Mit Beginn des Ausbildungsjahres 2024 steht der deutsche Mittelstand vor einer doppelten Herausforderung: Zahlreiche Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, zudem lag die sogenannte Vertragslösungsquote im vergangenen Jahr auf einem neuen Höchststand. Die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist erheblich gefährdet, wenn dieser Trend nicht umgekehrt wird. Der DMB plädiert für eine umfassende Reform der Berufsorientierung.
Mit dem 1. August beginnt für viele junge Menschen eine neue Lebensphase: Sie starten in eine duale Ausbildung. Top-Ausbilder ist in Deutschland der Mittelstand: Knapp 90 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs lernen ihren Beruf in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Laut dem aktuellen Berufsbildungsbericht blieben im Jahr 2023 insgesamt 73.400 Plätze für Auszubildende unbesetzt. Auch 2024 klagen Unternehmen über unbesetzte Ausbildungsstellen. „Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, um junge Menschen ins Berufsleben zu integrieren, riskieren wir den Verlust unserer wirtschaftlichen Stärke“, warnt Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB). Besorgniserregend ist die Situation, dass bereits im Jahr 2022 rund 2,9 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren, das entspricht 19 Prozent dieser Altersgruppe, weder einen Berufs- noch einen Hochschulabschluss besitzen und damit formal nicht für den Arbeitsmarkt qualifiziert sind.
Die Berufsorientierung muss dringend reformiert werden
Der DMB sieht eine grundlegende Reform der schulischen Berufsorientierung als zentralen Schritt gegen Fachkräftemangel. „Die duale Ausbildung muss frühzeitig und mehr denn je als gleichwertige Alternative zum Studium vermittelt werden“, betont Tenbieg. Dazu gehören zielgruppengerechte Beratungsangebote, Berufsworkshops und regelmäßige Praktika über alle Schulformen hinweg, um Jugendlichen die vielfältigen Berufseinstiegsmöglichkeiten im Mittelstand aufzuzeigen. Den jungen Menschen fehlt es häufig an einer rudimentären Berufsvorstellung. Der DMB plädiert dafür, die Berufsorientierung bereits in der Grundschule zu beginnen und über die gesamte Schulzeit hinweg fortzusetzen.
Ausbildungsabbrüche weiterhin keine Seltenheit
Neben der Herausforderung unbesetzter Ausbildungsplätze verschärft die hohe Anzahl an Ausbildungsabbrüchen den Fachkräftemangel. Im Jahr 2022 lag die Vertragslösungsquote bei 29,5 Prozent. Fast jede dritte Ausbildung endet damit vorzeitig ohne Abschluss. „Um die hohe Abbruchrate zu reduzieren, benötigen wir dringend mehr präventive Maßnahmen und eine bessere Unterstützung der Auszubildenden“, so Tenbieg. Der DMB fordert mehr gezielte Programme, die die Auszubildenden während ihrer gesamten Lehrzeit begleiten und die Ausbildungsqualität sichern. Zudem appelliert der DMB an die KMU, ihre Ausbildungsangebote regional sichtbarer zu machen und zeitgemäße Rekrutierungswege zu nutzen. „Jedes Unternehmen muss seine Stärken deutlicher herausstellen, um junge Talente anzuziehen – häufig scheitert es bereits am unzureichenden Personalmarketing,“ erklärt Tenbieg.
Über den DMB
Der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) e.V. ist der Bundesverband für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. Der DMB wurde 1982 gegründet und sitzt in Düsseldorf. Unter dem Leitspruch „Wir machen uns für kleine und mittelständische Unternehmen stark!“ vertritt der DMB die Interessen seiner rund 27.000 Mitgliedsunternehmen mit über 650.000 Beschäftigten. Damit gehört der DMB mit seinem exzellenten Netzwerk in Wirtschaft und Politik zu den größten unabhängigen Interessen- und Wirtschaftsverbänden in Deutschland. Der Verband ist politisches Sprachrohr und Dienstleister zugleich, unabhängig und leistungsstark. Spezielle Themenkompetenz zeichnet den DMB in den Bereichen Digitalisierung, Nachfolge, Finanzen, Internationalisierung, Energiewende und Arbeit & Bildung aus. Als dienstleistungsstarker Verband bietet der DMB seinen Mitgliedsunternehmen zudem eine Vielzahl an Mehrwertleistungen. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstandsbund.de.
Quelle: PM