Vom Fußball lernen
Kennt noch jemand Michael Rensing? Er war vor 10 Jahren die Zukunftshoffnung des FC Bayern München. Olli Kahn war seinerzeit beinahe 40 Jahre alt und Rensing setzte sich jahrelang artig auf die Ersatzbank.
Rensing wurde von den Bayernbossen bereits früh zum Nachfolger hochgelobt. Die komplette Führungsetage irrte. Der Junge durchlief alle Jugendauswahlmannschaften des DFB. Es nützte ihm nichts.
Louis van Gaal, der genial-arrogante Trainerfuchs, sah jedoch, dass mit Rensing kein Staat zu machen war. Ein Torhüter, der sich seine Position nicht holt, indem er einen alten Star verdrängt, taugt nicht zu höheren Weihen. Rensing ist jetzt Torhüter von Fortuna Düsseldorf, kam aber selbst beim Zweitligisten nur auf drei Einsätze in dieser Saison. Zuvor setzte er sich schon beim 1.FC Köln nicht durch.
Manuel Neuer hingegen hatte parallel zu Rensing auf Schalke bewiesen, dass er die Kraft besitzt, einen Arrivierten abzusägen. Das genügt für die ganz große Bühne.
Verdrängungswettbewerb
Nun haben wir in den USA mit Barack Obama einen ähnlichen Fall gehabt. 2007 dachte man noch, dass die Clinton-Maschine alles plattwalzt. Obama war ein recht unbekannter Senator, der gerade einmal drei Jahre in Washington vorzuweisen hatte. Aber Obama ergriff die sich bietende Gelegenheit. Clinton war selbstgefällig und hüftsteif.
Ähnlich erging es Francois Hollande und seiner sozialistischen Partei gleich mit. Macron war Minister, verließ den maroden Laden, um nicht mit dem Misserfolg des Chefs in Verbindung gesetzt zu werden. Er erkannte ebenso wie Jahre zuvor Obama, dass das politische Feld längst anders aussieht. Die alten Konfektionsanzüge passen nicht mehr.
Österreich: ein 31jähriger Sebastian Kurz nannte kurzentschlossen die ausgelaugte ÖVP in Liste Sebastian Kurz um. So geht das. Sein konservativer ehemaliger Vorgesetzter konnte nur beiseitetreten.
2012 erkannte der ebenfalls immer noch sehr junge Christian Lindner, dass der Kurs im Fahrwasser von Brüderle und Rösler nichts taugt. Er ging und überließ die Altgedienten sich selbst.
Ist das Politik oder kann das weg?
Wenn jetzt wie auf einem Erbhof in der CDU Kramp-Karrenbauer, von der Leyen, Altmaier und de Maizière als Nachfolger der Kanzlerin ins Gespräch gebracht werden, kann ich nur lachen. Allesamt sind sie Fälle für die Frühverrentung. Auch Jens Spahn wirkt eher wie ein artiges Bübchen, das sich nicht aus der Deckung traut.
Allein in der SPD scheint es einen Typen zu geben, der seine Karriere nicht im Sog der Verlierer Schulz, Nahles, Scholz und Co. vergeudet, sondern auf Risiko spielt. Was soll auch passieren? Politisch wird Kevin Kühnert jeden überleben.
Es ist ein Fehler zu glauben, dass lediglich Schulz und Merkel auf Abruf wären. Alle diejenigen, die nicht den Mumm haben, sie zu verdrängen, werden keine politische Zukunft haben, vielleicht ganze Parteien. Das Gerede, dass einer Jugendorganisation wie den Jusos oder der JU Frechheit wohl zu Gesicht stehe, ist oft schnöde Selbstgefälligkeit der Alten. Wer wirklich frech ist, putscht und nimmt den Gescheiterten ihre Position.
Es sollte mich wundern, wenn Kevin Kühnert nicht derjenige sein sollte, der die Sozialdemokratie retten wird. Nicht Schulz und Merkel sind gescheitert, sondern SPD und CDU.
Es lebe der Neuaufbau. Für die Schulzens, Scholzens, Merkels und von der Leyens folgender Tipp: es gibt Aufsichtsräte, Stiftungen, Biographien, endlose Waldspaziergänge und weite Felder. Dort kann man weniger Schaden anrichten als auf dem politischen Feld.
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