Der einsame Tod – Corona

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Ein namenloser Toter meldet sich und fragt: Wer war ich eigentlich und was ist passiert, dass sich keine Zeit mehr hatte, mich von niemanden auf dieser Erde persönlich zu verabschieden? Man wird bald von Tausenden und Abertausenden sprechen. Es wird von Namenlosen „Kriegern“ wie in vergangenen Zeiten die Rede sein, wo nur noch die Zahlen der Gefallenen im Ohr hängen geblieben sind. Das Individuum ist uninteressant und dessen Existenz mit Leib und Seele im Nu ausgelöscht. Die Abschiedszeremonie des Sterbenden kann nur manchmal noch mittels eines letzten Telefongespräches mit seinen Lieben heruntergefahren werden.

Ein makabres Zeichen unser aller Hilflosigkeit und mancher Überforderungsaktion des so Überbeanspruchten medizinischen Personals ist in Stein gemeißelt.

Die vermeintlich Gesunden heutzutage aber vergessen diese Zahlen der einsam Verstorbenen eben so schnell wie früher, bereits beim Zuhören. Ein uns selbst verordneter Rausch hält manchmal, sogar betont willentlich, alles von uns fern, was unser eigentliches Schicksal im nächsten Moment sein könnte.  Es trifft auch diejenigen nur im dichten Nebel, die gewohnt sind, ihr Ich-Sein zu pflegen.

Die Wirtschaft muss mit allen Mitteln heutzutage unbesehen aufrechterhalten werden. Aber wird nicht manchmal zu vorschnell von überzogenen Geldnöten und fraglich echten der so vielen Reichen in unserem Land geredet? Die arme Kreatur nimmt an diesem Schauspiel wiederum nicht teil oder zumindest deutlich zurückgesetzt. Dem oft nur in Geld erstickenden Sport wurden am Anfang lange Diskussionen gewidmet, und es scheint dass diese Brot und Spiele immer ihren großen Anspruch an das Leben der Masse im wahrsten Sinne des Wortes benötigen.

Was sind das für „entartende“ Zeiten, in denen das anonyme grausame ersticken der so vielen Betroffenen in den Hintergrund rückt. Oft gibt man diesem unbequemen, diesem schrecklichen und diesem nicht mehr Entrinnbaren keine Chance mehr in dieser Zeit zur tieferen Reflexion.  Diese unsere Seele müsste wahrlich ein stärkeres Beben der Gefühle aushalten.

Verdrängen, abschalten sollte nicht mehr zu den vermeintlich „neuen Tugenden“ der Überlebenden gehören, würde uns der Tote sagen. Entschleunigt Euch und lasst ein Reich um Euch wachsen, das zum zwingend neuen Tätigwerden und Teilen einlädt. Man kann manchmal – Gott sei Dank – diese neue Situation schon erahnen, wenn man an die vielen Telefongespräche im Bekanntenkreis mit mehr Anteilnahme und Hingabe denkt. Qualität wächst im Herzen.

Und jetzt schenken wir noch einmal den einsamen Toten das Wort. Er gibt merkwürdigerweise Ähnliches von uns ebenso von sich preis, war er in seinem leben falsch gemacht hat, nämlich alles Falsche, was man nur falsch machen konnte.  Und das fast in der gleichen Generation könnte eigentlich verdammt tröstend sein oder doch nicht?

Der Tote klagt an, dass er manchmal oder oft sogar keinen Gott neben sich hatte, der ihn hätte strafen müssen. Dabei wird doch einem jeden Einzelnem von uns eine gewisse Portion vom Göttlichen geschenkt, und trotzdem bleibt man manchmal trotzdem so erbärmlich untätig. Es tauchen die gleichen Schuldgefühle und das grenzenlose Versagen im anstehenden Detail auf wie bei unseren genannten einsamen Toten.

Jetzt aber wird uns eine große Stille in der zeit verordnet, wo wir überall unser Untätigsein in unserem Leben nachsinnen könnten. Das würde einem barmherzigen Gott besser gefallen.    

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Über Renate Groß 1 Artikel
Renate Groß ist Augenärztin und leidenschaftliche Malerin. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann, Rudolf Groß, ehemaliger Priester und katholischer Theologe zusammen in Jena. Im verganenen Jahr hatte sie ihre erste Kunstausstellung.