Die Feinde der Aufklärung und die Profiteure der Menschenrechte

Foto: Stefan Groß

Postmodernes Banausentum

Wenn wir uns fragen, woran unsere Gesellschaft im Innersten krankt, was es ist, das unseren Untergang herbeizuführen droht , dann könnte man vieles aufzählen, doch im Kern scheint mir das Folgende zu stecken: Unsere Zeit ist geprägt von Individuen, die weder die Grundgedanken der Aufklärung noch die der Menschenrechte verstanden, geschweige denn internalisiert haben. Man könnte von einem postmodernen Banausentum sprechen, welches längst auch die Hochschulen, viele Wissenschaftler und natürlich nahezu alle Politiker ergriffen hat. In der Ökonomie war dieses Banausentum ohnehin immer dominant.

Die Menschenrechte sind nicht nur Rechte, sondern zugleich eine Verpflichtung

So ist beispielsweise völlig unverstanden, dass die Menschenrechte nicht nur das Recht bedeuten, sich auf diese berufen und sie für sich selbst in Anspruch nehmen zu können, sondern dass damit auch Pflichten verbunden sind. So zum Beispiel die Pflicht, diese Rechte bei dem anderen zu achten, denn meine Freiheit endet immer da, wo die des anderen beginnt.

Ferner die Pflicht, die nächste Generation zu just solchen aufgeklärten, menschenrechtsorientierten Wesen zu erziehen. Sie also nicht wie Tiere abzurichten und zu dressieren, sondern ihnen durch Erziehung ermöglichen, emanzipierte Wesen zu werden, die sich nicht von anderen blind lenken lassen, sondern zu solchen, die in freier Selbstbestimmung über ihr Leben und auch über das der Gesellschaft, in der sie leben, frei bestimmen, sich hierbei aber nicht vollkommen egoistisch verhalten, sondern über ihre Vernunftfähigkeit lernen, sich dem Allgemeinwohl zumindest partiell unterzuordnen.

Die Würde des Menschen

Genau dies macht erst die Würde des Menschen aus, der zentrale Begriff unserer Verfassung und der Menschenrechtserklärung von 1948, der wahrscheinlich von weit über 99 Prozent der Staatsbürger nicht annähernd verstanden ist. Würde bedeutet, die Fähigkeit, über sich selbst bestimmen zu können, dergestalt dass die eigenen Wünsche und Interessen von einem selbst einer kritischen Prüfung unterzogen werden.

Würde setzt also Kritikfähigkeit sich selbst gegenüber voraus. Genau das kann das Tier nicht und genau das unterscheidet den Menschen fundamental und kategorial von allen anderen bekannten Lebewesen und macht seine Würde aus: die Fähigkeit, sich selbst zu beurteilen und das heißt immer auch: sich selbst zu verurteilen und zu sich selbst zu sagen: „So, wie du gerade bist, ist es nicht gut. Du muss dich ändern.“

Das göttliche Moment in uns

Um dies sagen zu können, braucht es Urteilsvermögen und braucht es Phantasie, einen Entwurf von sich zu ersinnen, wie man sein möchte. Dazu ist kein anderes Wesen fähig. Nicht einmal die Götter, von denen uns die Mythen und Religionen erzählen, sind hierzu fähig, sich selbst zu kritisieren und einen Entwurf von sich zu machen, wie sie sein möchten. Gleichwohl könnte man dies das göttliche Moment in uns nennen, weil wir durch diese Gabe imstande sind, Schöpfer unserer selbst zu werden. Doch dazu müssen wir zuerst befähigt werden durch Erziehung.

Erziehung zur Autonomie

All dies ist von nahezu allen entscheidenden Akteuren völlig unverstanden. Insbesondere scheint ihnen völlig unklar zu sein, dass Menschen zur Freiheit und zur Autonomie erst befähigt werden müssen und dass dies ein sehr langwieriger und schwerer Weg ist, dessen Ergebnis zudem immer kontingent bleibt.

Selbst wenn man alle möglichen Anstrengungen unternimmt und alles richtig macht, stellt dies keine Garantie dar, dass es bei jedem einzelnen gelingt, ihn zu einem autonomen, verantwortungsbewussten, zivilisierten und für die Gesellschaft wertvollen Wesen zu erziehen, welches a) zur Freiheit und Eigenverantwortung fähig ist, welches b) die Menschenrechte anderer achtet und c) neben der Selbstverwirklichung auch das Gemeinwohl nicht aus den Augen verliert und versucht, beides so gut als möglich in Einklang zu bringen und d) die nächste Generation wiederum entsprechend erzieht, mit dem Ziel, dass jede Generation diesem hohen, nie ganz zu erreichenden Ideal immer ein bisschen näher kommt.

Warum Massenimmigration von Kulturfremden tödlich sein kann

Geschöpfe aber aus anderen Kulturkreisen massenweise immigrieren zu lassen, die in aufklärungs- und menschenrechtsfernen oder gar aufklärungs- und menschenrechtsfeindlichen Kulturen erzogen und sozialisiert wurden, die also auf ein Leben als autonomes Wesen in keiner Weise vorbereitet worden sind, ist daher in höchstem Maße selbstzerstörerisch, weil hierdurch die Grundlagen der Aufklärung und des Menschenrechtsdenkens in der Gesellschaft vollkommen abgegraben werden. Dies zeigt sich dann beispielsweise in den Kriminalitätsraten, aber nicht nur da. Das Ganze geht viel tiefer.

Es zeigt sich auch darin, dass es unter den über 80 Millionen Einwohnern Deutschlands immer weniger Personen gibt, die bereit sind für die Werte der Aufklärung und für die Bewahrung der Menschenrechte in Deutschland zu kämpfen. Was man niemals richtig internalisiert, was man niemals richtig verinnerlicht hat, das kann man auch nicht lieben, das kann man auch nicht wertschätzen. Und was man nicht liebt und nicht wertschätzt, das ist man auch nicht bereit zu verteidigen und dafür zu kämpfen.

Verkümmerte Seelen

Offensichtlich haben die hegemonialen Herrschaftskreise es in den letzten Jahrzehnten geschafft, Geschöpfe heranzuzüchten, denen außer an persönlichem Konsum, außer an persönlicher Bedürfnisbefriedigung und seine persönliche Ruhe, seinen persönlichen Frieden zu haben, an nichts wirklich viel liegt. Geschöpfe, die das eigene System sowohl historisch als auch staatstheoretisch, ökonomisch und ethisch nicht wirklich verstehen und denen auch nichts daran liegt, es zu begreifen. Geschöpfe, deren Seelen regelrecht verkümmert sind, vor allem ihr thymotischer Seelenteil (Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Mut, Stolz, Wehrhaftigkeit, Ehrgeiz, Anspruch), aber immer mehr auch ihr Logos (Vernunftfähigkeit).

Übrig bleibt mehr und mehr nur der Konsument (erotische Fixierung auf Bedürfnisbefriedigung) und die Arbeitsameise, welche unfähig ist, ein selbstbewusster, souveräner Staatsbürger zu sein, der die Geschicke der Gesellschaft versucht, so gut er kann mitzulenken und Verantwortung mit zu übernehmen.

Und genau diese Entwicklung dürfte auch gewollt sein. Von wem gewollt? Von denen, die diese Geschöpfe beherrschen und lenken. Und von denen, die in ihnen eine fette, wehrlose, weil widerstandsunfähige (verkümmerter thymotischer Seelenteil) Beute sehen, die leicht zu erlegen oder zu unterwerfen und zu beherrschen ist.

Quelle: Jürgen Fritz

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