Würde heute gewählt, kämen Union und Grüne auf über 50 Prozent. Dabei können CDU/CSU diese Woche am meisten zulegen. Die SPD bleibt unter 19 Prozent, die FDP fällt erstmals seit Anfang 2021 unter 7 Prozent und verliert die letzten elf Monate vier von zehn Anhängern. Die AfD kann sich über 12 Prozent halten, Die Linke fällt auf 4,5 Prozent. Von Jürgen Fritz.
Union und Grüne hätten momentan mehr Stimmen als alle anderen Parteien zusammen
Am meisten zulegen konnten die letzte Woche CDU/CSU, die auf gut 27 Prozent steigen. Das sind 0,5 Punkte mehr als vor einer Woche und fast drei Punkte mehr als bei der Bundestagswahl im September 2021. Die Grünen bleiben weiterhin auf Platz zwei vor der SPD, die mehr als vier Punkte dahinter liegt und nun über acht Punkte hinter der Union liegt. Seit der Bundestagswahl haben die „Sozialdemokraten“ rund sieben Punkte (ca. 3,3 Millionen Wähler/Anhänger) verloren. Union und Grüne sind nun zusammen über 50 Prozent, erhielten also mehr Stimmen als alle andere Parteien zusammen, inklusive der Kleinparteien (Sonstige), die es gar nicht in den Bundestag schaffen, deren Stimmen dort also gar nicht im Parlament abgebildet werden.
Die FDP verliert in den elf Monaten seit der Bundestagswahl 40 Prozent ihrer Wähler/Anhänger
Die AfD kann sich über 12 Prozent halten und ist damit fast zwei Punkte stärker als bei der Bundestagswahl. Ganz massive Verluste verzeichnet dagegen die FDP, die seit der Bundestagswahl von 11,5 auf jetzt 6,9 Prozent fällt. Das ist der niedrigste Wert seit eineinhalb Jahren. Vier von zehn Anhängern haben die Freien Demokraten inzwischen verloren.
Die Linke bleibt weiter deutlich unter 5 Prozent, fällt nun sogar wieder auf ca. 4,5 Prozent zurück. Alle anderen Kleinparteien (Sonstige) zusammen kämen, wenn heute Bundestagswahl wären, auf gut siebeneinhalb Prozent.
So würde Deutschland heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen neun Umfragen von acht verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.700 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte (in Klammer die Veränderung zur Vorwoche):
- CDU/CSU: 25 – 28 % ==> 27,0 % (+0,5)
- GRÜNE: 21 – 26 % ==> 23,1 % (+0,1)
- SPD: 18 – 20 % ==> 18,8 % (+0,3)
- AfD: 10,6 – 14 % ==> 12,1 % (–0,1)
- FDP: 6 – 8 % ==> 6,9 % (–0,5)
- LINKE: 3 – 6 % ==> 4,5 % (–0,2)
- Sonstige: 6 – 10 % ==> 7,6 % (–0,1)
Erläuterung
Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).
Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix ausgewertet
Die zehn Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):
- Ipsos, mittlerer Tag der Befragung: 06./07.08.2022, internetbasierte Befragung von 1.000 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 07./08.08.2022, internetbasierte Befragung von 1.595 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 10.08.2022, telefonische Befragung von 1.389 zufällig ausgewählten Personen,
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 12.08.2022, telefonische Befragung von 2.500 zufällig ausgewählten Personen,
- Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 13.08.2022, telefonische Befragung von 1.429 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 13./14.08.2022, internetbasierte Befragung von 2.146 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 16./17.08.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.273 Personen
- Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 17.08.2022, Befragung von 1.433 Personen via Online Panel,
- INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 17.08.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.427 Personen,
- Civey (SPIEGEL) vom 21.08.2022, 10 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 17./18.08.2022, Stichprobengröße: 10.050, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 24.242 Befragten.
Quelle: Jürgen Fritz