Pressemitteilung – Der zwölfte Günter Rohrbach Filmpreis, den die Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung in Zusammenarbeit mit der Kreisstadt Neunkirchen alljährlich vergibt, geht an das Drama „Die Wannseekonferenz“. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitag, 4. November in der Industriekultur-Kulisse der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen im Rahmen einer festlichen Gala verliehen.
Gemeinsam mit dem Regisseur Matti Geschonneck werden die Produzenten von „Die Wannseekonferenz“, Reinhold Elschot, Friederich Oetker und Oliver Berben (Constantin Film),ausgezeichnet.
Die Darstellerpreise gehen an Marlene Burow, Sabin Tambrea und David Schütter für ihre Leistung in „In einem Land, das es nicht mehr gibt“.
Der Preis des Saarländischen Rundfunks geht an Karoline Herfurth für ihre Gesamtleistung in ihrem Film „Wunderschön“.
Den Preis der Saarland Medien GmbH konnten Peter Keller und Stefan Sarazin für ihr Drehbuch von„Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ entgegennehmen.
Der Preis des Oberbürgermeisters geht an die Kostümbildnerin Regina Tiedeken für
„In einem Land, das es nicht mehr gibt“.
Der Günter Rohrbach Filmpreis 2022
Der diesjährige Hauptpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, geht an den Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“. Gemeinsam mit dem Regisseur Matti Geschonneck werden die Produzenten Friederich Oetker, Reinhold Elschot und Oliver Berben ausgezeichnet.
Der Film entstand anlässlich des 80. Jahrestages der historischen Wannseekonferenz, die von den Nationalsozialisten abgehalten wurde. 15 führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kommen am Mittag des 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen. Eingeladen hat Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. In der etwa 90 Minuten dauernden Besprechung wird der millionenfache Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas geplant und organisiert. Der Film „Die Wannseekonferenz“ folgt dem von Adolf Eichmann verfassten Besprechungsprotokoll, von dem nur ein Exemplar erhalten ist und das als Schlüsseldokument der Judenvernichtung gilt.
Regisseur Matti Geschonneck und die Produzenten haben großes Können und große Entschlossenheit bewiesen. Ihr Film über die Planung des Völkermordes an den Juden ist ein sachlich-kühles Kammerspiel ohne Musik in Echtzeit. Die Bilder muten dokumentarisch an, sie zeigen mit unerbittlicher Genauigkeit die 15 männlichen Teilnehmer dieser Konferenz. Die werden nicht als Monster dargestellt, sondern als durchaus gebildete Bürokraten. „Die Wannseekonferenz“ ist Fiktion entlang historisch belegter Tatsachen und große Kunst. Sie macht deutlich, wozu Menschen fähig sein können, gerade in Diktaturen.
Darstellerpreise:
Als beste Darsteller werden das Schauspiel-Trio Marlene Burow, Sabin Tambrea und David Schütter für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen in dem Film „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ mit einem Preisgeld von jeweils 2.000 Euro geehrt.
Dem starken DDR-Drama merkt man den Tiefgang mit komödiantischen Einschlag durchweg an: Kurz vor dem Abitur fliegt Suzie (gespielt von Marlene Burow) von der Schule und muss sich im Kabelwerk Oberspree als Arbeiterin bewähren. Ein zufälliges Foto in der Straßenbahn öffnet ihr die Tür in die glamouröse Welt der Mode. Sie landet auf dem Cover des Modejournals Sibylle, der „Vogue des Ostens“, und erhält so die Chance, dem sozialistischen Fabrikalltag vielleicht doch noch zu entkommen. Suzie taucht ein in die schillernde Subkultur des Ostberliner Undergrounds, wo der schwule Rudi (gespielt von Sabin Tambrea) und seine Freunde mit leidenschaftlicher Fantasie ihre eigene Mode aus Duschvorhängen und sonstigem verfügbaren Material erfinden. Sie verliebt sich in den rebellischen Fotografen Coyote (gespielt von David Schütter), dessen Bilder alle verzaubern, aber trotzdem nicht unter seinem Namen gedruckt werden dürfen. Auf seiner „Indian“ brausen sie zusammen ans Meer, und Suzie erlebt die Freiheit, von der sie immer geträumt hat.
Marlene Burow, Sabin Tambrea und David Schütter verkörpern drei völlig unterschiedliche Figuren, die ein magisches Dreieck wunderschön,bilden, in dem alles möglich erscheint. Das Spiel des Trios wirkt frisch, leicht und doch kunstvoll. Sie haben ihre Rollen mit großer Hingabe und Leidenschaft angenommen, mit Einfühlungsvermögen und beachtlicher Ausdrucksstärke gefüllt.
Preis des Saarländischen Rundfunks:
Mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis des Saarländischen Rundfunks wird Karoline Herfurth für ihre Gesamtleistung bei dem Film „Wunderschön“ ausgezeichnet.
WUNDERSCHÖN – ein Film nah am Leben, ehrlich und hoffnungsvoll. Einem Idealbild nachzueifern, kennt fast jeder von uns. Mütter, Töchter, Männer, Alt und Jung stecken im permanenten Optimierungswahn. Herfurth schlüpft bei dem Episodenfilm nicht nur in eine der Hauptrollen, sondern ist auch für die Regie und das Drehbuch verantwortlich. Der Film zeigt mit Humor und Sensibilität in loser Verknüpfung fünf Frauen im Spannungsfeld zwischen angekratztem Selbstbild und vermeintlich notwendiger Selbstoptimierung. Mit Leichtigkeit werden kontrovers diskutierte Themen erzählt und bewirken bei der Zielgruppe Erkenntnis und befreites Lachen.
Karoline Herfuhrt gelingt mit ihrem Film etwas, was gerade im deutschen Kino äußerst selten ist: Ein Spagat zwischen Unterhaltung und Tiefgang, Feel-Good-Movie und Beschäftigung mit gesellschaftlich wichtigen Themen. Offen und ohne ideologische Scheuklappen geht sie zur Sache. Ein vielschichtiger Film zwischen Humor und Klamauk, Melancholie und Verzweiflung.
Preis der Saarland Medien GmbH:
Peter Keller und Stefan Sarazin erhalten für ihr Drehbuch von „Nicht ganz koscher –
Eine göttliche Komödie“ den mit 3.500 Euro dotierten Preis der Saarland Medien GmbH.
Ein Roadtrip durch den Sinai, wie er absurder nicht sein kann: „NICHT GANZ KOSCHER – Eine göttliche Komödie“ ist ein ebenso turbulenter wie nachdenklicher Film um unterschiedliche Kulturen und Fragen nach dem Thema Identität. Regie und Drehbuch dieser anrührenden Culture-Clash-Komödie verantworten Stefan Sarazin („Nitschewo“) und Peter Keller, die bereits 2011 für ihre Vorlage den Deutschen Drehbuchpreis erhielten.
Die beiden Drehbuchautoren spielen ironisch mit Vorurteilen und Klischees, überzeugen mit köstlichen Dialogen und treffen stets den richtigen Ton. Ihnen ist mit ihrem Buch und auch mit dem fertigen Film ein stimmungsvolles, heiteres, aber auch nachdenkliches Plädoyer für Verständigung und Toleranz gelungen – in der Tat eine göttlich schöne Komödie.
Preis des Oberbürgermeisters:
Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wird Regina Tiedeken, die Kostümbildnerin von „In einem Land, das es nicht mehr gibt“, geehrt.
In dem schwungvollen Drama „In einem Land das es nicht mehr gibt“ von Aelrun Goette konnte Regina Tiedeken ihre beiden Leidenschaften Kostümbild und Modedesign miteinander verbinden. Mit Herzblut und großer Liebe zum Detail gelingt es ihr, neben der Mode auch die Protagonisten des Films umwerfend gut aussehen zu lassen.
Weitere Ehrengäste und Preisträger der Vorjahre:
In diesem Jahr komplettieren vier ehemalige Preisträger, die in den Vorjahren ihren Preis nicht persönlich entgegennehmen konnten, die Riege der Ehrengäste:
So konnten der Schauspieler Alexander Scheer, der 2018 den Darstellerpreis für seine Rolle in „Gundermann“ ausgezeichnet wurde, ebenso wie Schauspielerin Rosalie Thomass, die den Darstellerinnenpreis 2019 für „Rufmord“ erhielt, ihre Preise in diesem Jahr persönlich entgegennehmen. Außerdem konnten den beiden letztjährigen Preisträgern, der Schauspielerin Maria Hofstätter(Darstellerinnenpreis „Fuchs im Bau“) und dem Kameramann Benedict Neuenfels (Preis des Oberbürgermeisters „Ich bin dein Mensch“), ihre Trophäen überreicht werden.
Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen von Peter Lohmeyer, der seit 2018 mit seiner unterhaltsam-nonchalanten Art durch die Gala führt. Das musikalische Rahmenprogramm kam von Schauspielerin und Sängerin Serena Gruß, die mit ihrer Band die Gäste unterhielt.
Die Auswahl:
Die Preisträgerjury 2022 bestand neben der Jurypräsidentin Iris Berben aus Andrea Etspüler(Saarländischer Rundfunk), Thomas Reinhardt (Saarbrücker Zeitung), Uli Aselmann (die film gmbh), Ulrich Höcherl (Blickpunkt:Film) und dem Vorsitzenden der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung, Jürgen Fried.
71 Filme wurden im Wettbewerbsjahr 2022 eingereicht. Die Vorjury um Gabriella Bandel, Ulrike Jacobs, Barbara Wackernagel-Jakobs, Christian Bauer und Martin Hofmann hat daraus acht Filme für die Endausscheidung ausgewählt.
Über den Günter Rohrbach Filmpreis:
Prof. Dr. Günter Rohrbach zählt zu den erfolgreichsten Filmproduzenten in Deutschland. Mit Filmen von Format wurde er im Laufe seiner fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere einer der wagemutigsten, innovativsten und einflussreichsten Produzenten, dessen Weg vom Redakteur des WDR über den Studiochef der Bavaria und Professor an der HFF München zum Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Deutschen Filmakademie führte.
Seit 1961 hat er Film- und Fernseharbeiten von Weltruf produziert, junge Talente gefördert, mit Studioarbeiten Maßstäbe gesetzt und die heimische Filmindustrie wohlwollend kritisch begleitet. Zu seinen Filmen zählen internationale Erfolgsproduktionen wie „Das Boot“, „Die unendliche Geschichte“ und „Die weiße Massai“, Höhepunkte der Fernsehgeschichte wie „Berlin Alexanderplatz“ und nationale Kinohits wie „Die Apothekerin“, „Rennschwein Rudi Rüssel“ und „Schtonk“.
Der nach dem gebürtigen Neunkircher benannte Preis wurde 2011 zum ersten Mal vergeben und jährt sich 2022 zum zwölften Mal. Am Wettbewerb können deutschsprachige Spielfilme mit einer Länge von mindestens 80 Minuten teilnehmen, die in den Themenbereich „Arbeitswelt und Gesellschaft“ gehören.
Der Günter Rohrbach Filmpreis 2022 wird unterstützt von: Sparkasse Neunkirchen, Ministerpräsidentin des Saarlandes, Dr. Theiss Naturwaren GmbH, Terrag GmbH, Saarländischer Rundfunk, Ministerium für Bildung und Kultur, Saarland Medien GmbH, LBS Saar, Saarland Sporttoto GmbH, Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH, Peter Gross Bau Holding GmbH, Torpedo Gruppe, Neunkircher Verkehrs GmbH und KEW Kommunale Energie- und Wasserversorgung AG.