Vor 250 Jahren zog Deutschlands damals populärster Schriftsteller Christoph Martin Wieland nach Weimar. Hier gründete er unter anderem die Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ – und setzte die Residenzstadt noch vor der Ankunft Goethes auf die kulturelle Landkarte. Dieses Jubiläum begeht die Klassik Stiftung Weimar heute mit einem Festakt in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow sowie der Staatsministerin für Kultur und Medien und stellvertretenden Stiftungsratsvorsitzenden der Klassik Stiftung Weimar Claudia Roth.
Am 3. September 2022 lädt die Klassik Stiftung Weimar alle Bürger*innen zu einem Eröffnungsfest auf dem Wielandgut Oßmannstedt ein, das nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. In den ehemaligen Wohnräumen des Gutsgebäudes gibt es eine neue Dauerausstellung rund um die Biografie und das vielseitige Lebenswerk des berühmten Aufklärers zu entdecken, die künftig bei kostenlosem Eintritt besichtigt werden kann.
Ob lebenslanges Lernen, internationaler Austausch oder eine offene Diskussionskultur: Wielands Denken nahm im 18. Jahrhundert eine Vorreiterrolle ein und erlaubt heute noch Anschlüsse an aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen. „Wielands Gedanken sind bald dreihundert Jahre alt und doch aktueller denn je. Aufklärung hatte für ihn keinen festen Absender und auch keinen festen Adressaten. Es ging ihm um ein öffentliches Gespräch, eine Debatte, die nicht mehr und nicht weniger als das freie Wort benötigt“, betont die Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Gemeinsam mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar Ulrike Lorenz und Jan Philipp Reemtsma eröffnete sie am heutigen Freitag, den 2. September 2022, die neugestalteten Räume des Wielandguts. Dass der Landsitz auch heute noch als ein Ort der Bildung und des Austauschs dient, freut insbesondere Bodo Ramelow: „Das Wielandgut Oßmannstedt ist immer einen Besuch wert, trifft man doch genau an diesem Ort auf Wielands Poesie, Bildungswelt und auch auf seine Lebenskunst. Ich freue mich, dass wir gemeinsam die vorhandene Ausstellung im Museum durch eine neue zeitgemäße Neukonzeption ersetzen. Und dass in der Wielandakademie heute Schüler*innen und Studierende ein Forschungsdomizil vorfinden, das seinesgleichen sucht, hätte dem Dichter und Familienmenschen Christoph Martin Wieland sicherlich gefallen“.
Ulrike Lorenz unterstreicht die Bedeutung des Aufklärers für die Klassik Stiftung Weimar und ihr Themenjahr „Sprache“: „Die Eröffnung der Ausstellung ‚Der erste Schriftsteller Deutschlands‘ und des neu ausgestatteten Gutsgebäudes in Oßmannstedt – wenige Tage vor dem 289. Geburtstag des Dichters – markiert den finalen Höhepunkt des Themenjahres. Hierbei wird der Bogen von Luthers Bibel-Übersetzung und Cranachs Weltdeutungen, über die ‚Erfindung‘ Weimars durch Wieland bis hin zu den Sprachkämpfen der Gegenwart geschlagen und zur Diskussion gestellt.“
Die neue Dauerausstellung „Der erste Schriftsteller Deutschlands“ zeigt die Bedeutung Wielands für die deutsche Literatur, begann doch mit ihm eine Schaffensperiode, die heute unter dem Begriff Weimarer Klassik zusammengefasst wird. Besucher*innen können dies anhand von sieben inhaltlichen Schwerpunkten in der Ausstellung erfahren. Nach einer Einführung in die Biografie des Pfarrersohnes und einem Einblick in seine ersten Weimarer Unternehmungen werden Wielands Rolle als politischer Journalist, seine Tätigkeit als Übersetzer sowie sein schriftstellerisches Oeuvre in Prosa wie in Versform vorgestellt. Jan Philipp Reemtsma, der als Mitglied des Kurator*innenteams an der Konzeption der neuen Ausstellung maßgeblich beteiligt war, bekräftigt: „Ich freue mich, im Namen der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur der Klassik Stiftung Weimar im Jahr 2022, dem 250. Jubiläum der Ankunft Christoph Martin Wielands in Weimar und dem Beginn der ‚Weimarer Klassik‘, die erste ausführlich seinem Werk und Leben gewidmete Ausstellung übergeben zu können. Die Ausstellung ist in dem Gutshaus zu sehen, in dem Wieland von 1798 bis 1803 lebte, und in dessen Park sein Grab (zusammen mit dem seiner Frau Anna Dorothea und Sophie Brentanos) liegt. Die Ausstellung kann den normalen Weimar-Besucher*innen die Bedeutung Wielands für die deutsche Literatur vermitteln – und auch den Informierten Neues erzählen.“
Wieland feiert
Unter dem Motto „Wieland feiert“ startet am Samstag, 3. September 2022 ab 15 Uhr das Bürgerfest auf dem Wielandgut. Interessierte können sich um 14 Uhr einer gemeinsamen Fahrradtour nach Oßmannstedt anschließen, Treffpunkt ist der Vorplatz des Weimarer Stadtschlosses. Von 10 bis 19 Uhr ist an diesem Tag die neue Ausstellung in den historischen Räumlichkeiten des Gutsgebäudes geöffnet. Um 16 Uhr wird die einstmals dort gezüchtete „Wieland-Rose“ im Gutspark gepflanzt.
Das ausführliche Programm findet sich auf der Website der Klassik Stiftung Weimar: https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/veranstaltung/wieland-feiert/
„Der erste Schriftsteller Deutschlands“
Wielandgut Oßmannstedt
Wielandstraße 16 | 99510 Ilmtal-Weinstraße | OT Oßmannstedt
3. September bis 1. November 2022: Mi–Mo 10–17 Uhr, Di geschlossen
Ab 30. Oktober 2022: Mi–Mo 10–16 Uhr, Di geschlossen | Eintritt frei
Der Gutspark Oßmannstedt ist ganzjährig frei zugänglich.
besucherservice@klassik-stiftung.de | T +49 3643 545-400