Die Sprache ist ein feines Gefäß, Gradmesser und Kulturgut zugleich. Doch traditionelle Begriffe werden wie der Osterhase abgeschafft und landen im Müll von Sprachideologen, die Deutschland zunehmend aus der christlichen Identität zu befreien suchen. Das ist nicht nur traurig, sondern zeigt – der Kulturkampf ist schon angebrochen – das Christliche auf dem Rückzug.
Wer einen Blick auf seine Ostereinkäufe wirft, macht einen schrecklichen Fund. Der Osterhase ist rein nominell aus der schönen, bunten Einkaufswelt verschwunden, klärglich ersetzt durch den „Traditionshasen“ oder „Schokohasen“. Im Namen der kollektiven Sprachreinigung ist das „Oster“, in Zeiten von Leitkultur- und Islamdebatte gelöscht. Der große Philosoph des Anti-Christlichen, Friedrich Nietzsche, hätte seine grelle Freude an der neuen Ideologie christlicher Sprachverbote. Das Christentum, für Nietzsche eine Moral der Schwachen, eine Sklavenmoral, die dem Willen zur Macht weichen müsste, um den Herrenmenschen zu inthronisieren, befindet sich endlich auf dem Rückzug. Nietzsches Gott-ist-tot-Ideologie hat jetzt auch den Osterhasen hingerafft. Und tatsächlich, wir tun alles daran, unsere abendländischen Wurzeln zu verleugnen und zu säkularisieren. Zuerst werden die Namen getilgt, dann die religiös geprägten Feste und Feiertage. Die Angst vor der kulturellen Identität kennt keine Gnade. Getreu dem Motto – lieber sich selbst vernichten, als später vernichtet werden. Eine Zukunft ohne Herkunft ist das neue Ideal der Sprachbereiniger und Verwirrer. Auf diese Art und Weise wird das kulturelle Erbe entkleidet, seines subjektiven Kerns beraubt, in eine sprachliche Austauschbarkeit geschraubt und dem kollektiven Vergessen an die Hand gereicht. Derartige sprachliche Modifikationen der Unkenntlichkeit, der Unkenntlichmachung, bedürfen überhaupt nicht anderer Religionen, um sich selbst als Kulturnation – samt Sprache – abzuschaffen.
Wer seine Tradition verleugnet, gibt seine Identität auf – DDR 2.0
Wer seine Tradition verleugnet, gibt seine Identität auf. Deutschland ist hier auf dem besten Wege, denn das Zauberwort der Stunde heißt bekanntlich Diversity. Die christliche geprägte Bundesrepublik, die den Gottesbezug ausdrücklich in der Präampel verankert hat, wird langsam zu einer DDR 2.0. Dort wurde alles, was nur indirekt Zeugnis christlichen Ursprungs war den Sprachaufräumern, den Kulturvernichtern zum Kampfbegriff. Die Entchristlichung war Parteiprogramm und Ideologie in einem, Vernichtung all dessen, was nicht dem Klangzauber sozialistischer Parolen entsprang. Das Christliche war das Bürgerliche schlechthin und der Abgesang auf dasselbe gebar erst den neuen Menschen, der den alten Mythos wie einen leblosen Sack von sich warf, das Brauchtum aus fernen Vorzeiten wie eine Bürde in den Orkus der Geschichte warf. Wie radikal und rigoros die DDR ihre sozialistische Bürokratie erschuf, zeigte sich immer wieder an Neuschöpfungen von Begrifflichkeiten. Die „Jahresendflügelfigur“ wurde zur traurigen Legende und Gewissheit, nahm Weihnachten jeden Glanz, jedes Geheimnis. Die Angst vor dem Christentum und seiner revolutionären Kraft galt als Schreckensvision, nur der Gedanke daran war schon verächtlich und kategorisch daher aus dem Sprachgedächtnis und Alltag zu tilgen.
Vom christlichen Ursprung des Osterhasen
Nun handelt es sich beim Osterhasenbrauch, so säkularisiert er auch in der Kauf- und Marktwelt kommerzialisiert wird, um ein christliches Symbol und um eine jahrhundertealte Tradition. Bereits in der Antike galt er als Inbegriff von Fruchtbarkeit, schöpferischer Lebenskraft, als Glücksbote schlechtin. Sowohl die griechische Liebesgöttin Aphrodite als auch die Gottesmutter Maria wurden in der Kunst mit einem Hasen dargestellt. In der Ikonografie der Ostkirche, explizit, beim Mailänder Bischof und Kirchenlehrer Ambrosius (339-397), stand der Hase für den auferstandenen Christus, der im Tod Leben bringt. Das aus frühen Zeiten bekannte „Dreihasenbild“ seinerseits war Zeichen der christlichen Dreieinigkeit, die nach jahrelangen Streitigkeiten zwischen Christen und Arianern, im sogenannten „filioque“-Streit zwischen der Wesensähnlichkeit oder Wesensgleichheit der Substanzen oder göttlichen Hypostasen, auf den Konzilen von Konstantinopel beigelegt wurde. Seit dieser Zeit ist der substantielle Bestandteil der göttlichen Dreieinigkeit, die Trinität, das zentrale Glaubensgeheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Später, im 17. Jahrhundert, wurde der Osterhase in einer Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ des Medizinprofessors Georg Franck von Franckenau erstmals erwähnt. Seitdem ist er zum Symbol des schwachen Menschen, geworden, der seine Zuflucht in Christus sucht.
Rose-Möhring und das Beinahe-Ende der Nationalhymne
Ist mit dem nominellen Osterhasenverbot eine säkulare Sprachreinigung am Werk, die an den Grundfesten der abendländischen Kultur leise rüttelt, sorgte erst jüngst der Vorstoß der Gleichstellungsbeauftragten des Bundesfamilienministeriums Kristin Rose-Möhring für Zündstoff. Dem berühmten Dichter der Deutschen, dem Patrioten der Deutschen Einheit, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, sollte das Fallbeil gelegt, das „Lied der Deutschen“ gegendert werden. Fallerleben selbst hatte die Repressalien des reaktionären Preußens hautnah verspürt, verlor Professur und Pension, Flucht und Ächtung inbegriffen. Dass gerade Hoffmannsleben, der Kämpfer für bürgerliche Freiheiten, der mit seiner Kritik an der Kleinstaaterei, der Fürstenwillkür, der Allmacht von Polizei und Militär und seinem Veto für die Pressefreiheit zum Freiheitshelden einer ganzen Generation wurde, ausgerechnet einer Sprachkorrektur einer freiheitlichen Demokratie zum Opfer werden könnte, hätte sich der Verfasser der „Unpolitischen Lieder“ selbst in seinen schrecklichsten Träumen nicht zu denken gewagt.
Die irrsinnige Idee und aberwitzige Attacke der SPD-Politikerin kam punktgenau zum Frauentag auf das Tableau der politisch Überkorrekten. Nach kanadischem und österreichischem Vorbild (ausgerechnet Österreich) sollte das „Lied der Deutschen“ geschlechtsneutral umgedichtet werden. Rose-Möhring gefielen die Zeilen von Fallersleben einfach nicht. Zu Macho, zu national, zu Deutsch. Deswegen sollten auch gleich Begriffe wie Vaterland durch Heimatland ersetzt und die Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“ in „couragiert mit Herz und Hand“ umbenannt werden.
Selbst die Frauenzeitung „Brigitte“ konnte dem Vorschlag aus Berlin nichts abgewinnen. Kritik kam, Gott sei Dank, nicht nur aus den Reihen der Union. Julia Klöckner, Annegret Kramp-Karrenbauer, die Kanzlerin und Bundespräsident Steinmeier hatten sich gegen eine geschlechtsneutrale Neuformulierung der Nationalhymne ausgesprochen. „Mir fielen andere Themen ein, die wichtiger für Frauen wären als die Nationalhymne zu ändern“, twitterte Klöckner damals.
Die Kirche schweigt noch zum Ausverkauf des Osterhasen als Auslaufmodell und predigt hingegen die Versöhnung mit dem Islam. Vielleicht hat sie zu Ostern etwas Besseres vor, als ihre Tradition zu pflegen und zu bewahren. Es kann aber auch viel banaler sein, da Kirchenfürsten offiziell keine Kinder haben und daher auch keine Osterhasen kaufen, oder weil vielleicht viele Politiker eine bosnisch-serbische Zugehhilfe beschäftigen, die den qualitativen Unterschied auf der Osterhasen-Schokoladen bzw. Traditionshasenquittung in den deutschen Filialen, bei Karstadt & Co, gar nicht registriert oder als marginal abtut.
Es bleibt zu hoffen, dass der Osterhase im Sprachvernichtungsspiel bessere Karten hat als Hoffmann von Fallersleben. Bislang wird sie ihm verweigert. Das ist nicht nur schade für unsere Tradition und unsere Kinder.