Alain Finkielkraut erkennt in der deutschen Flüchtlingspolitik, wie sie seit 2015 betrieben wird, die Ursache für gravierende Fehlentwicklungen in Europa. Ohne Angela Merkels „Wir schaffen das!“ und die Million Einwanderer, die Deutschland seit 2015 aufgenommen hat, hätte es keinen Brexit gegeben. „Wir schaffen das!“ ist Unsinn. Die Grenzöffnungen haben die Europäer verunsichert und für einen pathologischen Populismus in ganz Europa gesorgt.
Europa ist nicht berufen, eine multikulturelle Gesellschaft zu werden, sondern muss die Europäer schützen. Die Deutschen haben sich mit der Merkelschen multikulturellen Politik von der Nazi-Vergangenheit freikaufen und zu einer moralischen tadellosen Bevölkerung aufsteigen wollen. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Mischung aus extremen Moralismus und wirtschaftlichen Interessen.
Den Preis zahlen überall in Europa nicht nur die Juden. Die Juden sind zum bevorzugten Opfer eines neuen radikalen Islamismus geworden, der sich aus der unregulierten Zuwanderung speist. Auch Frankreichs Antisemitismus wurzelt nicht in einer Neuauflage des Faschismus, sondern ist Ausfluss eines islamistischen Extremismus.
Finkielkraut, Mitglied der Académie française, gilt als einer der wichtigsten und umstrittensten Gegenwartsdenker Frankreichs. Am Samstag gerät Finkielkraut in Paris in einen Demonstrationszug der Gelbwesten und wird von einzelnen Agitatoren beschimpft und antisemitisch beleidigt. Der Vorfall sorgt für weltweites Aufsehen und verstärkte Befürchtungen eines anwachsenden Antisemitismus in Frankreich.