Drei Institutionen des Freistaats Bayern sind an der ersten virtuellen Ausstellung des Kulturportals „bavarikon“ beteiligt. Sie gilt dem Reformator Martin Luther anlässlich seines Gedenkjahres: Vor 500 Jahren heftete der berühmteste Mönch, später verheiratet, zu Beginn der Neuzeit seine 95 „Thesen“ an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Die Bayerische Staatsbibliothek, das Haus der Bayerischen Geschichte und die Staatlichen Archive Bayerns handeln Luthers Werk und Wirken überschaubar ab und führen es jedem Nutzer vor Aug und Ohr. Jeder Mensch kann, ohne sich in ein Museum oder sonstige Kultureinrichtung begeben zu müssen, Luther und seiner umstürzlerischen Großtat im Netz begegnen. Klick auf www.bavarikon.de/luther und – Glück auf!
Als „multimediale Schatzkiste“ preist der amtierende bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder, bekennender fränkischer Lutheraner (der sich als solcher, wie ein Katholik, bekreuzigen darf), das Kulturportal „bavarikon“. Ebenso innovativ wie ansprechend würden gelebte Werte und Traditionen, bayerntypisch, jedermann zugänglich. Mit der Kapelle im Schloss von Neuburg an der Donau besäße Bayern den ältesten für den protestantischen Ritus ausgestatteten Kirchenraum Deutschlands.
Die ab 15. März sozusagen gratis gezeigte virtuelle Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in Bayern. Anhänger, Gegner, Sympathisanten“ bietet nicht weniger als 123 ausgesuchte Luther-Exponate in Wort und Bild. Sie sind erstmals vereint und werden in hoher digitaler Qualität vermittelt. Das Spannende: Der „Besucher“, zu Neudeutsch „User“, kann Drucke und Handschriften nicht nur von außen betrachten, sondern an- und durchblättern und darin, solange er Lust und Zeit hat, lesen. Laien wie Experten, Lernende wie Lehrende, Studierende wie Forschende profitieren von dieser Art demokratischer Darbietung kulturhistorischer Kostbarkeiten.
Zu ihnen zählen handgeschriebene Briefe Martin Luthers, einige der illustrierten Bibeln mit seiner epochalen Übersetzung, die Luther-Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, der so genannte Hedwigsbecher aus Luthers Besitz, der Regensburger Reformationsaltar – und sogar ein Gang durch das sich beim virtuellen Durchschreiten entsprechend verändernde sogenannte Lutherzimmer auf der Veste Coburg.
Neben Coburg werden weitere elf für Luthers Reformwerk belangvolle bayerische Orte mit den wichtigsten Ereignissen herausgehoben – von Lindau bis Amberg, von Augsburg bis Nürnberg, von Memmingen bis München. Gegner und Befürworter Martin Luthers, die für Bayerns Landesgeschichte keine geringe Bedeutung haben, kommen zu Wort und werden in teils bislang unbekannten Abbildungen vorgestellt: vom Gelehrten Johannes Eck bis zur Äbtissin Caritas Pirckheimer, von Andreas Osiander, dem in Gunzenhausen geborenen Theologen bis zum Nürnberger Schuhmacher und Poeten Hans Sachs.
Dass für die sowohl thematisch wie technisch einzigartige Ausstellung 21 wissenschaftliche Institutionen mit gut 40 Fachleuten mitwirkten, freut besonders den bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle: „Etwas in dieser Art war noch nie dagewesen“, lässt er seinen Staatssekretär Georg Eisenreich vor der versammelten Presse verkünden. Diese ließ sich im Friedrich-von-Gärtner-Saal der Bayerischen Staatsbibliothek davon überzeugen, dass ein Original wie die hier in einem Kunstglaskasten gezeigte Luther-Bibel aus dem Jahr 1560 alle Digitalisate, so willkommen sie sein mögen, noch immer in den Schatten zu stellen vermag.
Foto (Hans Gärtner)
So willkommen Digitalisate sein mögen – von der originalen Ausgabe einer Luther-Bibel (1560) geht zweifellos auch in Zukunft große Faszination aus.
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