Der Mythos von Agartha

Eine uralte tibetische Prophezeiung vom unterirdischen Reich unter dem westlichen Hochland von Tibet

Bild von Karin Henseler auf Pixabay

Untergang, Aufgang, Tag und Nacht in Ewigkeit,

tief sinkt der heutige Tag ins Meer der Zeit;

Alles, was war, verschwand in geheimnisvoller Sphäre,

kein Ort im Weltenall, wo nichts gewesen wäre.

Das Vergangene erscheint im Heute nur verweht.

alles kommt wieder, alles in Wiederkehr besteht.

– Aus dem Zweiten Gesang der Botschaft vom Untergang des Reiches Mu

Eine uralte tibetische Prophezeiung überliefert uns die Kunde vom unterirdischen Reich Agartha. Dieses Reich soll sich in den Regionen unter dem westlichen Hochland von Tibet befinden. Einheimische versichern, daß einige Meilen nordöstlich des Karakorumpasses ein Zugang zu diesen geheimnisvollen Labyrinthen existiert. „Viele schon sahen das steinerne Tor, doch keinem ward aufgetan, da die Zeit noch nicht reif ist,“ so lautet die Antwort der Einheimischen auf meine Frage, ob es einem Menschen möglich sei, Agartha zu betreten.

Im Gegensatz zu dieser Aussage behaupten viele buddhistische Mönche, dieses unterirdische Reich gesehen zu haben. Sie beschreiben unterirdische Anlagen und Tunnelsysteme von gigantischen Ausmaßen, „erfüllt von einem milden Licht“. Auch unter dem Königspalast von Lhasa soll sich ein geheimer Eingang zum Reich Agartha befinden. In den Schatzkammern des Potala-Palastes sind angeblich auch Gegenstände eingelagert, „welche nicht von dieser Erde stammen.“ Stark ausgeprägte religiöse Dogmen unter der einheimischen Bevölkerung sowie die allgemeine politische Lage im Tibet der Gegenwart verhinderten jedoch bisher eine exakte wissenschaftliche Überprüfung der vorstehend genannten Angaben.

In der zu Anfang erwähnten Prophezeiung wird weiterhin berichtet, daß die Bewohner Agarthas über riesige Schätze und unermeßliches Wissen verfügen sowie mühelos mittels geheimnisvoller Kräfte die Materie beherrschen sollen. Einst werden sich die Tore dieser unterirdischen Welt öffnen – so heißt es weiter – das Volk von Agartha wird unter Führung des „Weltenkönigs“ an die Erdoberfläche steigen und ein Reich des Friedens errichten.

Bevor es jedoch soweit ist, werden zahlreiche Plagen die Menschheit heimsuchen:

„… Lüge, Falschheit, Hochmut und Bosheit werden die Welt regieren….. mächtige Tyrannen unterdrücken die Völker und saugen sie aus…., Liebe, Freundschaft, Ehre und Treue werden nichts mehr gelten unter den Menschen…. Sittenverfall, Unzucht, Einfalt und eitler Stolz nehmen die Stelle der alten Ideale ein,….. ohne Ordnung wird die Welt sein und in Finsternis,…. zwei dieser Kriege werden die Menschheit an den Abgrund des Untergangs führen,…… für ein halbes Jahrhundert werden nur noch drei mächtige Nationen diese Welt beherrschen, bis auch sie zerfallen werden….“

Erst danach, so der Text der Prophezeiung. wird die Herrschaft des „Weltenkönigs“ aus Agartha die Menschheit von ihren Übeln erlösen. Auf Grund der in dieser Prophezeiung genannten Zeiträume ist es als wahrscheinlich anzunehmen, daß die hier geschilderten Ereignisse in den ersten Jahrzehnten des Dritten Jahrtausends eintreten sollen.

In diesen Prophetien und Weissagungen drückt sich die Hoffnung der Menschen auf das Eingreifen einer „höheren Macht“ aus, welche die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Mißstände der jeweiligen Gesellschaftsordnung beseitigen und einen Zustand der Gerechtigkeit, Harmonie und des allgemeinen Friedens herbeiführen soll. Hier werden also grundlegende Sehnsüchte artikuliert, welche die Menschen zu jeder Zeit bewegten und bewegen.

Auch die christliche Religion ist ein Paradebeispiel für derartige Hoffnungen. In diesem Falle sind die Sehnsüchte und Erwartungen der Gläubigen an die versprochene Wiederkehr des Jesus Christus geknüpft, der als Messias sein Gotteskönigreich auf Erden errichten soll.

Doch bevor wir geneigt sind, das Reich Agartha als psycho-soziale Fiktion einer besseren Welt zu katalogisieren, wollen wir noch einige Fakten Revue passieren lassen.

Vor mehr als einhundert Jahren zitierte der britische Oberst und Amateurarchäologe Howard Vyse, der Erforscher der Cheopspyramide, antike Quellen, denen zufolge „es unter der Sphinx… geheime Krypten und Zugänge zu einem riesigen unterirdischen Höhlensystem“ gibt. Er bezeichnete in seinem Bericht ein Reich unter den Pyramiden, zu dem zur Zeit der Pharaonen nur die Kaste der höchsten Priester Zutritt hatte. 

Die Tore dieses Reiches ließen sich nur mit „magischen Schlüsseln“ öffnen und einzig die Hohepriester verstanden es, mit diesen Schlüsseln umzugehen, ohne Schaden zu nehmen.

Hier sei als Vergleich nur erwähnt, daß heute einem Indio vom Rio Xingu in Brasilien die simple Infrarotbedienung zum Öffnen und Schließen eines Garagentores durchaus als „magischer Schlüssel“ erscheinen mag.

In der Fachsprache werden rituelle Zeremonien, welche aus der Konfrontation mit einer überlegenen, unverstandenen Technik bzw. Technologie resultieren, als Cargo-Kult bezeichnet.

Die fremde Welt Agarthas scheint unvermutet nahe zu sein, wenn der Historiker Paul Brunton, der eine Nacht in der Großen Pyramide von Gizeh verbrachte, von seltsamen Erlebnissen bei diesem Aufenthalt berichtet:

Endlich kam der Höhepunkt. Riesige Urgeschöpfe, scheußliche Schreckensbilder der Unterwelt, Formen von grotesken, wahnsinnigen, ungeheuerlichen teuflischen Aussehen scharten sich um mich und erfüllten mich mit unvorstellbarem Abscheu. In wenigen Minuten durchlebte ich etwas, dessen Erinnerung für alle Zeiten unauslöschlich ist. Diese unglaubhafte Szene heftet lebendig wie eine Photographie in meinem Gedächtnis.“

Während der Nacht begegnete Paul Brunton „Hohepriestern eines altes ägyptischen Kultes“, die ihn in ein spirituelles (d.h. dematerialisiertes) Wesen verwandelten und ihn in eine sogenannte „Lehrhalle“ führten. Seine mysteriösen Lehrmeister erklärten ihm, daß in der Großen Pyramide die Erinnerung an versunkene Menschengeschlechter bewahrt wird und auch der Bund, welchen der Schöpfer(?) mit den ersten großen Propheten(?) geschlossen hat.

Angesichts dieses phantastisch anmutenden Berichtes stellen sich für jeden ernsthaften Forscher folgende Fragen:

1. Gibt es überhaupt eine solche Halle unter der Cheopspyramide?

2. Existieren verborgene, noch nicht erforschte unterirdische Gänge, Kammern und Säle in diesem Gebiet?

Diese Fragen können nach dem neuesten Stand der Forschungen mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden.

Jedem Touristen, der die Cheopspyramide besichtigt hat, ist bekannt, daß der sogenannte „Absteigende Gang“ in der Pyramide zur „Unvollendeten Grabkammer“ führt. Die Abmessungen des Ganges betragen exakt 1,20m mal 1,06m. Der Stollen ist 118 m lang, sein Neigungswinkel beträgt 26 Grad 31 Minuten 23 Sekunden. Die „ Unvollendete Grabkammer“ liegt rund 35 m unter dem Fundament der Großen Pyramide. Sie mißt 14,02 m von Ost nach West und 8,25 m von Nord nach Süd. Dieser Raum ist aus dem gewachsenen Felsen gehauen worden, und besitzt außerdem in der Südwestecke einen etwa 15 m langen blind endenden Korridor. In der „Unvollendeten Grabkammer“ ist weiterhin ein vier Meter tiefer, vertikaler, grob herausgehauener Schacht in den Boden getrieben worden. Der oben genannte, 118 m lange Zugang hingegen ist mit fein polierten Tura-Blöcken verkleidet. Wozu dieser Aufwand – wenn die Grabkammer nie benutzt wurde, ist man versucht zu fragen. Auf Grund der Enge des „Absteigenden Ganges“ ist als erwiesen zu betrachten, daß zuerst die gesamte unterirdische Anlage ausgehoben wurde, bevor man mit dem Überbau begann. Der offiziellen Lehrmeinung zufolge wechselten im Verlauf des Pyramidenbaues die Architekten. Damit änderten sich auch die Pläne des Projektes. Die Grabkammer wurde aus ihrer unterirdischen Lage nach oben hin versetzt. Der unterirdische Bau blieb somit unbrauchbar. Diese Aussage klingt logisch. Doch warum verkleidete man dann den unbrauchbaren Gang mit hervorragend bearbeiteten, polierten Tura-Monolithen? Durch die Enge des „Absteigenden Ganges“ bedingt, war es unmöglich, gleichzeitig den Aushub an totem Gestein nach oben zu befördern und den Stollen mit geschliffenen Monolithen auszukleiden. Der zweite Arbeitsgang mußte zwangsläufig nach dem ersten erfolgen. Doch aus welchem Grund sollte dieser – der offiziellen Lehrmeinung zufolge nutzlose Gang – noch bearbeitet worden sein? Um Grabräuber zu verwirren? Diese Variante der Erklärung klingt reichlich unplausibel. Zur Zeit des Pyramidenbaues gab es noch keine Grabräuber. Die Cheopspyramide wurde verschlossen und vollkommen intakt übergeben. Hier sei daran erinnert, daß erst der sarazenische Kalif Al`Mammun die Pyramide gewaltsam öffnen ließ.

Erinnern wir uns jedoch des Berichtes von Howard Vyse und der Erzählung Paul Bruntons, so ist als durchaus wahrscheinlich anzunehmen, daß die Gänge und Kammern unter der Cheopspyramide  Fortsetzungen haben, welche dort hinter irgendwelchen Monolithen weiterführen.

Damit gelangen wir zur zweiten Frage. Gibt es wirklich noch unzugängliche Räume unter den Pyramiden?

Im Sommer des Jahres 1986 entdeckten die französischen Architekten Jeanne-Patrice Domion und Cilles Goidin mit Hilfe elektronischer Dedektoren Hohlräume in der Cheops-Pyramide – so unter dem Gang zur „Königinnenkammer“ einen 3 m breiten und 5,5 m hohen Hohlraum, der mit kristallinem Quarzsand gefüllt ist – aus welchen Gründen auch immer.

Am 22. Januar 1987 begann ein japanisches Team – angespornt durch die Erfolge der Franzosen – seine Arbeit. Die Forscher arbeiteten mit modernsten elektronischen Geräten im Auftrag der Waseda-Universität Tokio. Dem Team gehörten ein Professor für Ägyptologie, ein Doktor der Geophysik und verschiedene Elektronikspezialisten an. Teamchef war Professor Sakij Yoshimura, der mit dem Chef der Ägyptischen Altertumsverwaltung Dr. Ahmed Kadry kooperierte.

Die Japaner durchleuchteten mit ihren hochpräzisen Geräten die Große Pyramide und das Gebiet der Sphinx. Es gelang ihnen, eindeutige Hinweise auf ein ganzes Labyrinth von Gängen und Hohlräumen in der Großen Pyramide und in ihrem Umfeld zu sammeln. Durch Artefakte inzwischen bestätigt wurde die auf gleiche Art gemachte Entdeckung einer zweiten Sonnenbarke im Felsplateau neben der Pyramide.

Vielleicht sind die entdeckten Stollen und Kammern auch Zugänge zu einem unterirdischen Reich, möglicherweise sogar Wege nach Agartha.

Die Pforten zu dieser Welt öffnen sich nur dem Horus, der sie baute und begründetet; er ist es, der sie bewacht, er ist es, der sie beschützt. Sie werden sich niemals denen öffnen, die im Westen, Osten, Norden, Süden oder in der Mitte der Welt wohnen.“ Dies besagt eine Pyramideninschrift.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts trugen sich Minengesellschaften mit der Absicht, die nubischen Goldgruben der mythischen Königin von Saba zu reaktivieren. In den Minen von Derekib im Sudan stießen die Schürfer auf eine seltsame Steinmauer mit verwaschenen Hieroglyphen, tief in einem Stollen. Statt die Mauer mittels Dynamit aufzubrechen, ließen die Herren der Mine den Gang zuschütten, da ohnehin kein Gold gefördert wurde.

Die Grenzen des mysteriösen Reiches Agartha scheinen aber nicht nur Teile Asiens und Afrikas, sondern auch Südamerika zu umfassen. Schon lange vor dem legendären Gründer Cuszcos – dem Inka Manco Capac – gab es an der gleichen Stelle in Peru eine megalithische Stadt, welche einstmals vom Schöpfergott Con Ticci Virachocha selbst erbaut worden sein soll und den Namen Acamama trug. Im Jahre 1950 bewies ein verheerendes Erdbeben, daß die Stadt Acamama einst tatsächlich existierte. Die Erdstöße legten zwei Tempel aus der Megalithzeit frei. Einer dieser Tempel, aus sorgsam geschliffenem, grünem Diorit erbaut, befindet sich nur 80 m von Cuszcos Hauptplatz entfernt.

Noch interessanter als diese Entdeckung ist jedoch die Tatsache, daß mächtige unterirdische Labyrinthe, welche ebenfalls aus der Megalithzeit stammen, die Erde unter Cuszco durchziehen. Spanische Chronisten aus der Epoche der Eroberung Perus durch Pizarro und seine Conquistadoren verzeichneten, daß bei der Plünderung der Inka-Heiligtümer ein Großteil der dort angehäuften Kunstschätze aus Edelmetallen auf geheimnisvolle Weise in den unterirdischen Labyrinthen verschwand.

Diese kunstvoll aus dem Fels geschnittenen Stollen werden noch heute „Chinkanas“ genannt. Sie bilden in ihrer Vielfalt einen unentwirrbaren unterirdischen Irrgarten, der schon manchem ehrgeizigen Amateurforscher zum Verhängnis wurde. Aus diesem Grunde ließ der Präfekt von Cuszco nach mehreren tödlichen Unfällen alle bekannten Eingänge zu dem Labyrinth vermauern. Die „Chinkanas“ bewahren ihre Geheimnisse – bis heute übrigens.

Freilich wäre es relativ einfach, diese Geheimnisse durch den Einsatz moderner Technik zu entschlüsseln. Doch niemand scheint ein Interesse daran zu haben, solche Technik bei der Erforschung der „Chinkanas“ einzusetzen. Es ist, als ob ein ungeschriebenes Gesetz davor warnte, derartige Rätsel zu entschleiern. Sie könnten gefährlich sein.

Doch nicht nur im fernen Südamerika scheint es Tore zu mythischen Unterwelten zu geben, sondern auch in Europa. Einen klaren Beleg dafür bilden die gerade hier so zahlreichen und einander immer ähnelnden Sagen über Zwerge und Berggeister.

Im Sagenkreis um Dietrich von Bern beispielsweise wird auch der mythische Zwergenkönig Laurin erwähnt. Man erfährt folgendes über ihn:

In den Tiroler Bergen, tief unter der Erde, lebt König Laurin, der Herrscher über das Zwergenreich. Kaum drei Spannen ist er lang (ca. 1,20 m, Th. R.), aber weit umher im Lande gefürchtet, denn schon manchem starken Recken, mochte er auch noch so kühn sein, hat er besiegt…. An Gold und Edelsteinen besitzt er mehr als jeder andere König. Am liebsten von all seinen Schätzen ist ihm jedoch sein Rosengarten, den er selbst hoch oben zwischen Felsen, Eis und Schnee anlegte…. Nur ein seidener Faden umspannt den Garten. Doch wehe dem Fremden, der den Faden zerreißt….“

Der „Rosengarten“ wird an anderer Stelle noch einmal etwas genauer beschrieben:

Tagelang ritten Dietrich von Bern und sein Waffengefährte Witege durch dichten Tannenwald. Endlich aber lichtete sich das Waldesdunkel. Vor ihren Augen breitete sich eine weite, grüne Wiese, und mittendrin lag der Rosengarten… An allen Rosen glänzten und funkelten goldene Ketten und Edelsteine, und ein berauschender, süßer Duft stieg aus jeder Blüte…“ 

An einer anderen Stelle der Dietrichsage wiederum wird das unterirdische Reich der Zwerge beschrieben:

Da durchschritten alle die Pforte, die sich hinter ihnen sofort wieder schloß…. Taghell strahlte das Innere des Berges, denn von allen Wänden der Gänge strahlten und funkelten unzählige Edelsteine. Endlich kamen sie in die große Halle…“

Erinnert diese Beschreibung nicht verblüffend an die Berichte der buddhistischen Mönche, welche angeblich in Agartha waren? Auch sie hatten „unterirdische Gewölbe, erfüllt von einem milden Licht“ gesehen. Zwar werden in der Dietrichsage „edle Steine“ als Lichtquelle genannt, doch ist allgemein bekannt, daß echte Edelsteine nicht selbsttätig leuchten. Aus technischer Sicht dürfte es sich bei der genannten Beleuchtung um künstliche, indirekte Lichtquellen gehandelt haben, die den Menschen des frühen Mittelalters natürlich als „funkelnde Edelsteine“ erscheinen mußten.

Fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen. Der Zwergenkönig Laurin verfügte über einen „Rosengarten“, der in schwer zugänglichem Gebiet unter äußerst ungünstigen klimatischen Bedingungen angelegt war.

Das Zwergenvolk war in der Lage, die unterirdische Welt mittels künstlicher Lichtquellen zu erleuchten. Ferner verfügten die Zwerge über einen unvergleichlich höheren Lebensstandard als die Menschen des frühen Mittelalters in Europa.

Weiterhin werden in der Dietrichsage seltsame Hilfsmitel beschrieben, deren sich die Zwerge bei Gefahr bedienten, um sich zu schützen. So wird die Tarnkappe erwähnt – ein Mantel, der seine Träger unsichtbar macht. Ferner gibt es da „einen Gürtel, welcher die Kraft von 12 Männern verleiht“, Ringe, die, wenn man sie am Finger trägt, die Wirkung der Tarnkappen wieder aufheben sowie Panzerwesten, welche allen mittelalterlichen Waffen mühelos widerstanden.

Nun mag der kritische Leser einwenden, daß Sagen nicht als Dokumente von historischer Beweiskraft angesehen werden können und Zwerge in das Reich der Fabel gehören.

Doch in den meisten Sagen ist ein realer Kern historischer Wahrheit zu finden. Die Beschreibungen des geheimnisvollen Zwergenvolkes und seiner Hilfsmittel weisen aus heutiger Sicht eindeutig auf das Wirken einer hochtechnisierten Zivilisation hin. Bestes Beispiel für diese Hypothese ist die vielzitierte Tarnkappe, welche ihren Träger der Sichtbarkeit im optischen Bereich entzieht.

Die Sichtbarkeit oder eben Unsichtbarkeit eines bestimmten Gegenstandes erweist sich letztlich als eine rein technische Fragestellung. Es kommt nur darauf an, das einfallende Licht so zu beeinflussen, daß es nicht auf die Oberfläche des entsprechenden Gegenstandes trifft, sondern um ihn herumgeleitet wird. Dieser Prozeß läßt sich beispielsweise durch hochfrequente elektromagnetische Wechselfelder realisieren. Hierzu sei auf das seit langem kontrovers diskutierte, sehr umstrittene sogenannte „Philadelphia-Experiment“ hingewiesen. Dieses Experiment bestand aus einer Reihe von Versuchen, welche die US-Kriegsmarine in den Jahren 1943 – 1945 durchführte. Das Ziel dieser Versuche bestand darin, zu testen, ob ein Kriegsschiff der US-Navy, USS „Eldridge“, mittels oben genannter, elektromagnetischer Wechselfelder in die Unsichtbarkeit versetzt werden könnte. Ob diese Versuchsreihe tatsächlich Erfolg hatte, ist bis heute noch nicht endgültig geklärt. Als gesichert kann jedoch betrachtet werden, daß die außergewöhnlich strenge Geheimhaltung der Aktivitäten der USS „Eldridge“ seinerzeit beträchtliches Aufsehen erregte.

Beherrschte jenes mysteriöse Zwergenvolk also schon vor mehr als tausend Jahren das Verfahren. welches die US-Navy erst im 20. Jahrhundert erprobte? Anscheinend ja – ebenso die Möglichkeit, die Unsichtbarkeit durch geeignete Gegenmittel wieder aufzuheben. Darin dürfte das Rätsel der „Ringe“ bestehen, welche getragen wurden, um die „Zwerge“ auch unter ihren „Tarnkappen“  erkennen zu können.

Die Laurin-Legende wäre nicht erwähnenswert, wenn sie einen ausgesprochenen Einzelfall darstellen würde. Aber auch in vielen anderen europäischen, speziell aber deutschen Epen, so zum Beispiel im „Nibelungenlied“, im Sagenkreis um „Wieland der Schmied“ oder um „Ortnit und Wolfdietrich“ ist recht oft von „Zwergenkönigen“ und deren unterirdischen Reichen die Rede. Meist werden die Zwerge hier als sehr kluge, wissenschaftlich und technisch äußerst begabte Geschöpfe geschildert, welche mit den Wertmaßstäben der Menschen, die in ihre Welt eindringen, zumeist in Konflikt geraten- Das Streben nach möglichst großem materiellen Besitz und Macht scheint ihnen vollkommen fremd zu sein. Sie sind oft bereit, den Menschen zu helfen, erfüllen deren Wünsche, wenn sie dabei eigene Ziele verfolgten, die den Menschen des frühen Mittelalters unverständlich bleiben mußten.

Zu den literarisch und historisch wertvollen Heldenepen, welche über Begegnungen mit „Zwergen“ berichten, gesellt sich noch eine schier unüberschaubare Anzahl lokaler Sagen gleichen oder ähnlichen Inhaltes. Diese Lokalsagen berichten meist über das Zusammentreffen mittelalterlicher Bergleute mit seltsamen Wesen unterirdischer Welten – mit „Zwergen“ oder eben „Berggeistern“. Wir wollen uns im folgenden ebenfalls an diese Terminologie halten.

Nun waren ja die mittelalterlichen Bergknappen geradezu prädestiniert für Begegnungen mit geheimnisvollen Wesen. Der Bergbau zu jener Zeit stellte eine sehr harte und recht oft auch lebensgefährliche Arbeit dar. Ständig bedroht von plötzlich nachgebenden Gestein, Schlagenden Wettern oder unvermutet auftretenden Wassereinbrüchen kämpften sich die Hauer in den schlecht belüfteten und nur mangelhaft abgestützen Stollen Meter um Meter durch das Gestein voran. Der alte Bergmannsgruß „Glück auf“ hat schon einen tieferen Sinn, bedeutete er doch damals, im wahrsten Sinne des Wortes, nach getaner Arbeit auch wieder glücklich die Erdoberfläche zu erreichen.

Sicher beflügelten die vorstehend genannten Faktoren die Phantasie dieser Menschen. Manch unverhofft entdeckte, reiche Erzader mochte nur mit Hilfe eines kundigen Zwerges gefunden worden sein und mancher Bergsturz erschien wohl als die Rache des in seiner Ruhe gestörten Berggeistes. Wenn in etlichen Sagen davon die Rede ist, daß der Berggeist für die geleistete Hilfe bei der Auffindung einer Erzader Gegenleistungen – zumeist in Naturalien – verlangte, so manifestiert sich hier die tief verwurzelte Überlieferung von Speise- und Trankopfern in animistischen Kulten. Dieses Brauchtum stammte noch aus archaischer Zeit und konnte selbst durch den christlichen Glauben nicht vollständig ausgerottet werden, wie die vorliegenden Sagen beweisen. Sie sind für uns nur insofern interessant, da auch sie belegen, daß Begegnungen zwischen Menschen und Wesen, welche vorwiegend unter der Erde lebten, tatsächlich irgendwann einmal stattgefunden haben müssen. Um diesen Fakt zu verstehen, sollte man versuchen, sich an die Stelle eines mittelalterlichen Menschen zu versetzen. Sein Weltbild war bei weitem einfacher und schematischer als das unsere und vor allem von tiefer Religiosität geprägt. So wird verständlich, daß diesen Menschen vieles als „Wunder“ oder „Zauberei“ erscheinen mußte, was sich heute relativ leicht als gezieltes Wirken einer hochtechnisierten Zivilisation interpretieren läßt.

Zu diesen Phänomenen gehört auch der „Zeitsprung“, welchem manche Bergleute zum Opfer fielen. Sagen, die einen solchen Zeitsprung beschreiben, haben – fast übereinstimmend- folgenden Inhalt:

Ein Bergmann, seltener zwei oder mehrere, begegnet bzw. begegnen im  Stollen während der Arbeit einem Zwerg oder aber einem Berggeist. Das fremde Wesen fordert den oder die erschrockenen Bergknappen auf, ihm zu folgen – öffnet dann ohne sichtbare Mühe einen Tunnel durch den Felsen und nimmt den Bergmann bzw. die Bergleute mit in eine fremde, für den Menschen unverständliche und märchenhaft anmutende Welt. Nach einer Besichtigung des unterirdischen Reiches, an die meist Belehrungen moralischer Art geknüpft sind, wird der Hauer, werden die Bergleute in den Stollen zurückgebracht, in dem  alles begann. Meist zeigt der Zwerg bzw. der Berggeist zum Abschied noch eine reiche Edelmetallader. Bis zu diesem Punkt gleichen solche Sagen allen anderen, welche sich mit dem Thema unterirdischer Wesen beschäftigen. Doch die vorstehend in allgemeiner Form wiedergegebene Sage hat eine höchst ungewöhnliche Fortsetzung. Der Bergmann macht sich an die Ausbeutung der ihm gezeigten Erzader und verläßt zum Ende der Schicht wie immer den Stollen. Doch draußen erkennt er die Welt nicht mehr. Sein Dorf, der Schacht, die ganze Landschaft haben sich gravierend verändert – denn inzwischen sind bis zu einhundert Jahre vergangen. Die Angaben in den einzelnen Sagen differieren zwischen 50 und 100 Jahren. Erwähnt sei lediglich noch, daß einige Chroniken derartige Fälle zu bestätigen scheinen und in diesem Zusammenhang auch berichten, daß der betroffene Bergmann wenige Tage nach seiner Rückkehr an einer seltsamen Krankheit gestorben sei. Die einzelnen Chroniken stimmen bei der Beschreibung der Krankheitssymptome erstaunlich überein – da ist die Rede von Hautschäden, Haarausfall, absterbenden Gliedmaßen. Legt man die Erkenntnisse der modernen Medizin zugrunde, so liegt die Erkenntnis nahe, daß hier die Auswirkungen einer schweren radioaktiven Bestrahlung geschildert werden.

Die genannten Sagen sind mit so viel Detailwissen aufgezeichnet, daß es sich hierbei nicht um bloße Erfindungen handeln kann. Der Mensch ist zwar durchaus mit großer Phantasie begabt, doch diese Phantasie kann nur das ausmalen, was der Verstand in der einen oder anderen Form bereits einmal erfahren hat. Niemand ist in der Lage, mit bloßer Phantasie etwas zu ersinnen, das völlig jenseits seiner Vorstellungswelt und seine Erfahrungen liegt.

Für die mittelalterlichen Menschen mußte ein einhundertjähriges Leben unter der Erde – noch dazu ohne Nahrung und Wasser – vollkommen unvorstellbar sein, zumal sich der Zurückgekehrte auch äußerlich nicht verändert hatte, und immer noch der junge Bergknappe von einst war. Für ihn waren ja auch tatsächlich nur wenige Stunden in der geheimnisvollen Unterwelt vergangen!

Das an dieser Stelle geschilderte Phänomen der Zeitverschiebung basiert auf einer konkreten physikalischen Grundlage – der Relativitätstheorie Einsteins. Sie besagt – in populärer Form ausgedrückt – daß derartige Zeitverschiebungen durchaus auftreten können – vorausgesetzt allerdings, der betreffende Körper bewegt sich über einen meßbar langen Zeitraum mindestens mit annähender  Lichtgeschwindigkeit. Dies wäre zum Beispiel bei einem relativistischen Raumflug der Fall. Ein Raumschiff bewegt sich auf seinem Flug über längere Zeit mit annähernder Lichtgeschwindigkeit. Nach seiner Rückkehr zur Erde würde man bei entsprechender Dauer des Fluges einen erheblichen Zeitunterschied feststellen, wobei an Bord des Raumschiffes weitaus weniger Zeit vergangen wäre als daheim auf der Erde.

Diese Variante der Erklärung hilft uns jedoch bei der vorstehend aufgeführten Sage nicht weiter. Zum einen taucht dort keinerlei Hinweis auf, daß der Bergmann eventuell an Bord eines fremden Raumkreuzers gebracht worden wäre und an einem Raumflug teilnahm. Zum anderen schließt auch die als relativ kurz empfundene Aufenthaltsdauer in der fremden Welt eine solche Erklärung aus, denn wenige Stunden relativistischen Raumfluges würden noch nicht genügen, um auf der Erde rund 100 Jahre verstreichen zu lassen.

Wollen wir uns aber daran erinnern, daß in der Sage davon berichtet wird, der Zwerg oder Berggeist habe ohne sichtbare Mühe einen Tunnel durch die scheinbar festgefügten Felsen des Berges gebahnt. Dieser künstliche Stollen wird meistens als sehr geräumig und von einem hellen Licht erfüllt beschrieben. Angesichts dieser Fakten mag man sich fragen, ob der Tunnel den Weg durch eine Raum-Zeit-Barriere in eine parallel zu dieser Erde existierenden Welt darstellt. Geh man von dieser Hypothese aus, wird die Sage jedes mystischen Beiwerks entkleidet und in einen logischen, rational erfaßbaren Zusammenhang gebracht. Der Weg durch die Zeitmauer würde auch die auftretende Zeitverschiebung und eventuell auch die festgestellte radioaktive Verseuchung erklären. Es bleibt jedoch die Frage, ob der Bergmann lediglich zufällig nuklearer Strahlung ausgesetzt war oder ob die Strahlenschäden bedingt durch den Raum-Zeit-Übergang eintreten mußten.

Die hier aufgezeigte Möglichkeit der Existenz paralleler Welten läßt sich noch nicht eindeutig beweisen. Es sind lediglich einige astronomische Anomalien bekannt – die sogenannten „Schwarzen Löcher“ – Sterne mit ungeheuer großer Dichte und daraus resultierender Masse, deren Gravitationskraft so stark ist, daß selbst Lichtquanten oder -wellen den Stern nicht mehr verlassen können, so daß er im All völlig unsichtbar ist und nur durch Gravitationsmessungen lokalisiert werden kann, welche verschiedentlich bereits als Übergänge zu parallel existierenden Universen gedeutet wurden. Der schlüssige wissenschaftliche Beweis für diese Hypothese steht noch aus.

In diesem Zusammenhang sei noch auf einen hochinteressanten Bericht verwiesen, welchen der amerikanische Arzt Dr. M. Doreal im Jahre 1931 veröffentlichte. In seinem Artikel beschreibt Dr. Doreal seltsame Erlebnisse im Gebiet des Mount Shasta, einem Vulkanberg im US-Bundesstaat Kalifornien. Hier sei vermerkt, daß sich um  den Mount Shasta seit Jahrtausenden Indianerlegenden ranken. Seltsam erscheinen auch die fast 100 Steinkreise, welche am Mount Shasta zu finden sind, ebenso wie zahlreiche Ritzzeichnungen indianischen Ursprungs im Lavagestein des Vulkans. Unter den Bewohnern der nahegelegenen Holzfällersiedlung Weed kursieren eigenartige Gerüchte über geheimnisvolle Wesen in weißen Kutten, welche am Berg des öfteren auftauchen und dann wieder in einem bläulichen Blitz verschwinden, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Auch der Name des Berges ist rätselhaft. Denn das Wort Shasta entstammt weder dem Englischen noch einer Sprache der in diesem Gebiet ansässigen Indianerstämme. Shasta kommt aus dem Vokabular des indischen Sanskrit und läßt sich sinngemäß mit „Heilige Bruderschaft“ übersetzen.

Doch nun zu den seltsamen Erlebnissen des Dr. Doreal. Nach seinem eigenen Bericht entdeckte er in einem schwer zugänglichen Tal am Mount Shasta eine rätselhafte Stadt inmitten blühender Vegetation. Im gleißenden Sonnenlicht unter glasklarem Himmel erstrahlten weiße Gebäude. umrahmt von subtropischer Vegetation. Die Architektur der mächtigen Gebäude erinnerte stilistisch an die Formen der Azteken- und Maya-Bauten. Dr. Doreal traf in dieser Stadt mit geheimnisvollen Wesen zusammen. Die Bewohner der Stadt trugen langes Bart- und Haupthaar und waren in weite, weiße Gewänder gekleidet. Sie hießen den Wissenschaftler mit ausgesuchter Höflichkeit willkommen. Dr. Doreal erfuhr, daß diese Stadt der letzte Zufluchtsort der Überlebenden einer uralten, im Pazifik untergegangenen Kultur sei. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit vermochten die fremden Wesen, Naturgesetze zu neutralisieren. So war es ihnen beispielsweise mit für Dr. Doreal unbegreiflichen Hilfsmitteln möglich, den Raum, in welchem sie sich befanden, beliebig auszudehnen oder zu verkleinern bzw. in nichts aufzulösen.

Der Bericht Dr. Doreals erregte in der Öffentlichkeit heftige Kritik, und dies um so mehr, da der Doktor nicht zu bewegen war, von seinen Aussagen Abstand zu nehmen, andererseits aber auch keinerlei Beweise für seinen Bericht erbringen konnte.

Was geschah 1931 wirklich am Mount Shasta? Hatte Dr. Doreal nur einmal seiner Phantasie freien Lauf gelassen und die ganze Geschichte frei erfunden? Oder fand dieses seltsame Zusammentreffen mit Vertretern einer anderen Welt tatsächlich statt? Ich neige zu der Auffassung, daß Dr. Doreal tatsächlich etwas Außergewöhnliches widerfuhr. Denn aus welchen Gründen sonst sollte er diesen Bericht niedergelegt haben? Um mit einer kurzlebigen Sensationsstory schnelles Geld zu verdienen und in den Boulevardblättern bekannt zu werden? Ein zweifelhaftes Unterfangen. Dr. Doreal gefährdete mit diesem Bericht seine weitere Karriere und er wußte dies offenbar auch. Eine bewußte Fälschung des Berichtes scheint damit ausgeschlossen zu sein. Ob jedoch ein Traumerlebnis oder eine Halluzination zu diesem Bericht führten, bleibt dahingestellt. An dieser Stelle sei jedoch vermerkt, daß Traumvisionen oder pathologische Halluzinationen kaum einen derartigen Detailreichtum aufweisen, wie der Bericht Dr. Doreals.

Doch auch im Norden der ehemaligen Sowjetunion, vor allem im Mesen- und Petschoragebiet sind Legenden über Menschen verbreitet, die unter der Erde leben und dort von Generationen angesammelte, riesige Schätze bewahren sollen. Die Berichte beziehen sich auf ein Volk, daß einst große Gebiete der Obmündung und des Polaren Ural bewohnte. Diese Menschen wurden als Tschuden bezeichnet. Über sie existieren aus der Zeit der Herrschaft Großnowgorods zahlreiche Berichte, Chronikeintragungen und Legenden. Die Stadt Nowgorod nahm seinerzeit eine Schlüsselposition ein, da sie an zwei bedeutenden Handelswegen lag. Der eine wurde als „Weg von den Warägern zu den Griechen“ bezeichnet. Der zweite Weg hingegen erlangte weniger Berühmtheit. Nur in wenigen Chroniken wird er als der „Große Weg“ oder der „Weg aus Jugra zu den Griechen“ bezeichnet. Jugra wurden zur Zeit Großnowgorods die Gebiete des Polaren Urals, des Uralvorlandes sowie die dort lebenden Menschen genannt. Den Legenden zufolge trieben die Tschuden regen Handel mit Nowgorod. Sie brachten wertvolle Felle und kunstvoll aus Kupfer und Bronze gefertigte Gegenstände aus Jugra mit. Einige dieser Artefakte kann man heute in den sibirischen Museen von Minussinsk und Krasnojarsk bewundern.

Im Tausch gegen ihre Waren verlangten die Tschuden nur Gold. Verschiedenen Berichten zufolge häuften sie auf diese Weise ungeheure Reichtümer an. Hier liegt ein Vergleich mit den europäischen Zwergensagen durchaus nahe, doch im Gegensatz dazu ist die historische Existenz der Tschuden vor rund 700 Jahren bewiesen.

Der märchenhafte Reichtum der Tschuden lockte natürlich auch Abenteurer und Eroberer an. Nowgoroder Kaufleute rüsteten Gruppen sogenannter „Aufklärer“ aus, die den Spuren der Tschuden folgten. Die Eroberer verbreiteten mit ihren Raubüberfällen Angst und Schrecken. Durch mehrere Einwanderungswellen wurde der Norden im Verlaufe einiger Jahrhunderte kolonisiert. Wer sich nicht unterwerfen wollte, zog sich ostwärts hinter den Polaren Ural zurück.

Doch das Gold der Tschuden wurde angeblich nie gefunden. In manchen Legenden wird behauptet, daß ein Teil des Goldes in unterirdische Höhlensysteme gebracht wurde, in denen sich auch tschudische Stämme verborgen hielten. Es existieren auch andere Aussagen, denen zufolge das Gold zu einem Idol umgeschmolzen wurde, welches im Volk als die „Goldene Baba“ bekannt ist. Alles Streben der Tschuden scheint auf die Erhaltung dieses mythischen Heiligtums gerichtet gewesen zu sein. Gerüchten zufolge soll eine in Birkenrinde gravierte Karte das Geheimnis des Versteckes dieses Idols bewahren. Doch bestätigen einige Fakten die Existenz des tschudischen Volkes und auch seiner Reichtümer. In der sogenannten „Laurentius-Chronik“, welche von einem alten, stark zerlesenen Manuskript abgeschrieben wurde, gibt es die Erzählung des Nowgoroder Gjurat Rogowitsch, der seinen Sohn im Jahr 1096 nach Jugra entsandte.

Doch nicht nur Großnowgorod schickte Aufklärer aus. In der „Dwinsker Chronik“ wird berichtet. daß sich auch Moskau für die ungehobenen Schätze des Nordens interessierte. „Im Jahre 1492 schickte Großfürst Manuil Ilarijew den Sohn eines Griechen, die Bojarensöhne Wassili Boltin und Iwan Brjuko Korobin, den Meister Antoscha Petrow und zwei Deutsche, Johann und Wilhelm … nach Silber und Kupfer zum Flusse Zilma…. Zusammen mit ihnen sandte er 60 Mann von Ustjug, 100 Mann von der Dwina und 80 Mann von der Pinega, das Erz auszugraben….“ heißt es dort.

Der Geologe I. P. Bartenew entdeckte 1896 den Ort wieder, der in der Dwinsker Chronik genannt wird. Er berechnete anhand der Abraummengen, daß aus den dortigen Minen ca. 25 000 Tonnen reines Kupfer gewonnen wurde. Als Beginn der Kupferförderung wird die Bronzezeit angenommen (ca. 2000 bis 3000 Jahre v.Chr.).

Das gewonnene Kupfer wurde wohl zum großen Teil in den Mittelmeerraum exportiert. Der in diesem Gebiet anzutreffende Reichtum an Gebrauchsgegenständen sowie Figuren und Götterdarstellungen aus Metall gibt Anlaß zu einer solchen Vermutung, da das Mittelmeergebiet zu keiner Zeit über sonderlich reiche Zinn- oder Kupfervorkommen verfügte. Zweifellos mußten diese wichtigen Metalle importiert werden. So ist es nur logisch, anzunehmen, daß ein Endpunkt des „Weges aus Jugra zu den Griechen“ die Balkanhalbinsel darstellte. Einen weiteren Hinweis für die Richtigkeit dieser Hypothese bilden die Achate, welche in den Augen einiger Bronzestatuen, etwa im griechischen Nationalmuseum in Athen, zu finden sind. Diese Achate kann man an der Zilma in unmittelbarer Nähe der Kupferminen entdecken. Die Zilmaer Achate unterscheiden sich von anderen ihrer Art durch eine charakteristische Maserung. Unter ihnen lassen sich mit Leichtigkeit Stücke finden, welche lebenden Augen durchaus ähnlich sehen.

Möglicherweise gab es auch andere Abzweigungen des „Weges aus Jugra zu den Griechen“. Wenn man von der Zilma-Mündung die Petschora und Ussa flußaufwärts fährt, entdeckt man sogenannte Woloki – das sind Schleppstrecken, auf denen leichte Schiffe von einem Fluß zum anderen transportiert werden konnten. Diese Woloki bilden den Übergang zum Obbecken. Hier bieten sich zahlreiche Reiserouten über die sibirischen Flüsse an. Zu den archäologischen Kostbarkeiten sibirischer Museen gehören Bronzeringe und kleine Figuren, welche geschickt aus Rohkupfer gefertigt sind. Möglicherweise gelangte ein Teil der Kupferproduktion des Zilmagebietes hierher.

Die Legenden um das tschudische Volk erfuhren in den sechziger Jahren eine reichlich spektakuläre Bestätigung. Zu dieser Zeit nämlich traf in der Timantaiga, einem bis heute noch teilweise unerforschten Gebiet, ein Geologe unter seltsamen Umständen mit Vertretern des tschudischen Volkes zusammen. Während einer Arbeitspause entfernte er sich von seinen einheimischen Begleitern, wurde von fünf fremden Männern überwältigt und gefangengenommen. Hier sei vermerkt, daß im Gebiet der Timantaiga viele Menschen, Einheimische ebenso wie Fremde, Forscher, Jäger, Abenteurer, Touristen oder Rentierzüchter spurlos verschollen sind.

Der Geologe wurde von den Fremden zu einer unterirdisch angelegten, den Angaben zufolge sehr schwer auffindbaren Siedlung gebracht. Dort erst erfuhr er, daß er sich in den Händen der Tschuden befand. Sie hatten ihn ausersehen, bei ihrem Volk zu leben. So verfuhren sie, den Aussagen des Geologen zufolge, mit allen Menschen, welche sie gefangen nahmen. Offenbar sollte durch diese zwangsweise Integration von Fremden in das isoliert lebende tschudische Volk ein Aussterben des Stammes verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Der Geologe berichtete, daß die Gruppe, bei der er sich fortan befand, wenig mehr als 100 Personen zählte. Bei dieser Gemeinschaft handelte es sich offenbar um die letzten Überlebenden ihres Volkes, denn der Geologe erfuhr, daß er sich im Zentralheiligtum der Tschuden aufhielt. Er beschreibt sehr anschaulich, daß die Tschuden ein goldenes Idol, höchstwahrscheinlich sogar die „Goldene Baba“, verehrten. Dieses Idol war eine mannshohe Statue mit grob geformten, armlosen Körper, jedoch fein modellierten Gesichtszügen. Die Ähnlichkeit mit den Gesichtern der Tschuden war unübersehbar; die gleichen eng stehenden Augen, breiten Jochbeine und der gleiche kleine Mund.

Die Augen des Idols sandten bei jeder Zeremonie leuchtend blaue Blitze aus. Der Geologe vermutete, daß diese Leuchterscheinungen möglicherweise künstlich durch das sogenannte „Brewstersche Gesetz“ hervorgerufen wurden. Dieses Gesetz sei an dieser Stelle zum besseren Verständnis etwas näher erläutert. Auf Ceylon gibt es den Jolith, eine durchsichtige Abart des gewöhnlichen Cordierits. Dieses manchmal tiefblaue Mineral ist ein Silikat. Es erscheint, aus unterschiedlichen Richtungen betrachtet, in verschiedenen Farben. Schneidet man aus Jolith eine Platte parallel zu einer der optischen Achsen des Materials heraus, so entsteht bei Lichteinfall ein optischer Effekt, ein die Augen blendender blauer Blitz. Diese Erscheinung wird als Brewstersches Gesetz bezeichnet.

An dieser Stelle spätestens ergibt sich die Frage, woher Menschen, welche noch auf dem Niveau der zerfallenden Gentilgesellschaft lebten, Kenntnis von derartigen physikalischen Gesetzmäßigkeiten haben konnten. Außerdem ist zu klären, auf welchem Weg sie das so rare Ausgangsmaterial Jolith bezogen. Auf diese Umstände werde ich später noch genauer eingehen.

Als der Geologe dem Befehl der Tschuden, für immer bei ihrem Volk zu bleiben, Folge leistete, offenbarten sie ihm die Geheimnisse ihres einstigen Imperiums. So wurde er unter anderem in eine Höhle gebracht, in der die Vorfahren der Herrscher des tschudischen Volkes bestattet waren. Sie ruhten unter halbdurchsichtigen Hauben aus Opal auf hohen goldfarbenen Sockeln. Der Geologe beschreibt fasziniert die reichen Grabbeigaben, zu denen faustgroße Smaragde ebenso gehörten wie tausendkarätige Diamanten.

Seine Gastgeber berichteten ihm, daß ihre Vorfahren vom Morgenstern auf die Erde kamen. Einer der Fremden, von den Tschuden Urvater genannt, blieb auf der Erde und lehrte die Menschen Wissenschaften, Bergbau, Handwerke und Landwirtschaft zu betreiben.

Erwähnenswert scheint, daß die Tschuden behaupteten, ihre außerirdischen Vorfahren wohnten in ihrer Heimat unter der Erde, und das tschudische Volk hätte lediglich von ihnen diese Lebensart übernommen.

Ausdrücklich betont der Geologe in seinem Bericht, daß die „Statue des Urvaters einen Helm aus einem seltsamen Metall“ trug…. „Das ganze Aussehen erinnerte an moderne Kosmonauten…“

Weiterhin ist sehr interessant, daß zu verschiedenen Zeiten offenbar Menschen unterschiedlicher Herkunft Herrscher über das tschudische Volk gewesen sind. In der unterirdischen Krypta fanden sich Statuen von Asiaten, Europäern und Mongolen. Auch die Radschas – die Herren des indischen Staates Golconda – gehörten laut Angaben des Geologen zu den Führern des tschudischen Volkes.

Die hier genannten Fakten bestätigen, daß es sich bei den Tschuden um die Nachkommen der Angehörigen einer gestrandeten außerirdischen Expedition handelt. Diese Hypothese wird durch eine Beobachtung des Geologen gestützt. Er entdeckte bei dem unterirdischen Volk einen sehr seltenen Fall von partiellen Albinismus. Die Tschuden hatten eigenartige, weißliche Augen. Sie konnten im Dunkel sehr gut sehen, wurden aber durch das Tageslicht geblendet. Ihnen fehlte das Pigment der Iris – dieser Fakt beweist, daß die Tschuden seit vielen Generationen bereits unter der Erde lebten, da dieser Albinismus offenbar vererbt wurde.

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, daß am 30. Juni 1908 über dem Gebiet der Steinigen Tunguska ein Bolid explodierte, der von einigen Wissenschaftlern, so dem Geophysiker Alexej Solotow, als außerirdischer Raumkreuzer gedeutet wird. Sollte dieses Raumschiff etwa dazu bestimmt gewesen sein, erneut Kontakt mit den Tschuden aufzunehmen?

Doch zurück zu dem Bericht des Geologen. Nach seiner Aussage zeigten ihm die Tschuden außer der unterirdischen Krypta mit den Sarkophagen ihrer Vorfahren auch noch eine weitere große Höhle, die durch indirekte Lichtquellen erhellt wurde. Staunend beschreibt der Wissenschaftler sich die ihm darbietende Pracht:

Glasklar wie große Tränen hingen Fluoriddrusen herunter. Die metergroßen würfelförmigen Kristalle bildeten auf einer Wand ein parkettartiges Muster … So etwas Einzigartiges bringt die Natur nur einmal in Milliarden Jahren und auch nur an einer Stelle der Erde zustande…..Die zweite Höhlenwand bezauberte das Auge durch die schillernden Farben des Opals. Bei der geringsten Bewegung des Betrachters brach sich das Licht tausendfach und schuf das, was man Opaleszenz nennt. Es war ein unendliches Perlmuttfarbenspiel; rötliche Funkenwirbel bis zu smaragdfarbene Wellen wie von einem überirdischen Licht. Die dritte Höhlenwand aber stellte einen Spiegel dar, der in gelblichem Licht reflektierte. Vor Millionen Jahren hatte es an dieser Stelle ein Erdbeben gegeben. An einer gigantischen Bruchstelle hatte sich die Erde verschoben. Dabei war so ein hoher Druck aufgetreten, daß alle Mineralbeimischungen auf der abgespaltenen Oberfläche in einer gleichmäßigen Schicht verschmolzen und poliert waren. An dieser Stelle hatte sich die Schicht aus einem großen Goldklumpen gebildet….“

Hier ist festzustellen, daß aus der Natur viele solcher Phänomene bekannt sind, die in der Fachsprache allgemein als Gleitspiegel bezeichnet werden. Ein Gleitspiegel aus purem Gold hingegen stellt eine außergewöhnliche Seltenheit dar. Hören wir den Bericht des Geologen weiter:

„…Auf der polierten Oberfläche des goldenen Spiegels traten deutlich irgendwelche Zeichen hervor. Sie bildeten ein merkwürdiges Muster aus geschlängelten Linien, Kreisen, Strichen….“

Im weiteren stellte sich heraus, daß die Tschuden hier dem Geologen eine Landkarte ihres Imperiums zeigten. Der Wissenschaftler stellte fest, daß er sich an einer Abzweigung des „Weges aus Jurga zu den Griechen“ befand. Diese Abzweigung führte nach Westen über die Zilma-Rotschug-Woloki, den Mesen und die Dwina bis Nowgorod. Ferner waren auf der Karte der „Weg von den Warägern zu den Griechen“, eine Reiseroute über den Ural nach Osten sowie der Wasserweg nach Indien darstellt. In seinem Bericht erwähnt der Geologe ferner, daß sich an all diesen Reisewegen unterirdische Siedlungen der Tschuden befanden, die auf der Karte als Doppelkreise dargestellt waren.

Auf sein Drängen erklärten die Tschuden dem Wissenschaftler die Herkunft ihres Goldreichtums. Nach ihren Angaben tauschten sie zunächst eigene Produkte gegen Gold bei ihren Handelspartnern ein und lernten später auch, Gold mit Hilfe der sogenannten „Wünschelrutenmethode“, also mit Hilfe eines gegabelten Weidenzweiges zu finden.

In diesem Zusammenhang sei hier erwähnt, daß bereits in den sechziger Jahren eine UNO-Sonderkommission holländische Wissenschaftler beauftragte, die Seriösität des „Rutengehens“ zu überprüfen. Die Holländer bestätigten, daß es durchaus Menschen gibt, die in der Lage sind, auf diese Weise Erze und auch Süßwasser zu finden. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die „Wünschelrute“ bereits ein beliebtes Hilfsmittel mittelalterlicher Brunnenbauer und auch Schatzjäger war.

Die Tschuden jedoch verfügten über die Möglichkeit, jedem Menschen den Erfolg der „Wünschelrutenmethode“ zu garantieren. Dies demonstrierten sie dem Geologen auch überzeugend. Nach kurzer Behandlung durch seine tschudischen Begleiter war er ebenfalls in der Lage, mit Hilfe eines gegabelten Weidenzweiges Erzadern und Süßwasser aufzuspüren. Möglicherweise beruht das ganze, geheimnisvoll anmutende Geschehen darauf. daß es im menschlichen Gehirn einen Abschnitt gibt, der bioelektrische Signale zu registrieren vermag und durch bestimmte Reize zur Tätigkeit veranlaßt wird. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß unser Organismus in der Lage ist, über bestimmte Rezeptoren Schwankungen des irdischen Magnetfeldes wahrzunehmen und somit den Aufbau der Erdkruste zu erspüren.

Nun mag sich der Leser angesichts der vorstehend notierten Fakten fragen, warum die ehemalige sowjetische Regierung nicht eine Expedition ausgerüstet hat, um mit den Tschuden in Kontakt zu treten.

Zum besseren Verständnis für das Desinteresse der zuständigen Behörden folgen hier noch einige weitere Angaben zum Schicksal des Geologen. Bei einem gemeinsamen Streifzug mit den Tschuden wurde der Wissenschaftler infolge eines von Einheimischen verursachten Waldbrandes von seinen tschudischen Begleitern getrennt. Mehrere Stunden später fanden ihn in das Gebiet entsandte Rettungsmannschaften, welche Rentierzüchtern zu Hilfe eilten, in hilflosem Zustand am Fluß. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, daß seine Notizen überhaupt Beachtung fanden.

Aus persönlichen Gründen weigerte sich der Geologe jedoch später, seine Kenntnisse über den Zugang zum Höhlensystem der Tschuden preiszugeben. Er stellte allerdings immer wieder auf eigene Faust Nachforschungen an, um zu erkunden, ob es Überlebende der Tschuden gab, die sich vor dem verheerenden, großflächigen Waldbrand hatten in Sicherheit bringen können. Die tschudische Siedlung aber war ebenso wie der umliegende Wald ein Raub der Flammen und völlig zerstört worden. Sicherheit hätten nur die Höhlen bieten können, doch deren Eingänge fand der Geologe verschlossen und die Öffnungsmechanismen beschädigt vor.

Die letzten Eintragungen in seinem Tagebuch lauten:

„Ich kenne den geheimen Eingang in die Höhle und werde versuchen, ihn zu benutzen. Wenn ich nicht zurückkehren sollte, sucht mich bitte nicht. Ich schreibe dies, damit im Falle meines Todes niemand beschuldigt werden kann.“

Am nächsten Tag ging der Geologe erneut auf die Suche. Von diesem Unternehmen kehrte er nie zurück.

Ausgesandte Suchtrupps fanden weder seine Leiche noch Fakten, welche die Existenz des Höhlensystems der Tschuden bestätigten. Einsetzender Regen und starker Sturm behinderten die Suchaktion. Nach einigen Wochen wurde die Suche erfolglos abgebrochen, der Geologe für tot erklärt. An diesem Mißerfolg dürften auch die nur sehr ungenauen Ortsangaben schuld sein, welche der Geologe in seinem Tagebuch machte. Es scheint, daß dies auf Anweisung seiner tschudischen Gastgeber erfolgte.

Die Behörden jedenfalls schenkten dem „all zu phantasiereichen und nicht vertrauenerweckenden“ Bericht des Wissenschaftlers keinen Glauben. Der Vorfall verschwand in den Akten einer geologischen Institution in Archangelsk. Erst bei der Auflösung des Archives dieser Institution geriet der Bericht des Verschollenen mit beträchtlicher Verspätung doch noch an das Licht der Öffentlichkeit. Bis heute jedoch erfolgten von den zuständigen offiziellen Stellen keinerlei Aktivitäten, um die Existenz des tschudischen Höhlensystems und seiner weißäugigen Bewohner nachzuprüfen.

Die in diesem Bericht zusammengetragenen Fakten bestätigen, daß zumindest ein Teil der Theorien und Spekulationen um die Existenz der interirdischen Welten, welche unter dem Sammelbegriff Agartha zusammengefaßt werden, den Tatsachen entsprechen muß.

Durch die Arbeit französischer und japanischer Wissenschaftler bereits bestätigt wurde die Echtheit der altägyptischen Überlieferungen, welche von einem gewaltigen Labyrinth unter den Pyramiden berichten.

Auch die Chinkanas in Peru sind seit der Zeit der Eroberung durch die spanischen Conquistadoren den Europäern bekannt. Vor uns steht jetzt die große Aufgabe, diese Hinterlassenschaften früher Kulturen genau und gründlich zu erforschen.

Im Fall der Pyramiden sind hierzu einige lobenswerte Aktivitäten im Gange – an die Chinkanas in Peru jedoch wagte sich bislang noch niemand.

Ebenso stehen archäologische Überprüfungen der europäischen Zwergenlegenden und der tibetanischen Überlieferung vom Reich Agartha noch aus.

Daß in der ehemaligen Sowjetunion keine Anstrengungen unternommen wurden, um die reale Existenz der Tschuden nachzuweisen oder eindeutig zu widerlegen, wurde bereits erwähnt.

Über die Entstehung der unterirdischen Reiche existieren einige, teilweise sogar konträre Hypothesen meist spekulativen Inhalts, da konkrete Forschungsergebnisse noch nicht in genügendem Maße vorhanden sind. Nachstehend seien einige dieser Hypothesen genannt, welche höchstwahrscheinlich sogar miteinander verbunden sind:

1. Die unterirdischen Reiche stellen Stützpunkte der Vertreter einer außerirdischen Zivilisation dar. Diese fremden Wesen nutzen und nutzen die riesigen unterirdischen Labyrinthe periodisch, teilweise auch ständig als Beobachtungsanlagen und Forschungsstationen. Einige der Höhlensysteme haben die Funktion von Depots, in denen Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge, verschiedene Geräte und Apparaturen eingelagert waren oder noch sind.

Diese Hypothese ist eng an die tibetanische Legende von Agartha geknüpft. sowie an die bestätigenden Berichte buddhistischer Mönche. Aufgrund der eingehenden Beschreibung technischer Geräte und Prozesse in diesen Berichten kann angenommen werden, daß möglicherweise tatsächlich Begegnungen mit Vertretern einer anderen, technisierten Zivilisation stattfanden. In diesem Zusammenhang könnte auch ein Teil der europäischen Zwergensagen eingeordnet werden. Hier sei auch darauf verwiesen, daß bei sogenannten „Begegnungen der Dritten Art“ (UFO-Beobachtungen mit Kontaktaufnahme zu den Besatzungen der unbekannten Flugkörper) die fremden Humanoiden zumeist als relativ kleinwüchsig beschrieben wurden. Diese Attribute lassen sich mühelos in den genannten Zwergensagen wiederfinden.

2. Die unterirdischen Welten gehören einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum an. Bekannte Eingänge zu den Höhlensystemen stellen dieser Hypothese zufolge lediglich Wege in eine parallel zu der unseren existierende Welt dar. Auftretende Zeitverschiebungen im Zusammenhang mit erfolgten Aufenthalten im Bereich dieser Labyrinthe, wie sie in den Bergmannssagen beschrieben werden, lassen eine solche Deutung ebenfalls in den Bereich des Möglichen rücken. Allerdings bietet diese Hypothese keine Erklärung zur Existenz des künstlichen Höhlensystems unter den Pyramiden, der Chinkanas in Peru und des unterirdischen Reiches der Tschuden. Sie läßt sich lediglich in vollem Umfang auf die Bergmannssagen im europäischen Raum, auf die Beschreibung der geheimnisvollen Stadt am Mount Shasta durch Dr. M. Doreal und bedingt auch auf die Laurin-oder -Alberich-Legende sowie in Bezug auf Agartha anwenden. Allerdings fehlen bei den Berichten über den Mount Shasta, Agartha oder die unterirdischen Zwergenreiche Hinweise auf jene charakteristischen Zeitverschiebungen.

3. Bei den Bewohnern der unterirdischen Welten handelt es sich um isolierte Bevölkerungsgruppen, also um Menschen, die sich einst vor ihren Feinden in natürliche Höhlensysteme zurückzogen, welche sie dann im Laufe der Zeit künstlich erweiterten. Diese Hypothese trifft vor allem auf das tschudische Volk zu, zumal sie nicht ausschließt, daß diese isoliert lebenden Menschen einst Kontakt zu Vertretern einer außerirdischen Zivilisation hatten oder sogar von dieser Zivilisation abstammen, was bei den Tschuden durchaus als naheliegend gelten dürfte. Der hier beschriebenen These zufolge handelt es sich bei den Labyrinthen unter den Pyramiden um ein Gangsystem, das zur Aufbewahrung von Kunstschätzen und wissenschaftlichen Werken sowie technischen Gerätschaften angelegt wurde. Möglicherweise birgt die Cheopspyramide die Hinterlassenschaften einer vorgeschichtlichen Zivilisation, die wahrscheinlich durch eine gigantische Katastrophe vernichtet wurde. Eine ähnliche Aufgabe könnte den peruanischen Chinkanas zugefallen sein. In späterer Zeit versuchten zwei Studenten, diese Gänge zu erkunden. Sie verirrten sich hoffnungslos. Einer der beiden starb infolge Hungers und Erschöpfung in den Chinkanas, der zweite erreichte nach einer Woche durch Zufall den Ausgang. Er hielt einen goldenen Maiskolben in der Hand – und war wahnsinnig.

Diese Hypothese bietet allerdings keinen Anhaltspunkt zur rationalen Erklärung der Zwergenlegenden, Bergmannssagen und auch nicht für die Existenz der hochtechnisierten Zivilisation von Agartha.

4. Es ist fernerhin auch möglich, daß es sich bei den Bewohnern des hypothetischen Reiches von Agartha und auch der seltsamen Stadt am Mount Shasta ebenso wie bei den mythischen Zwergenvölkern um Angehörige einer zweiten irdischen Zivilisation handelt. Diese These basiert auf der Vielfalt des Lebens in der Natur. Selbst bei unseren nächsten Verwandten und Ur-Vorfahren – den Menschenaffen – gibt es verschiedene Unterarten einer Gattung. Warum sollte der Mensch sich als einziges Wesen dieser allgemeinen Gesetzmäßigkeit entziehen? Gemeinhin bezeichnen wir uns als die „Krone der Schöpfung“. Ist dies wirklich der Fall? Es gibt kein stichhaltiges Argument dafür, daß wir Menschen die einzigen intelligenten Wesen auf dieser Erde sind. Hingegen existieren eine ganze Anzahl Indizien, so auch die Beobachtungen des Yeti, Bigfoot oder Schneemenschen in der ehemaligen Sowjetunion, den USA, Kanada und China, die belegen, daß die menschliche Rasse nicht nur für sich allein in Anspruch nehmen kann, mit Intelligenz und Vernunft begabt zu sein.

Vielleicht existiert parallel zu der unseren eine zweite Zivilisation auf diesem Planeten. Möglicherweise haben diese Wesen einen vollkommen anderen Entwicklungsweg als wir eingeschlagen. Sie scheinen kein Interesse an Expansion ihrer Art und auch nicht am Anhäufen immer neuer, materieller Reichtümer zu haben. Wahrscheinlich ist ihre Welt darum frei von Krieg und Gewalt. Ihre Lebensziele und Grundwerte unterscheiden sich offenbar grundlegend von denen unserer Zivilisation – mag sein, daß aus diesem Grund ein direkter Kontakt schwer fallen dürfte.

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Verwendete Literatur

Berlitz, Charles: Der Weltenkönig in Die größten Rätsel und Geheimnisse unserer Welt, bei Goldmann-Taschenbuchverlag /1990

Berlitz, Charles: Spurlos  – Neues aus dem Bermuda-Dreieck, bei Knaur -Taschenbuchverlag / 1980

Burkhardt, Roland: Es geht die Sage/ Sächsische Heimatsagen, bei Geographischer Großbetrieb Völkerfreundschaft, Dresden / 1987

Hecht, Gretel und Wolfgang: Deutsche Heldensagen (Nacherzählungen) bei Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar /1981

Jost, Hugo: Träumereien um Agartha in Kosmische Spuren, bei Goldmann-Taschenbuchverlag / 1988

Malachow, Anatoli: Das goldene Idol, bei Verlag Neues Leben, Berlin / 1984

Pludek, Alexej: Der Untergang der Atlantis, bei Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar / 1989

Krassa, Peter: Das Geschoß aus dem Weltraum in Kosmische Spuren bei Goldmann-Taschenbuchverlag  / 1988

Rackwitz, Erich: Versunkene Welten, ferne Gestadte bei Urania-Verlag, Leipzig-Jena-Berlin / 6. überarbeitete Auflage  / 1976

Rackwitz, Erich: Fremde Pfade, ferne Gestade, bei Urania-Verlag, Leipzig-Jena-Berlin  /1986

Däniken, Erich von: Die Augen der Sphinx, bei Bertelsmann-Verlag /1989

Finanzen

Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.