Das Lenbachhaus besitzt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des Blauen Reiter. Werke von Künstlerinnen aus dem Kreis des Blauen Reiter waren bis vor wenigen Jahren jedoch nur vereinzelt in der Sammlung vertreten – abgesehen von Arbeiten Gabriele Münters.
Seit 2018 unterstützt der Förderverein intensiv das kontinuierliche Bemühen des Lenbachhauses, die letzten noch bestehenden „Lücken“ der Sammlung des Blauen Reiter zu schließen. Seitdem konnten Werke von August Macke und Wassily Kandinsky sowie ein Hauptwerk von Marianne von Werefkin erworben werden
„Im Namen aller Mitglieder des Fördervereins freuen wir uns, dass die Sammlung des Blauen Reiter nun um zwei Werke von Maria Franck-Marc erweitert werden konnte“, betonen Alexander Mettenheimer, Vorstandsvorsitzender des Förderverein Lenbachhaus e.V. und Matthias Mühling, Direktor des Lenbachhauses.
Mit dem Ankauf durch den Förderverein des Gemäldes „Blumen und gelbe Disteln“ (1913) und des Webteppichs „Hellrote Formen auf verschiedenem Grau“ (1935/50) von Maria Franck-Marc erweitert sich der Sammlungsbestand des Lenbachhauses von vier in den Jahren 2017 und 2019 erworbenen Werken der Künstlerin um zwei herausragende Arbeiten aus diesen wichtigen Schaffensperioden.
Neben dem Museum Wiesbaden und dem Museum Ludwig in Köln ist das Lenbachhaus das dritte Museum, das bedeutsame Werke der Künstlerin besitzt. Mit den beiden Neuankäufen verfügt es über die größte Sammlung Maria Franck-Marcs an einer öffentlichen Institution.
KÜNSTLERIN DER AVANTGARDE
Maria Franck-Marc (1876–1955) bildete sich künstlerisch in ihrer Geburtsstadt Berlin, in Worpswede und im Münchner Künstlerinnenverein, wie auch in der Zusammenarbeit mit Franz Marc. Sie nimmt eine bedeutende Rolle als Künstlerin im Kreis des Blauen Reiter ein. So war sie mit drei grafischen Arbeiten auf der zweiten Blauen Reiter-Ausstellung 1912 vertreten. Von 300 Exponaten waren im Katalog nur wenige abgebildet, neben Grafiken von Erich Heckel, Natalja Gontscharowa und Wassily Kandinsky auch eine von Maria Franck-Marc.
Ihr malerisches Oeuvre der 1910er Jahre ist durch expressive Farbigkeit, flächenhaften Bildaufbau und eigenwillige Größenverhältnisse gekennzeichnet, die sich auch in dem Ölgemälde Blumen und gelbe Disteln wiederfinden
Ab den 1920er Jahren wendet sie sich der Webtechnik zu, war zwischen 1922 und 1923 als Schülerin am Bauhaus immatrikuliert. Aus dem Bauhaus-Umfeld erhält sie wichtige Impulse für eine ästhetische Neuorientierung, die sich auch in dem neu erworbenen Webteppich mit seinen leuchtenden, repetitiven roten Formen widerspiegelt.
1952 präsentierte Maria Franck-Marc diese Arbeit zusammen mit 10 weiteren Webteppichen auf einer Ausstellung in der Galerie Stangl in München, die in einer Rezension im Münchner Merkur hoch gelobt wurde: „Heute zeigt sie eine Reihe von Wandteppichen, die zum besten ihrer Art gehören: Form und Komposition, Farbe und Poesie, Material und Technik sind eins.“
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Bereits 1995 zeigte das Lenbachhaus eine Einzelausstellung der Künstlerin, die sie als Mitstreiterin der Avantgarde ihrer Zeit würdigte. Der vom Förderverein neu erworbene Webteppich wird ab Oktober in der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“ im Lenbachhaus präsentiert werden, einer Ausstellung, die Künstler*innenschicksale während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus bis zur ersten documenta im Jahr 1955 in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland in den Fokus rückt. Weitere Werke Maria Franck-Marcs sind momentan in der Ausstellung „Gruppendynamik – Der Blaue Reiter“ zu sehen.