Um als Juden schnell erkennbar zu werden, müssen erwachsene Juden vom Mittelalter an bis tief in die Neuzeit hinein außerhalb des Judenviertels einen großen gelben Fleck sichtbar auf einem Kleidungsstück tragen. Ähnliches gilt in vielen muslimischen Ländern für Juden und Christen.
1941 tritt in Deutschland und in dem von Deutschland besetzten Gebieten eine Polizeiverordnung über die Kennzeichnung von Juden in Kraft. Juden müssen in der Öffentlichkeit sichtbar einen gelben Stern auf ihrer Kleidung tragen. Der gelbe Davidstern, den die Nazis bis heute „Judenstern“ nennen, soll die Deportation und die Vernichtung der Juden erleichtern.
In der Corona-Zeit haben in Deutschland manche Impfgegner den Davidstern für sich entdeckt, den sie trotz (?) Nazivergangenheit „Judenstern“ nennen. Zentral erscheint das Wort „Ungeimpft“ (ich empfehle das Adjektiv klein zu schreiben) mit Lettern, die an Hebräisch erinnern wollen. Daneben gibt es auch Davidsterne mit „Sachse“ und „Diesel-Fahrer“ (ich empfehle „Dieselfahrer“) für patriotische Aktivisten gegen kleines Geld zu erwerben.
Das Motto der Impfgegner lautet: Bald sind die Ungeimpften die Juden von heute. Man erhält den Autoaufkleber-Sticker für € 2,99 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten im Internet.
Mit Judenstern gegen Corona-Maßnahmen
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/rechte-kapern-hygiene-demos-100.hhtml
Frontal 21 vom 19. Mai 2020
Im Fernsehen sind Rangeleien zwischen Journalisten und Sticker-Impfgegner, die aus unerfindlichen Gründen bald Juden sein werden, zu beobachten. Auffallend ist, dass die Journalisten sich die Sprache der Impfgegner aneignen und den aufgeklebten Sticker ebenfalls in der Lingua Tertii Imperii als Judenstern bezeichnen. Dabei könnten die Journalisten die Impfgegner leicht verwirren, wenn sie den Stern korrekt mit „Davidstern“ benennen würden. Die Impfgegner, die nicht alle Rechtsradikale sind oder als solche erkannt oder angesehen sein wollen, würden sich die Autoaufkleber-Sticker für € 2,99 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten sofort vom Leibe (bzw. von den Kleidern) reißen.
PS:
Ich bin gespannt, ob auch Sachsen und Dieselfahrer öffentlich behaupten werden, die Juden von heute zu sein.