I.
First things first, das wichtigste (a.R.) vom Tage zuerst: Fällig ist ein Kommentar zum perfekt mörderischen Dilettantismus der saudischen „Reformer“, die den „liberalen“ Moslembruder und Washington-Post-Kommentator Jamal Khashoggi in Istanbul mit Axt und Knochensäge bei einem zufällig ausgebrochenen Handgemenge umbrachten und die Reste im Koffer beseitigten. Unter Demokraten sind derartige Usancen unüblich, sie verletzten die Menschenrechte. Während Kanzlerin Merkel Bedenken hinsichtlich der deutschen Waffenexporte ins orientalische Wunderland äußert, sieht der Siemens-Chef Joe Kaeser (urspr. Josef Käser), sonst sehr um die Menschenrechte und den Ruf Deutschlands besorgt, in derlei kulturspezifischem, d.h. undemokratischen Umgang mit politischen Gegnern keinen Hinderungsgrund für die Fortführung der exzellenten Wirtschaftsbeziehungen seines Konzerns zu den Saudis.
II.
In den social media, wo es oft genug so zugeht, wie es der Volksmund (noch unzensierter Begriff der deutschen Hochsprache) den sog. „Asis“ zuschreibt, herrscht große Aufregung: Da geht es um die Rolex-Uhr der dank migrationspolitischer Qualifikation übers SPD-Ticket ins Amt einer Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales (kein Fake! keine Satire!) gelangten Sawsan Chebli. Die Diplom-Politologin ist in ihren Kreisen sowie in den auf hate messages in den „sozialen Medien“ spezialisierten „Haters“ (O-Ton Chebli) wegen ihres Umgangs mit Logik und Sprache hochgeschätzt. In einem Porträt der „Zeit“ liest man über sie folgendes: „Ja, sie lebt in zwei Welten. Und diese Welten driften immer weiter auseinander. An jedem Übergang von der einen in die andere lauert der Verratsvorwurf. Kein Wunder, dass sie und ihr Mann Nizar Maarouf, Geschäftsführer bei den Vivantes-Kliniken, sich, so oft es geht, in New York aufhalten. Sobald sie am Flughafen ankommen, fühlen sie eine Last von sich abfallen. Dort wird Chebli nicht angestarrt, zum „Alien“ gemacht, wie sie das mal genannt hat. Dort sagt man einfach „Darling“ zu ihr. Wie zu allen anderen auch.“ (https://www.zeit.de/2017/05/sawsan-chebli-berlin-senat-islamismus/seite-3)
Dank der Aufregung um das Statussymbol der Staatssekretärin, die es aus der Moabiter Bedrängnis ihrer Großfamilie dank deutscher Sozialstaatlichkeit sowie Fürsorglichkeit ihres Vaters – laut Chebli ist dieser als Analphabet „besser integriert“ als biodeutsche AfD-Leute – in den Vorhof der Macht geschafft hat, ist Cheblis Familiensituation einem breiteren Publikum bekannt geworden. Ihr Ehegatte ist „in leitender Funktion für die Berliner „Vivantes International Medicine tätig“ (Wikipedia). Die Privatisierung der einst staatlichen Kliniken sorgt bis heute für allerlei Unmut beim überlasteten Personal. Es ist andererseits nicht bekannt, dass die in Berlin mitregierende „Linke“ das Thema sonderlich bewegt. Dagegen dürfte die Rolex-Uhr vielleicht noch im nächsten Wahlkampf (2021) für die AfD verwertbar sein.
III.
Des weiteren herrscht Aufregung über einen großkoalitionären Appell von sechs mehrheitlich pensionierten Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, Wissenschaft, Ideologie und Politik. Bert Rürup (SPD), Jürgen Habermas (SPD), Brigitte Zypries (SPD), Friedrich Merz (CDU), Roland Koch (SPD), Hans Eichel (SPD) proklamieren im „Handelsblatt“: „Wir sind in tiefer Sorge um die Einigung Europas und die Zukunft Deutschlands“. Über die Ursachen ihrer Sorge geben die sechs Personen keine Auskunft. Es ist anzunehmen, dass ihnen das Schreckgespenst AfD, allgemein der Populismus, der nationale Starrsinn der Polen und Ungarn, die Neuverschuldung der Italiener, nicht aber die unsoliden – kontinuierlich entschuldeten – Staatsfinanzen der Regierung Tsipras Sorge bereiten. Es sei vermerkt, dass Bert Rürup dereinst (1992) zu den Kritikern der Euro-Einheitswährung gehörte, die wesentlich zur ökonomischen Instabilität der „Südstaaten“ beigetragen hat.
Als einzigen Ausweg aus der sorgenreichen Gegenwart „fordern“ die sechs Besorgten eine vertiefte Integration Europas, die Auflösung der nationalen Armeen zugunsten einer europäischen Einheitstruppe und – wichtiger noch – eine gemeinsame Haushalts- und Arbeitsmarktpolitik sowie eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung. Es ist ziemlich genau das Programm des in den französischen sondages derzeit abstürzenden Präsidenten Emanuel Macron („En marche“). Die deutschen Steuerzahler sollten sich auf „die Zukunft Deutschlands“ schon mal einstellen. Immerhin darf sich dabei wiederum die AfD über ein Prozent mehr bei den nächsten Bundestagswahlen freuen.
IV.
Ob sich Merkel am kommenden Sonntag nach den ersten Hochrechnungen nach der Landtagswahl in Hessen noch freut, hängt von den Launen des Souveräns ab. Die Auguren sagen den Absturz der CDU unter Merkels Mitstreiter Volker Bouffier voraus. Merkel hat in letzter Minute die Diesel-Schadstoffgrenze um ein paar Promille/Prozente erhöht. Reicht´s dann trotzdem noch für Rot-Rot-Grün oder gar für Grün-Rot-Rot? Und was taugen die letzten Umfragen – vor allem im Hinblick auf die „Populisten“ von rechts, nicht links – nunmehr, da man vorsichtshalber in dieser Woche keine Umfragen mehr starten – oder zulassen – will? – Auf Tichys Einblick kann man Wetten abschließen. Dem Gewinner winkt eine Flasche Schampus.
Quelle: Herbert Ammon