Robin Rehm/Christoph Wagner (Hrsg.): Designpatente der Moderne 1840-1970, Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2019, ISBN: 978-3-7861-2722-2, 69 EURO (D)
Dieser Sammelband widmet sich erstmals den Patentschriften, einer bislang wenig beachteten Quelle zur Kunst-, Design- und Wissenschaftsgeschichte. Fünfzig ausgewählte Patentschriften zu Materialien, Möbeln, Leuchten, Geschirr, Textilien, Tapeten oder Medientechnologien aus dem Zeitraum von 1840 bis 1970 werden hier vorgestellt. Die Publikation begreift sich als Arbeitsbuch, das in der gebündelten Erschließung eines bislang vernachlässigten Forschungsfeldes Impulse geben und die Diskussion über das Verhältnis der Gegenstände zur Technik fördern möchte.
Das Buch besteht aus drei Teilbereichen. Im ersten Teil führen Essays in das im Patent greifbar werdenden Verhältnisses des Designs zur Technik ein und diskutieren dies an Beispielen. Dies wird mit Hintergrundinformationen zur Ideengeschichte, Ästhetik, Geschichte des Designs, zum gewerblichen Rechtsschutz und zur Material-, Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft in einen Zusammenhang gesetzt. Hinsichtlich der rechtsgeschichtlichen Rahmenbedingungen von Designpatenten wird gezeigt, unter welchen ökonomischen und juristischen Kriterien der vormalige Erfindungsschutz des Privilegiums durch das Patentgesetz von 1877 homogenisiert wurde und wie die Schutzmöglichkeiten sich in der Moderne veränderten.
Im zweiten Teil werden die oben angesprochenen 50 Patente aus den Gebieten Material und Technik, Holzmöbel, Metallmöbel, Stahlrohrmöbel, Leuchten, Haushaltsgegenstände, Medien, Spiel, ästhetischer Pädagogik, Textilien, Wand- und Bildgestaltung in einzelnen Kapitel von verschiedenen Autoren kommentiert. Angefangen von Michael Thornets Brevet von 1841 über das Biegen von Schichtholz bis hin zu zwei Patenten von Mies van der Rohe und Lilly Reich über Farbfototapetenwände erstreckt sich die Darstellung. Von Marcel Breuer sind gleich mehrere Patente dabei. Bekannte Patente wie Edisons „Electric Lamp“-Patent von 1880, Wilhelm Wagenfelds Patent der Bauhausleuchte oder Mies van der Rohes Barcelona-Flachstahlmöbelpatent sind enthalten, ebenso weitgehend unbekannte wie die Wurfpuppen von Alena Siedhoff-Buscher oder Paul Balins Kaltprägeverfahren für Tapeten.
Der dritte Teil beinhaltet Transkriptionen aller Texte der in diesem Band kommentierten Patentschriften, durch deren Lektüre die thematischen Beziehungen zwischen den Patentschriften weiter verfolgt werden können. Im Anhang findet man noch einen Abbildungsnachweis.
Eine andere Art der Designgeschichte wird hier erzählt. Die verschiedenen Autoren beschreiben nicht nur die technischen Dinge ausführlich, sondern stellen sie in einen Gesamtzusammenhang mit der Wirkungsgeschichte und Auseinandersetzungen im Zuge der Patentanmeldungen wie beim Bauhaus. Pläne, Entwürfe und zeitgenössische Abbildungen ergänzen den informativen Text.