürich. 1951 richtet er nach einer gelungenen Etablierung durch mehrere Ausstellungen in der Kunstszene seine erste Gemäldeausstellung ein mit Bildern von Bonnard, Gaugin, Matisse und Picasso ein und es gelingen erste geschäftliche Beziehungen mit dem Kunstmuseum in Basel. Als günstig für den Kunsthandel erwies sich die Tatsache, daß die Bilder im Gegensatz zu heute, noch für Ärzte, Direktoren und Rechtsanwälte, erschwinglich waren und ein Handel somit für die zu diesem Zeitpunkt eher bodenständige Galerie überhaupt möglich war. Stets behielt Beyeler Werke, die bei ihm ganz besondere Zuneigung gefunden hatten und so blieb er neben dem Handel auch Sammler. Einen Großteil der Sammlung erstand er in den 60er Jahren durch seine außerordentliche Bildbegabung von einem Pittburger Industriellen. Hierunter waren Werke von Léger, Miró, Picasso und Mondrian. Diese Beziehung erwies sich auch als Grundstein für die weltweite Reputation Beyelers. Eine Vielzahl seiner Picassobilder erwarb er 1957 vom Künstler selbst und einige der Werke, wie zum Beispiel die „Improvisation 102“ von Kandinsky repräsentieren ihre ingeniöse Stellung innerhalb favorisierter Werke und haben somit in ihrer Singularität einzustehen für die gesamte kunstgeschichtliche Leistung des Malers. So kommt es, daß Monet das impressionistische Kapitel ganz für sich alleine bestreiten muß. Mit den Jahren kam eine stattliche Anzahl von Bildern zusammen, die erstmals 1989 in Madrid in ihrer gesamten Übersichtlichkeit präsentiert wurde und somit musealen Charakter demonstrierte. Zuvor, 1982, war die Sammlung schon in eine Stiftung überführt worden und heute demonstriert die Fondation Beyeler eine ganz persönliche Sicht auf die klassische Moderne.
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